Zur Karriere von Sieglinde Thaller

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Reifeprüfung am Neusprachlichen Bundesgymnasium in Steyr 1981 absolvierte ich die Pädagogische Akademie der Diözese Linz und legte 1984 die Lehramtsprüfung für das Hauptschullehramt in den Fachbereichen Deutsch, Physik/Chemie und römisch-katholische Religion ab. Nach einem Jahr Unterricht an der Sporthauptschule Ulrichsberg ließ ich mich an die Volks- und Hauptschule der Franziskanerinnen von Vöcklabruck versetzen und unterrichtete dort von 1985 bis 1992 mit voller Lehrverpflichtung. Anläßlich der Geburt meiner Kinder unterbrach ich diese Tätigkeit und unterrichtete ab 1998 wieder in Teilzeitbeschäftigung. 2002 schloß ich mit dem ECHA-Diplom, dem europäischen Diplom für Begabtenförderung, den Akademiestudienlehrgang Begabungs- und Begabtenförderung ab. Berufsbegleitend holte ich das Aufbaustudium für das Lehramt an Volksschulen nach. Seit Dezember 2003 bin ich Leiterin der Volks- und Hauptschule der Franziskanerinnen Linz.

Zum Erfolg von Sieglinde Thaller

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, eine Situation unabhängig von der Meinung und Akzeptanz anderer für mich stimmig zu lösen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich betrachte mich stets dann als erfolgreich, wenn ich Situationen im Einklang mit meinem Inneren lösen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das familiäre Umfeld, aus dem ich stamme, war getragen von einer Vielfalt verschiedener Persönlichkeiten. Die Großfamilie vermittelte mir religiöse und soziale Werte, die meine individuelle Entwicklung förderten. Ausschlaggebend für Erfolg ist bis zu einem gewissen Grad auch immer die Gunst der Stunde: das Glück, zum geeigneten Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Unsere Gesellschaft ist nach wie vor darauf abgestimmt, Männer zu bevorzugen, weil sie nicht durch die Kinderbetreuung beruflich eingeschränkt sind. Ich selbst richtete unsere Familie ebenfalls als Großfamilie ein und wechsle mich mit anderen Bezugspersonen mit der Kinderbetreuung ab. Diese Tatsache war auch Voraussetzung für meine berufliche Entwicklung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Negativ prägten mich zwei Lehrer in meiner Kindheit, die Angst verbreiteten. Bereits damals reifte in mir der Entschluß, Lehrerin zu werden, die niemals ein Kind fürchten müsse. Positive Vorbilder fand ich vor allem in meiner Familie. Mein Vater bestärkte mich, die AHS zu besuchen und als Frau auf eigenen Beinen zu stehen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Schule müßte viel mehr auf die Individualität der Kinder eingehen. Begabungen sollten der Persönlichkeit entsprechend gefördert werden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Umfeld erlebt mich als ehrgeizig, sehr pünktlich und pflichtbewußt. Man hört mich von weitem, weil ich laut und gerne lache. Ich arbeite selbst viel und erwarte auch viel von meiner Umgebung.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Schule hat einen sehr familiären Charakter und ist eine Institution, in der persönliche Nähe, Kommunikations- und Begegnungsmöglichkeiten sowie positive soziale Kontakte zur gegenseitigen Förderung beitragen. Ich lege Wert auf eine begabungsfreundliche Schulkultur, in der Individualität und persönliche Entwicklung gefördert werden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben, bewußt zu leben und seine Mitmenschen als ebenbürtig zu betrachten. Freundlichkeit, Ausdauer, Eigenmotivation und eine gewisse Frustrationstoleranz sind weitere wichtige Voraussetzungen sowie eine Quelle im Leben, aus der man Kraft schöpfen kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist die Gesundheit meiner Familie. Schulisch möchte ich mich gut einarbeiten und den Schulbetrieb gemeinsam mit den Lehrern steuern. Im Bereich Begabungs- und Begabtenförderung will ich mich weiterbilden, österreichweit engagieren und in der ECHA-Vereinigung mitarbeiten. Ich bin offen dafür, Dinge an mich herankommen zu lassen und nicht alles zu planen.
Ihr Lebensmotto?
Laß deine Sonne scheinen. Dies soll für jeden Menschen der Aufruf sein, entsprechend seiner Persönlichkeit zu leben.