Zur Karriere von Ernst Karl Kneidinger

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Am Anfang meiner beruflichen Laufbahn stand der Beginn meiner Lehre zum Dreher und Maschinenschlosser bei der Firma Rosenbauer in Leonding. Nach zwei Jahren Lehrzeit erlitt ich jedoch einen schweren Arbeitsunfall, der es nicht mehr zuließ, in meinem ursprünglichen Beruf tätig zu sein. So mußte ich diese Lehre abbrechen, doch bekam ich zu meinem Glück die Möglichkeit, im selben Unternehmen in einen kaufmännischen Lehrberuf umzusteigen und dort meinen Abschluß zu absolvieren. Durch diese schicksalhafte Wendung in meiner Berufsausbildung erkannte ich erst, daß mir kaufmännische Arbeit weitaus mehr liegt als handwerkliche Tätigkeiten. Doch auch der Einblick in die technische Seite der Arbeit war aus heutiger Sicht von enormer Bedeutung für meine weitere berufliche Entwicklung und letzten Endes auch für meinen Erfolg. Als nunmehriger Kaufmann war mir aber schon bald klar, daß ich nie die Erfüllung meiner beruflichen Vorstellungen darin finden würde, Anweisungen anderer ausführen zu müssen, deren Entscheidungen ich vielleicht nicht einmal gutheißen kann. So war mir der Weg in die Selbständigkeit vorgezeichnet. Unmittelbar nach Beendigung meiner Lehrzeit wechselte ich den Arbeitsplatz und begann im Außendienst zu arbeiten. Mein erster Arbeitgeber war die Firma Gumpinger in Wels, an die ich sehr positive Erinnerungen habe und wo ich viel lernen konnte. Der nächste Schritt war der Eintritt in ein großes Familienunternehmen in Wien, dessen Sohn ich gut kannte. Der Betrieb handelte mit Produkten für den Heimwerkerbereich, in dem wir damals europaweit eine führende Stellung einnahmen. Nach einiger Zeit ergab sich die Gelegenheit, das Unternehmen selbständig weiterzuführen, und ich übersiedelte damit nach Oberösterreich. Nach zwei Jahren selbständiger Tätigkeit entschied ich mich für eine Kooperation mit einem deutschen Mitbewerber, der Firma Braukmann. Meine Intention war es, den europäischen Markt mit unseren Produkten zu erschließen. Doch schon nach relativ kurzer Zeit war mir klar, daß ich in dieser Konstellation meine Pläne nicht verwirklichen würde können, also begann ich ein neues Projekt mit der ebenfalls deutschen Firma. Innerhalb kürzester Zeit war dieses Unternehmen dann europaweit Marktführer. Der nächste Schritt führte nun in die Gründung eines eigenen Unternehmens, das sich erstmals mit dem Sanitärbereich beschäftigen sollte; einem Bereich, der in den Baumärkten damals erst Einzug zu halten begann, da diese Produkte bis dato dem Fachhandel vorbehalten waren. Auch dieses Projekt reifte zu äußerster Blüte und wurde auf seinem Sektor führend in Europa. Eine schwere Erkrankung veranlaßte mich dann in weiterer Folge, geschäftliche Themen in den Hintergrund zu stellen. Nachdem ich mich wieder auf dem Weg der Besserung befand, erwachte aber schnell wieder der Hunger nach neuen Aufgaben. Also begann ich erneut von vorn, sozusagen bei Null. Ich erzeuge und vertreibe heute gemeinsam mit der Firma Jokey aus Deutschland eine breite Produktpalette rund um das Thema Wellness für das private Badezimmer (Duschkabinen, Dampfduschkabinen, Whirlpools, Infrarotkabinen, WC-Sitze etc.). Auf unserem Sektor gehören wir zu den absoluten Marktführern in Europa.

Zum Erfolg von Ernst Karl Kneidinger

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg ist für mich im Grunde das Resultat von Ehrlichkeit, Fleiß und Partnerschaft im Umgang mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. Werden diese Faktoren berücksichtigt und wirklich gelebt, kann sich erst Erfolg einstellen. Ich bin der Meinung, daß Erfolg eine Begleiterscheinung von Gemeinschaft ist. Nur gemeinsam kann man sich Erfolg verdienen, dieser ist nie auf eine Einzelperson zurückzuführen. Meine Sekretärin ist beispielsweise seit der Gründung meines ersten Betriebes, damals als Lehrmädchen, an meiner Seite. Das ist für mich der Erfolg einer gut gelebten Beziehung mit Mitarbeitern.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Über das Wort Erfolg habe ich überhaupt nie in der Form nachgedacht. Ich würde eher sagen, ich betrachte mich als zufrieden mit all den Dingen, die gemeinsam geschafft wurden. Zufriedenheit ist für mich gleichbedeutend mit Erfolg. Andererseits ist es aber schon so, daß ich wahrscheinlich nicht zufrieden wäre, gäbe es den Erfolg nicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein erster Job im Außendienst bei der Firma Gumpinger war sehr prägend. Herr Gumpinger war für mich eine sehr markante Persönlichkeit, er imponierte mir, und ich würde sagen, mein ganzes späteres Verhalten wurde durch ihn geprägt. An diese Zeit erinnere ich mich gerne. Ich bin der Meinung, daß es wichtig ist, sich an erfolgreichen Menschen zu orientieren, sie aber dennoch nicht zu kopieren sondern den eigenen Weg zu gehen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Mitarbeiter aus? Ich wähle selbst keine Mitarbeiter aus. Das wichtigste für mich ist, daß sich ein neuer Mitarbeiter in das bestehende Team einfügen kann und hier eine stimmige Atmosphäre herrscht. Das heißt meine Mitarbeiter müssen wissen, wer zu ihnen paßt, ob diese Person dann auch zu mir paßt, wird sich zeigen, steht aber vorerst nicht an oberster Stelle. Eine Person kann entweder auf Anhieb sympathisch sein, oder sie wird es für mich durch die erbrachte Leistung im Unternehmen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube nicht in erster Linie als Chef gesehen zu werden, sondern eher als Kollege, da es meine Philosophie ist, mit Mitarbeitern einen offenen Umgang zu pflegen. Da mein Beruf es mit sich bringt, viel unterwegs zu sein, schätze ich auch die Zeiten, die ich mit meinen Mitarbeitern in Gemeinschaft verbringen kann.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich orientiere meine Arbeitszeiten an den Bedürfnissen meiner Familie, um die Freizeit mit meinen Kindern verbringen zu können. Mein Beruf macht mir aber viel Freude, und deshalb empfinde ich ihn nicht als Arbeit im Sinne einer Last. Außerdem habe ich in der Firma nicht das Bedürfnis, alles selbst machen zu müssen. Von meinen Mitarbeitern weiß jeder genau, was er zu tun hat, und deshalb läuft das Unternehmen für mich sehr zufriedenstellend. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, in jede Angelegenheit bestimmend eingreifen zu müssen. Ich kümmere mich um Aufgaben, die in meinen Bereich fallen, das sind vor allem Fragen der strategischen Ausrichtung, der Beziehung zu Kunden oder Produktentwicklung.