Zur Karriere von Hans Zimmermann

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach dem Gymnasium wollte ich eigentlich Berufsoffizier werden und begann auch die entsprechende Ausbildung beim Heer. Ich war insgesamt acht Jahre beim Bundesheer, zuletzt in der Funktion eines stellvertretenden Kompaniekommandanten. Dann stellte ich fest, daß das doch nicht so meine Welt ist. Privat hege ich seit meinem 16. Lebensjahr eine große Leidenschaft für Motorräder und half auch bei der Fachzeitschrift Superbike immer wieder aus. Im Zuge dieser Tätigkeit war ich in Deutschland bei einem Helmhersteller, der einen Importeur für Österreich suchte. Davor war ich 1978 bei den UN-Truppen am Golan stationiert und konnte mir ein wenig Geld ersparen. Ich sah die Chance, Hobby und Beruf zu verbinden, und gründete eine Vertriebsfirma für Levior Motorradhelme und Zubehör. Die Geschäfte liefen gut, und schließlich machte mir der Chef der Deutschland-Zentrale das Angebot, den Export in Deutschland aufzubauen und mich um das Marketing zu kümmern. Dieses Angebot war für mich sehr verlockend, und ich nahm es Ende 1984 an. 1993 trat ich in die Firma Zupin Moto-Sport ein, die Motorradzubehör verkaufte und Motorräder importierte. Die Zeit in Deutschland war sehr interessant, und ich kehrte erst nach insgesamt 22 Jahren wieder nach Österreich zurück. Als Anfang 2006 Yamaha Österreich einen neuen Geschäftsführer suchte, fragte man mich, ob mich diese Funktion interessieren würde, und ich sagte zu. Der Job macht sehr viel Spaß, und ich habe meine Entscheidung noch keine Sekunde bereut.

Zum Erfolg von Hans Zimmermann

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich eine Mischung aus privater Zufriedenheit und beruflichem Vorwärtskommen. Wenn ich gemeinsam mit meinem Team gute Arbeit leiste und dafür Anerkennung von den Kunden, Vorgesetzten und Händlern erhalte, sehe ich das als Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Am Gymnasium erhielt ich eine gute Ausbildung und ein breites Basiswissen. Während meiner Militärzeit lernte ich verschiedene Strategien und Prinzipien kennen, die sich auch auf das Geschäftsleben übertragen lassen. Dazu gehören Standortbestimmung, Sicherstellung der Versorgung, Mitarbeiterführung und Toleranz. Ich ordne nicht alles dem beruflichen und finanziellen Erfolg unter, der Beruf muß in erster Linie Spaß machen und genügend Freiraum für das Privatleben lassen. Wenn in einer Firma die Chemie nicht mehr stimmt und ich am Morgen nicht gern hingehe, ziehe ich auch die Konsequenzen. Dabei konnte ich immer auf die Unterstützung meiner Frau rechnen. Ich hatte das große Glück, mein großes privates Hobby mit dem Beruf verbinden zu können. Ich bin sicher kein Typ wie mancher Politiker, der heute Verteidigungsminister ist, morgen Sozialminister und übermorgen Finanzminister. Die Folge davon ist, daß man nur ein Aushängeschild darstellt und immer von der zweiten Ebene abhängig ist.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die größte Gefahr für die gesamte motorisierte Zweiradbranche ist der Gesetzgeber, der immer mehr Einschränkungen vornimmt. Ein Radfahrer muß bis heute keine Prüfung ablegen, um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Motorradfahrer werden hingegen ständig mit neuen Vorschriften, Abgasnormen, Tempolimits und Fahrverboten reglementiert. Die Fahrschulen werden immer teurer, sodaß es sich ein 16jähriger heute schon genau überlegen muß, ob er den A-Führerschein macht, wenn er sich zwei Jahre später ohnehin ein Auto kaufen will. Der durchschnittliche Motorradfahrer in Österreich ist zirka 40 Jahre alt, intelligent und beruflich erfolgreich. Trotzdem wird diese Gruppe von ein paar hunderttausend Menschen von den Behörden schikaniert und fast schon ausgegrenzt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Natürlich muß eine gewisse fachliche Qualifikation vorhanden sein, auf Zeugnisse lege ich aber keinen großen Wert. Die Beurteilung in einem Dienstzeugnis deckt sich mit den tatsächlichen Leistungen und Fähigkeiten nur sehr selten. Für mich ist das persönliche Gespräch und mein daraus gewonnener Eindruck das ausschlaggebende Kriterium. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In meiner Branche muß ich nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch unsere Händler motivieren. Die Vertriebspartner tragen ja ebenfalls wesentlich zu unserem Erfolg bei. Freundliches Wesen und Offenheit gehören ebenso zur Motivation wie die Wertschätzung der Mitarbeiter und die Anerkennung ihrer Leistung. Umgekehrt muß ich auch einen Schlußstrich ziehen und mich von einem Mitarbeiter trennen, wenn die Leistung auf Dauer nicht stimmt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke liegt in der großen emotionalen Bindung der Mitarbeiter an die Marke. Das beginnt im Werk in Japan und geht bis zu den nationalen Vertriebsgesellschaften. Wir sind eine große Familie und mit Herz und Seele dabei.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber?Sehr amikal und offen. Natürlich kämpft jeder für sich, aber schlußendlich sitzen wir alle in einem Boot.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lese sehr viel und verbringe auch einige Zeit im Internet. Kurse und Seminare besuche ich aber eher selten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Nicht gleich ans Geldverdienen denken, sondern lieber ein paar Jahre mehr in die Ausbildung investieren und soviel wie möglich lernen. Je breiter die Basis ist, desto besser die Chancen im Berufsleben. Sei tolerant und offen für alles!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Man weiß zwar nie, was das Leben so bringt, ich habe aber vor, bis zu meiner Pensionierung bei Yamaha Motor Austria zu bleiben und hier gute Arbeit zu leisten.
Ihr Lebensmotto?
Man kann dem Leben nicht mehr Stunden geben - aber den Stunden mehr Leben.