Zur Karriere von Christa Schön

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule absolvierte ich die damals noch zweijährige Handelsschule und heiratete im Alter von 20 Jahren. Da mein Mann Architektur studierte, nahm ich in Wien einen Job in einem Architekturbüro an, um dieses Metier kennenzulernen – unser gemeinsames Ziel war es, uns mit einem solchen Büro selbständig zu machen. Neben meiner Tätigkeit holte ich die Matura nach und bekam mit 30 Jahren – in jener Zeit, als mein Mann sich als Architekt selbständig machte – mein erstes Kind. Nachdem ich zwei Jahre später mein zweites Kind zur Welt gebracht hatte, arbeitete ich im Büro meines Mannes mit. In der Folge stellten wir Mitarbeiter ein, unser Unternehmen begann sich sehr gut zu entwickeln. 1990 verstarb mein Mann völlig überraschend, und ich stand plötzlich – selbst nicht Architektin – mit einem Unternehmen, mehr als zehn Mitarbeitern und einem hohen Auftragsvolumen da. Im ersten Schock faßte ich den Gedanken, das Unternehmen zu verkaufen, doch schließlich entschied ich mich - eingedenk der Tatsache, daß mein Mann und ich so hart am Aufbau der Firma gearbeitet hatten - anders und schaffte es, mit einem Substituten sämtliche Aufträge zu behalten und mit unseren Mitarbeitern erfolgreich abzuwickeln. Währenddessen begann ich mich umzusehen und lernte meinen heutigen Geschäftspartner kennen, der zu dieser Zeit gerade ein Zusatzgerät für Druckmaschinen entwickelt, als Patent eingereicht hatte und auf der Suche nach jemandem war, der es produzieren und vertreiben würde. 1994 suchte ich um die Gewerbeberechtigung an und gründete dieses Unternehmen, die Christa Schön Ges.m.b.H. JustFeed ist der Name unseres Produktes, das mittlerweile in der Fachwelt hoch anerkannt ist – wir beschäftigen uns mit Zusatzgeräten (sogenannten Feedern) für Druckmaschinen zum Drucken von Briefumschlägen. Diese Maschine wird von einem Familienunternehmen produziert und von meinem Unternehmen weltweit exklusiv vertrieben. Zu unseren Ansprechpartnern zählen Druckmaschinenhersteller, die unser Produkt teilweise als Standard zu ihren Druckmaschinen übernehmen, Druckereien und Händler. Ich führe das Unternehmen und bin für die Aufgabenbereiche Finanzen, Mitarbeiter und Marketing zuständig.

Zum Erfolg von Christa Schön

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist Zufriedenheit und Freude mit dem, was man tagtäglich macht. Erfolg bedeutet auch Anerkennung von außen, nicht zuletzt ist der finanzielle Faktor ein Ausdruck dafür.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe in meinem Leben viel erreicht und habe noch viel vor – ja, ich sehe mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine persönliche Stärke ist sicher mein Durchhaltevermögen – ich bin ein Mensch, der nicht leicht aufgibt. Ich finde immer einen Weg und lasse mich durch Niederlagen nicht bremsen. Was ich beginne, möchte ich zu einem positiven, erfolgreichen Abschluß bringen. Dabei kann ich auch Abweichungen akzeptieren, ich lasse jedoch mein angepeiltes Ziel nie aus den Augen. Einer meiner Erfolgsfaktoren ist meine Freude an dieser Tätigkeit, auch die Kommunikation mit Menschen macht mir Spaß und stellt sich als willkommene Herausforderung dar.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Obwohl gerade diese Branche von Männern dominiert wird, ist es für mich nicht schwieriger als für meine männlichen Kollegen. Es fällt mir als selbständige Unternehmerin vielleicht leichter, erfolgreich zu sein, weil ich mich nicht in der Situation befinde, als Frau in einem großen Unternehmen die Karriereleiter erklimmen zu müssen, weiters bin ich nicht unmittelbar mit dem technischen Bereich befaßt, muß mich also grundsätzlich eher im geschäftlichen Bereich beweisen, wo ich es nicht als Negativum auffasse, eine Frau zu sein.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich begegne Herausforderungen grundsätzlich systematisch. Wenn es zu Problemen kommt, versuche ich zunächst, die Situation zu analysieren, danach kann ich eine Strategie zur Lösung finden. Ich nehme mir dabei bewußt Zeit und bin kein Mensch, der angesichts eines Problems sofort zum Hörer greift, sondern bilde mir zunächst meine Meinung, die ich dann meinem Team präsentiere. Ich bin dabei durchaus auch bereit, Entscheidungen zu treffen, die nicht mit der Meinung meines Teams übereinstimmen, wenn ich davon überzeugt bin, daß sie richtig sind.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege großen Wert auf eine gewisse Disziplin und Eigenverantwortung, sowie auf höfliche, kommunikative und nette Umgangsformen und versuche, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Mitarbeiter gerne arbeiten. Jeder Mitarbeiter sollte sich bewußt sein, ein Teil des Ganzen zu sein – der Erfolg liegt aber bei jedem Einzelnen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ganz simpel ausgedrückt bieten wir unseren Kunden ein Gerät, das ihnen hilft, ihre Arbeit bei gleichzeitiger Erhöhung ihrer Produktivität komfortabler zu gestalten. Dabei offerieren wir ihnen jegliche Unterstützung, wie Schulung der Techniker und Verkäufer vor Ort. Service, Beratung und intensive Schulung sind neben einem hervorragenden Produkt unsere Erfolgsfaktoren in der optimalen Betreuung unserer Kunden. Wir zeichnen uns weiters durch unser hohes Interesse an Innovationen, technologische Neuerungen und ständige Erweiterungen bzw. Verbesserungen aus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne die beiden Bereiche. Mein Unternehmen hat einen sehr wichtigen Stellenwert in meinem Leben und ist mir genauso wichtig wie mein Privatbereich: wenn ich beruflich erfolgreich bin, geht es mir auch privat gut.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn man erfolgreich sein möchte, muß man sich in jedem Fall einen Bereich suchen, der einem Freude macht und Spaß bereitet. Wesentlich ist es, sich Ziele zu stecken und sich darauf zu konzentrieren – die Wahl der entsprechenden Ausbildung versteht sich dabei von selbst.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es heute, unser neues Produkt (einen Hightech-Feeder) am Markt zu festigen, weiters möchte ich unsere Präsenz auf internationalen Fachmessen weiter ausbauen und das Unternehmen als den zuverlässigen Ansprechpartner für die Druckindustrie schlechthin etablieren.