Zur Karriere von Elfriede Wilfinger

Welche waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Ich hatte in der ersten Klasse Hauptschule sehr gute Leistungen und trat deshalb in das Neusprachliche Gymnasium über, wo ich 1972 mit Auszeichnung maturierte. Da ich seit meiner Kindheit Ärztin werden wollte, begann ich Medizin zu studieren, obwohl meine Eltern der Meinung waren, daß ich als Frau kein Studium benötige, da ich sicher heiraten werde. Als sie den Ernst meines Wunsches erkannten, unterstützten sie mich und ich legte einen Großteil der Prüfungen mit sehr gutem Erfolg ab, heiratete 1976 und promovierte im Februar 1979. Ab März 1979 begann ich meine Turnusausbildung im Krankenhaus Tulln, unterbrach diese 1981 nach der Geburt meiner Tochter für ein Jahr und beendete diese 1983. Mein Wunsch war zunächst die Ausbildung zum Facharzt für Kinderheilkunde, dies hätte jedoch viele Nachtdienste und Trennung von meiner Familie bedeutet und so entschloß ich mich als praktische Ärztin zu praktizieren. Eine Kassenpraxis durch die Ärztekammer als Frau zu bekommen war sehr schwer. Durch Zufall erfuhr ich von meiner derzeitigen Praxis und übernahm diese im April 1983. Seit 1984 bin ich als Schulärztin am Bundesgymnasium Klosterneuburg tätig. Ich angagieren mich auch in der Standespolitik und war einige Jahre als gewählte Kammerrätin in der NÖ Ärztekammer. Zusätzlich arbeite ich seit meinem 18. Lebensjahr beim Roten Kreuz, zunächst als Sanitäterin, ab 1983 als Abteilungsärztin, anschließend wurde ich Bereichsärztin für das Industrieviertel und seit drei Jahren bin ich neben meiner Tätigkeit Sanitäter auszubilden und zu schulen, Chefarzt-Stellvertreterin als einzige Frau in einer Männerdomäne.

Zum Erfolg von Elfriede Wilfinger

Was bedeutet für Sie Erfolg? Daß ich die Ziele, die ich mir gesteckt habe erreiche.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Für den Erfolg ist ein bestimmtes und erreichbares Ziel wesentlich, das sehr konsequent verfolgt werden muß. Dies geht nur mit Verzicht und einem hohen Maß an Selbstdisziplin. Ich lernte in meiner Kindheit zu verzichten und daß die Arbeit vor dem Vergnügen kommt. Andererseits wurde ich von meinen Eltern immer sehr gefördert, sie waren stolz auf mich. Das spornte mich an und gab mir Selbstvertrauen. Was ich tue mache ich mit Freude, ist dies nicht mehr der Fall, ziehe ich die Konsequenzen. Dies ist nicht immer leicht, aber man muß Nein sagen lernen. Man muß die eigenen Grenzen und Fähigkeiten kennen, klar sehen was man will und sich Ziele danach setzen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, sich umfassend zu informieren, offen zu sein, sich eine eigene Meinung bilden und danach handeln. Ganz wesentlich für den Fortgang ist die Kommunikation und das miteinander reden. Dadurch bekommt man viel Kraft und Anregungen. Wichtig ist die Freude am Umgang mit Menschen, die Fähigkeit auf sie zuzugehen, zuhören zu können und mit Leid fertig zu werden. Man gibt in diesem Beruf viel, wird ausgelaugt und muß Strategien entwickeln um damit fertig zu werden. Aufgrund meiner vielseitigen Beschäftigungen ist es unbedingt nötig gut zu organisieren. Dies liegt mir und macht mir Freude.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich habe meine Ziele erreicht, fühle mich wohl bei meiner Familie und im Freundeskreis und arbeite sehr gut mit meinen Kollegen zusammen.Ist Anerkennung für Sie wichtig? Ja, und zwar von Menschen die ich schätze, die kompetent und ehrlich sind.Spielt die Familie beim Erfolg eine Rolle? Eine große. die menschlichen Probleme kann ich zu Hause abladen und finde einen Zuhörer. Da ich meine Frustration nicht in der Praxis ausleben kann, verhielt ich mich gereizt zu Hause. Mittlerweile lernte ich aber anders damit umzugehen.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Psychohygiene ist wichtig, daß man sich die persönlichen Freiräume schafft und Dinge tut die einem Freude bereiten. Ich lese, höre eine Entspannungs-CD oder laufe.Wie gehen Sie mit Schwierigkeiten um? Berufliche kann ich oft gut wegstecken, brauche jedoch unbedingt das Gespräch mit Kollegen um klar zu sehen, daß ich primär zunächst den Fehler bei mir suche. Andererseits kann man aus Fehlern lernen. In schwierigen Situationen verschließe ich mich und schreibe das Geschehene auf, um es distanziert von allen Seiten beurteilen zu können. An Sterben und Leid kann ich mich jedoch nicht gewöhnen.
Ihr Lebensmotto?
Positiv denken, man muß sich selbst lieben, zufrieden sein um es ausstrahlen zu können.