Zur Karriere von Karin Neuhold

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich maturierte 1980 am neusprachlichen Gymnasium in Villach und ging dann nach Salzburg, wo ich mit dem Berufsziel Richterin Jus studierte. Da ich aus einem erfolgsorientierten Elternhaus stamme - meine Eltern waren Unternehmer -, wurden von mir stets Höchstleistungen erwartet. Ich absolvierte das Jusstudium in nur neun Semestern und promovierte bereits 1985 zum Doktor iuris. Anschließend ging ich nach Wien, wo ich mein Gerichtsjahr machte und dabei feststellte, daß der Beruf der Richterin doch nicht mein Traumberuf war; er wäre mir zu belastend gewesen. Also versuchte ich mich im Journalismus und schrieb eineinhalb Jahre für das Markt-Magazin der Tageszeitung Kurier. Schließlich kam mein erstes Kind zur Welt, und ich legte ein paar Jahre Pause ein. Dann stieg ich wieder ins Berufsleben ein und war für die Werbeagentur McCann Erickson und in weiterer Folge für einen Headhunter tätig. Nach etwa zwei Jahren wurde mein zweites Kind geboren. Während ich mich um meine Töchter kümmerte, machte ich freiberuflich Inneneinrichtungen für verschiedene Auftraggeber. Außerdem verkaufte ich im Rahmen von kleinen Basaren Kinderkleidung. Ich hatte zur Mode immer schon eine besondere Affinität, schon während des Studiums handelte ich nebenbei mit Kollektionen und träumte von einem eigenen Modegeschäft. Als meine Kinder etwas größer waren, war ich eineinhalb Jahre bei der PR-Agentur Haslinger, Keck tätig und wurde dann von der Werbeagentur LCC abgeworben, wo ich ein Jahr lang tätig war. Eines Tages entdeckte ich zufällig in der Sterngasse ein Geschäftslokal, das zu vermieten war. Ich vereinbarte einen Besichtigungstermin, verliebte mich auf den ersten Blick in dieses herrliche Ambiente und wußte sofort: Hier eröffne ich mein Modegeschäft. Da ich als selbständige Unternehmerin keine Erfahrung hatte, suchte ich mir eine Angestellte, mit der ich alle geschäftlichen Vorbereitungen traf und Modefirmen für das Sortiment auswählte. Im August 2004 war es schließlich soweit, und ich eröffnete die Sterngasse 4 - einen Department Store mit Fokus auf chice Kleider und Accessoires. Ich reise mehrmals pro Jahr durch die ganze Welt, spüre die neuesten Trends auf und stelle die aktuellen Kollektionen zusammen. Wir führen namhafte Labels aus den Bereichen Fashion, Schuhe, Taschen, Unterwäsche, Kosmetik und Accessoires.

Zum Erfolg von Karin Neuhold

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn mir mein Beruf Freude und Spaß bereitet, und meine Tätigkeit auch bei anderen Menschen gut ankommt, sehe ich das als Erfolg. Die Anerkennung durch die Kunden und das positive Feedback sind meine Erfolgserlebnisse. Es gelingt mir, meine eigene Faszination und Freude an der Mode an die Kunden weiterzugeben - das ist für mich die schönste Form von Erfolg. Meine Vorstellung von Erfolg hat mit innerer Zufriedenheit zu tun, der finanzielle Aspekt ist eher zweitrangig.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kaufe wirklich nur das ein, was mir persönlich gefällt. Es gibt in meinem Geschäft kein einziges Stück, das nicht meinem Geschmack entspricht. Ich vertrete hundertprozentig meine Linie, vertraue auf meine Intuition und weiche kein Stück von diesem Weg ab. Darum kann ich aus vollster Überzeugung hinter meinem Sortiment stehen. Diese Begeisterung überträgt sich dann auch auf die Kunden. Ich gehe auf die jeweilige Persönlichkeit und den Typ der Kundin ein, ich berate sie und rede ihr nicht Dinge ein, die nicht zu ihr passen; Das würde nicht meiner Philosophie entsprechen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter ist mein größtes Vorbild. Sie ist das Musterbeispiel einer erfolgreichen Geschäftsfrau, die sich auch im von Männern dominierten Immobilienbusiness knallhart durchsetzen kann. Diese erfolgsorientierte Einstellung, ihre Unabhängigkeit und Selbständigkeit lebte sie uns auch zu Hause vor. Das war sicher auch für meinen Berufsweg prägend.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In erster Linie sollte die Chemie stimmen. Ein neuer Mitarbeiter muß selbstbewußt und offen sein, er muß seine eigene Meinung vertreten. Ich brauche keine Jasager, da solche Menschen meist auch nicht gut beraten können. Ich habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Mitarbeitern, und wir gehen manchmal auch privat zusammen weg. Ein gutes, entspanntes Arbeitsklima ist mir überaus wichtig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In der Anfangsphase als selbständige Unternehmerin beschäftigte mich die Arbeit fast rund um die Uhr, ich hatte deswegen sogar Schlafstörungen. Inzwischen hat der Druck nachgelassen, und ich kann auch das Privatleben entspannt genießen. Bei dieser Gelegenheit muß ich auch meiner Schwester danken, die mir die Buchhaltung und alle geschäftlichen Belange weitestgehend abnimmt. In der Freizeit treibe ich täglich Sport, da ich ein absoluter Bewegungsmensch bin. Das ist für mich der beste Ausgleich zum beruflichen Streß.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Meine Mutter gab mir einen Rat, den ich nur unterschreiben kann: Visualisiere deinen Traum bis ins kleinste Detail und dann arbeite mit voller Kraft an der Umsetzung. Weiche niemals von deinem Weg ab, zieh dein Ding durch!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein größter Traum wäre es, in allen wichtigen Städten von Mailand bis Paris eine Niederlassung zu etablieren.