Zur Karriere von Heinz-Karl Zavadil

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule war ich zehn Jahre im Verkauf tätig und verbrachte anschließend einige Monate in Italien, da ich keine beruflichen Perspektiven mehr sah, die mich reizten. Nach meiner Rückkehr nach Österreich wußte ich nicht so recht, was ich nun arbeiten sollte und half schließlich einem Freund, der eine Tankstelle besaß. Aus der geplanten Woche wurde ein Jahr und ich lernte etwas, das ich in den zehn Jahren davor nicht lernen konnte: das amerikanische Prinzip „wer gut ist, verdient auch gut, wer faul ist, bleibt arm“. Diese Philosophie zieht sich seither wie ein roter Faden durch mein Leben und wirkt sich auch auf meine Art der Personalführung aus. Während dieses Jahres besuchte ich das Chinarestaurant in der Burggasse und lernte dort einen Thai und einen Chinesen kennen, mit denen ich mich schließlich 1974 mit einem Restaurant (Bangkok, das damals achte Chinarestaurant Wiens) selbständig machte. Nach rund drei Jahren eröffneten wir im ehemaligen Stephankeller in der Rotenturmstraße das Siam Restaurant, das ich nach weiteren zwei Jahren Anlaufzeit sehr gut etablieren konnte. In der Folge trennten sich die Geschäftspartner, verkauften das Bangkok und ich erhielt für meinen Anteil daran zwei Anteile am Siam Restaurant. 1981expandierte ich wieder und arbeitete erneut mit einem Partner zusammen. Vier Jahre später erwarb ich den zweiten Stock des Hauses, in dem ich die Alcazar Cocktailbar eröffnete und im unteren Geschoß etablierte ich die Café-Cocktailbar Camelot Club. In der Folge verkaufte ich das Siam Restaurant in der Rotenturmstraße, gründete eine Firma in Asien (ein Joint Venture zwischen amerikanischen, europäischen und asiatischen Firmen), kaufte meinen Partner aus dem Vertrag heraus und führe heute die drei Unternehmen Siam Restaurant, Camelot Club und Alcazar Cocktailbar in der Bösendorferstraße. Ich beschäftige insgesamt je nach Saison zwischen 16 und 20 Mitarbeitern.

Zum Erfolg von Heinz-Karl Zavadil

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich wollte nie reich, sondern immer erfolgreich werden, weil für mich der finanzielle Erfolg vom persönlichen abhängt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe bisher viel erreicht und sehe mich daher als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ein Mensch, der sich auch aufgrund seiner Erziehung durch Aufrichtigkeit und Handschlagqualität auszeichnet – das geschriebene Wort ist mir nicht so wichtig wie das gesprochene: was ich sage, hat Gewicht. Ich scheute mich nie davor, viel zu arbeiten und selbst anzupacken. Eine Einstellung, die mir mein Vater vermittelte, lautet, fertigzustellen, was man begonnen hat. Ich habe meinen Weg immer sehr hartnäckig und konsequent verfolgt und nicht aufgegeben. Ich habe mir mit 22 Jahren zum Ziel gesteckt, erfolgreich zu werden – egal auf welchem Weg. Ich denke, daß ich darüber hinaus ein sehr kommunikativer, offener und neugieriger Mensch bin, der gern auf andere zugeht.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich bin selbst jemand, der hält, was er verspricht und erwarte daher auch von meinen Mitarbeitern Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit. Loyalität zum Betrieb ist mir ebenso wichtig wie die Überzeugung von der Tätigkeit. Wesentlich ist in dieser Branche vor allem im Service mit Sicherheit eine gute Portion an Ausgeglichenheit – ein einziger schlecht gelaunter Kellner verdirbt die Laune aller Kollegen und Gäste.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem Punktesystem gemacht, in dem ein leistungsorientierter Mitarbeiter mehr verdienen kann als ein nicht so fleißiger. Grundsätzlich lege ich großen Wert auf eine gute Arbeitsatmosphäre, lasse auch bei kurzfristigen Urlaubswünschen mit mir reden und gelte nicht als „Chef mit der Peitsche“.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Das Siam Restaurant zeichnet sich durch die hervorragende traditionell asiatische und qualitativ hochwertige Küche, bestes Service und das besondere Ambiente aus, in der berühmtesten Bar Wiens, der Alcazar Cocktailbar, kann man Fancy Drinks genießen und der Camelot Club bietet sowohl kulinarische Spezialitäten, als auch Kaffee und Cocktails – er ist ein In-Treff, in dem man sich in gemütlicher Atmosphäre mit Menschen unterhalten kann. Ich möchte, daß meine Gäste das bekommen, was ich selbst als Gast erwarten würde und möchte die höchste Erwartungshaltung in puncto Qualität, Service und Hygiene erfüllen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau und ich mußten phasenweise sehr viel aufgeben, um beruflichen Erfolg zu haben, allerdings könnten wir uns privat vieles nicht leisten, wenn dieser Erfolg nicht gegeben wäre. Ich trenne die beiden Bereiche strikt; sobald es auch nur um einen Schilling geht, hängt das für mich mit dem Business zusammen, daher beschäftige ich beispielsweise auch keine Freunde.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es gilt, Stärken intuitiv auszubauen. Geld ist dazu da, um es zu benützen – seid vorsichtig, daß ihr nicht irgendwann einmal vom Geld benützt, das heißt, vom Streben nach Geld beherrscht werdet! Wenn man sich ein Ziel gesteckt hat, soll man es so lange verfolgen, bis man es erreicht hat – wer auf halbem Weg aufgibt, verliert das Doppelte an Kraft und Zeit, weil er die selbe Strecke zurücklegen muß, die er bis zu diesem Zeitpunkt gegangen ist. Wenn man allerdings merkt, daß es absolut keinen Sinn mehr hat, ein Ziel weiterzuverfolgen, soll man etwas völlig Neues beginnen.