Zur Karriere von Josef Halbmayr

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der HTL-Matura 1975, Fachrichtung Maschinenbau in Steyr, absolvierte ich zwei Praxisjahre in einem Sanitärinstallationsunternehmen und studierte im Anschluß bis 1984 BWL in Linz. In den folgenden fünf Jahren war ich in unterschiedlichen Positionen (zuletzt als Vorstandsassistent und Leiter Zentrale Dienste) in der Landesverlag GmbH tätig und absolvierte 1990/91 das MBA-Programm in Toronto. Von 1991 bis 1994 war ich im Bereich Controlling und strategische Planung bei CBC International (Knorr-Suppen) tätig, wechselte 1995 zu Felbermayr Spezialtransporte, wo ich als Allrounder für Akquisition ebenso verantwortlich war wie für die Betreuung der Tochterfirmen und schließlich die Position des Geschäftsführers für die Niederlassung in Nürnberg innehatte. 1997 trat ich in die Post ein, wo ich zuerst Leiter des Bereiches Postbus war und bin seit dem ersten Juli 1998 im Vorstand der Post AG tätig.

Zum Erfolg von Josef Halbmayr

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg? Erfolg ist ein Resultat. Erfolgreiche Menschen erzielen Ergebnisse. Erfolg ist dann gegeben, wenn das Resultat aus einer Reform besteht; wenn etwas dadurch besser wird. Das gilt für quantitative Ergebnisse, die sich in Zahlen ausdrücken, ebenso, wie für Reformen bei Prozessen. Im Dienstleistungsbereich ist es Erfolg, wenn die Dienstleistung, ein Prozeß, verbessert wird.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als sehr ergebnisorientiert und kann eine Reihe von Ergebnissen vorweisen. Andere würden mich durchaus als erfolgreich beurteilen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eine gesunde Portion Unerschrockenheit, Ausgewogenheit zwischen den Alltagsherausforderungen und Fragen der Zukunftsperspektiven und als persönliche Voraussetzung für den Erfolg auch ein hohes Maß an Authentizität und Glaubwürdigkeit. Erfolgshemmend ist, vor lauter Bäumen (Alltagsfragen) den Wald nicht zu sehen und mangelnde persönliche Courage. Veränderung und Entwicklung bedeutet auch gleichzeitig Auseinandersetzung, und die möchte man ja möglichst vermeiden. Ich habe weder die Branche noch die Position angestrebt, sondern stets etwas Neues in Angriff genommen (unterschiedliche Studien, Firmen und Aufgabenfelder). Man muß in des Mokkassins des anderen gegangen sein und alles gesehen haben um die nötige Weitsicht zu bekommen. Erfolg kann man auf vielen verschiedenen Wegen haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Erfolg ist kein Einzelergebnis, sondern stellt sich ein, wenn es gelingt, viele Mitarbeiter zu begeistern, damit man einen gemeinsamen Erfolg feiern kann. Man muß in der Lage sein, die verschiedenen kleinen Bächlein an Ideen zu einem Fluß zu sammeln, der letztlich ein Kraftwerk betreiben kann. Jeder Bach für sich wäre dazu nicht in der Lage. Dazu ist es nötig, daß alles in eine Richtung fließt; man muß sich darüber im Klaren sein, daß man im Stausee schließlich nur ein Teil des Ganzen ist.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Wesentlich ist Lernfähigkeit und die Einsicht über die eigene Unzulänglichkeit. Wenn man lernfähig und einsichtig ist, kann man auch den eigenen Standort bestimmen und erkennen, was zielführend ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe keine Vorbilder, da in unserer schnellebigen Zeit solche Orientierungen schon von gestern wären.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die höchste Form der Anerkennung ist die, wenn Mitarbeiter meine Konzepte und Initiativen als richtig erkennen und ihnen folgen.Welches Problem erscheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Für dieses Unternehmen ist es wichtig, der direkten und indirekten Öffentlichkeit (Kunden, Funktionsträger) vermitteln zu können, daß die Post nun ein Unternehmen nach dem Aktiengesetz und nicht länger eine Verwaltungsbehörde des Bundes ist. Es erfordert einen Lernprozeß und viel zusätzliche Kommunikationsarbeit, um diese Tatsache jedem ins Bewußtsein zu bringen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wesentlich ist, daß man erstklassige Mitarbeiter hat, sie müssen kritisch und heterogen sein, keine Ja-Sager. Ich habe keine Angst davor, daß jemand zu groß oder zu stark wird. Einen wesentlichen Einfluß auf den Erfolg hat auch die berufliche Sozialisation durch seine Umwelt. Wenn man stets mit unternehmerisch denkenden Menschen zu tun hat, prägt das.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es gibt dabei branchenspezifische Rahmenbedingungen zu beachten. Ich suche nach Mitarbeitern, die Resultate erzielen; das läßt sich anhand der Track-Records aus den vorigen Tätigkeiten nachweisen. Obwohl die Ausbildung dabei von sekundärer Bedeutung ist, präferiere ich Akademiker (egal ob Physiker oder Marketingfachmann), weil das Studium formale Ausbildungsgrundlagen garantiert. Ich achte darauf, ausreichend Frauen zu beschäftigen, da sie eine andere Sicht und Verhaltensweisen ins Unternehmen bringen. Auch muß man bedenken, daß man es in der Post mit einem regulierten Bereich zu tun hat. Das wirkt sich auf den kommerziellen Erfolg des Unternehmens aus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation verstehen nur sehr wenige. Für mich ist das eng mit einer persönlichen Entwicklung gekoppelt. Motivation ist eine Tür, die sich nur von innen öffnen läßt. Wenn einer im Team nicht will, versagen alle.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Von den 30.000 Mitarbeitern der Österreichischen Post AG sind 8.000 meinem Bereich zuzuordnen. Hier gibt es unterschiedliche Strukturen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Mindestens sieben Tage pro Jahr, an denen ich Workshops besuche
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ermunterung! Ich möchte alle ermuntern, sich immer neuen Themen, Jobs und Aufgaben zu widmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Gemessen an meinem Alter habe ich bereits eine sehr hohe Position inne. Mein Ziel ist es, meine jetzige Aufgabe kompetent und wirkungsvoll zu erfüllen.
Ihr Lebensmotto?
Mit heiterer Besessenheit.