Zur Karriere von Gabriele Greiner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte in Wien das Neusprachliche Gymnasium, an dem ich 1974 die Matura ablegte. Danach begann ich mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das ich 1980 mit dem Doktorat abschloß. Es folgten fünf Jahre Turnusdienst in der Krankenanstalt Rudolfsstiftung mit der gleichzeitigen Facharztausbildung für Labormedizin, die ich 1989 erfolgreich absolvierte. Gleichzeitig hatte ich die Leitung des Labors im Mautner Markhof-Kinderspital inne. Ab April 1989 war ich im Labor Dr. Dazinger im 22. Wiener Gemeindebezirk tätig, und 1996 wurde ich mit der Leitung des Labors betraut. Seit Jänner 2001 bin ich die Inhaberin des Labors, das über Verträge mit allen Kassen verfügt. Ich übernahm dabei etwa 35 Mitarbeiter. Im Jahre 2004 erfolgte der Laborneubau an einem zentraleren Ort des Bezirkes, und am 10. Jänner 2005 wurde mein neues Labor eröffnet. Ich kann nun ein Haus mit einer Fläche von zwei Mal 700 Quadratmeter mein eigen nennen. Die Ordination und das Medizinisch-Diagnostische Laboratorium Dr. Gabriele Greiner beschäftigen sich mit Routine-, Blut- und Harnuntersuchungen. Wir unterhalten keine Forschungseinrichtung, gehen jedoch momentan zu Spezialuntersuchungen über, wie den sehr aufwendigen genetischen oder HPLC Untersuchungen. Es steht im Raume, daß Labors von den Krankenkassen zusammengelegt werden sollen, so daß nur mehr fünf oder sechs Labors in Wien übrig bleiben. Ich leite ein sehr großes Labor mit 55 Mitarbeitern und möchte natürlich auch Spezialuntersuchungen anbieten, damit diese nicht außerhalb des Labors oder sogar außerhalb Österreichs erledigt werden müssen, wie das zur Zeit auch der Fall sein kann. Wir bekommen die Blutproben zugeschickt oder lassen sie durch einen ausgeklügelten Botendienst von den Ärzten abholen, es kommen aber auch Patienten zur Blutentnahme zu uns ins Labor. Mein Mann ist erster Oberarzt an der Chirurgie der Rudolfsstiftung und hat mit meinem Labor nichts zu tun.

Zum Erfolg von Gabriele Greiner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, nicht nur privat, sondern auch beruflich anerkannt zu sein. Mit dem Aufbau meiner eigenen Ordination habe ich mir einen gewissen Status geschaffen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin sowohl auf meine Ordination samt großflächigem Labor als auch auf unser gutes Arbeitsklima sehr stolz. Der Betrieb wird demokratisch geführt, alle Mitarbeiter aus allen Aufgabengebieten werden gleich behandelt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg war wohl meine liberale Haltung, die ich im Umgang mit anderen Menschen an den Tag lege. Ich treffe niemals Entscheidungen über den Kopf anderer Menschen hinweg, sondern beziehe meine Mitarbeiter in alle Entscheidungen mit ein. Ich verlange natürlich Leistung und Disziplin, bin aber sehr großzügig, wenn diese geboten werden.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich habe immer hundertprozentigen Arbeitseinsatz erbracht. Meine Mutter unterstützte mich bei der Versorgung meiner Kinder, so daß ich ohne Inanspruchnahme von Karenzzeiten meine Ordination und das Laboratorium leiten konnte. In der Ausübung meines Berufes sah ich mich aufgrund meines Geschlechtes nie benachteiligt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich wuchs in einer Arztfamilie auf und war daher für meinen Beruf prädestiniert. Meiner Mutter verdanke ich viel, sie unterstützte mich immer durch ihren Einsatz für meine Kinder und meine Familie. Sie ist auch heute noch täglich in meinem Haushalt und bei den Kindern im Einsatz und einfach unersetzlich. Meine Vorgängerin, Frau Dr. Hannelore Dazinger, stellte mich seinerzeit ein, ohne sich wesentlich von meinen Fähigkeiten zu überzeugen. Sie hatte von vornherein ein gutes Gespür für meine Kenntnisse, förderte mich in jeder Hinsicht und war immer mein Vorbild.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem sehe ich im Konkurrenzkampf der Ärzte untereinander. Neid spielt in unserem Metier eine besondere Rolle, vor allem in Wien.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich selbst habe ich keine Zeit mehr, denn mein Arbeitstag ist aufgeteilt in meinen Beruf und die Betreuung meiner Kinder, die ich in der Früh in die Schule, ins Theresianum, bringe und abends wieder abhole. So falle ich jeden Tag todmüde um 23 Uhr ins Bett. Das Wochenende gehört auch den Kindern. Mein Mann ist ebenfalls sehr ausgelastet in seinem Beruf, so daß nur eine genaue Organisation des Familienlebens ein zufriedenstellendes Privatleben garantieren kann.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Disziplin ist das Wichtigste in der Berufsausübung. Wer zunächst den falschen Beruf gewählt hat, sollte erkennen, daß hier nicht der Schlüssel zu einem erfüllten Leben liegen kann. Mit eiserner Disziplin sollte der Berufswunsch verfolgt werden, der einem am Herzen liegt. Handwerker und Facharbeiter haben die größten Chancen in der heutigen Berufswelt, da hier starker Mangel herrscht. Fremdsprachen sind ebenfalls sehr wichtig. Je mehr Sprachen beherrscht werden, um so besser sind die Chancen im Leben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mit meinem Labor und der Ordination bin ich sehr zufrieden. Ich habe es mir nun zum Ziel gesteckt, das Niveau beizubehalten. Sollte es im Laborbereich zu Zusammenschlüssen kommen, und sollten die großen Einheiten die Labormedizin für Wien abdecken, möchte ich meinen Teil dazu beitragen.
Ihr Lebensmotto?
Man soll immer das Beste aus einer Sache machen und den Humor dabei nicht vergessen.