Zur Karriere von Michaela Hajek

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Hauptschule besuchte ich die Höhere Schule für Wirtschaftliche Frauenberufe, wobei ich nebenbei noch verschiedene Kurse des WIFI besuchte, weil ich merkte, daß mir das in der Schule vermittelte Wissen zu wenig war und ich immer alles perfekt machen wollte. Nach Abschluß der Schule begann ich bei der Firma Grundig als Lagerarbeiterin mit der Aussicht, einen Monat später ins Büro zu wechseln. Dann war ich als Schreibkraft tätig, bis ich in die Expeditabteilung wechselte. Dort hatte ich einen Chef, der wenig später einen Nervenzusammenbruch erlitt, worauf ich seinen Posten als Expeditleiter übernehmen mußte. So kam ich mit 19 Jahren plötzlich in eine Führungsposition. Später lernte ich meinen Gatten kennen und wir bekamen ein Kind. Da ich ein sehr aktiver Mensch bin, wurde mir das Muttersein bald zu wenig, daher suchte ich mir nach drei Monaten Karenzurlaub eine Arbeit nebenbei. Das war der Beginn meiner Selbständigkeit, denn ich arbeitete bei einer Firma, die auch Werbebeleuchtung herstellte, allerdings erkannte mein Chef die Möglichkeiten nicht. So beschloß ich 1989, die Gelegenheit wahrzunehmen und mich selbständig zu machen. Ich erlebte alle Höhen und Tiefen der Selbständigkeit, mußte nebenbei viele Seminare und Kurse besuchen und habe sehr viel Lehrgeld bezahlt. Wir sind aber Jahr für Jahr gewachsen und mittlerweile haben wir einen Betrieb mit 20 Mitarbeitern. Ich begann als Ein-Frau-Betrieb in Brunn am Gebirge, wo ich mein erstes Büro hatte, dann mietete ich in Bad Vöslau eine Werkstätte an, aber da der Weg von Büro zur Werkstätte zu weit war, übersiedelten wir bald an diesen Standort.

Zum Erfolg von Michaela Hajek

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich gegeben, wenn ich in der Früh lachend aufstehe, gerne in die Arbeit gehe und immer Spaß an der Arbeit habe. Ich wäre nicht erfolgreich, wenn ich keinen Spaß an meiner Tätigkeit hätte.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich habe alleine begonnen, wobei ich bemerkt habe, daß es für eine Frau in dieser Branche leicht ist. Daß ich mit jeder Maschine in der Firma selbst umgehen kann, wirkt auch auf die Kunden beeindruckend.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war vor allem der Ehrgeiz, das ist etwas, was man nicht erlernen kann, das muß man in sich haben. Ich habe mich durch keine Niederlagen von meinem Weg abbringen lassen. Für mich war es immer wichtig, das, was ich will, bis zu dem Punkt verfolgen zu können, an dem ich nicht mehr will. Ich habe mit null Startkapital begonnen und mir vorgenommen, alles so durchzuziehen, wie ich es mir vorstelle. Ich bin immer mit Spaß und Freude bei der Arbeit und wenn ich in die Firma komme, blühe ich auf.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich setze mir sehr hohe Ziele, bei denen ich mir aber schon von vornherein sicher bin, daß ich sie nicht ganz erreichen werde. Ich freue mich über jede Stufe, die ich erreiche, um mich diesem Ziel zu nähern. Früher wollte ich alles hundertprozentig machen, aber ich habe erkannt, daß das nicht möglich ist. Ich versuche zwar immer mein Ziel zu erreichen, aber wenn ich erkenne, daß es in die falsche Richtung geht, schlage ich eine andere Richtung ein. Wenn ich mir etwas vorstelle, höre ich mir auch die Meinungen meiner leitenden Mitarbeiter an. Obwohl ich immer überzeugt davon bin, daß meine Ideen die besten sind, möchte ich doch wissen, wie die anderen darüber denken.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es gibt noch immer viele Männer, die mit erfolgreichen Frauen nicht umgehen können. Noch sind viele davon überzeugt, daß eine Frau an den Herd gehört. Solche Kunden gebe ich dann entweder an einen Mann weiter, oder wir verlieren sie mit der Zeit, weil sie mit mir nicht klarkommen. Zum Glück merkt man die Tendenz, daß Frauen immer mehr akzeptiert werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine große Rolle, denn sie müssen die Aufträge ordentlich durchführen. Wir sind eine sehr soziale Firma, es gibt die Getränke kostenlos und wenn Mitarbeiter Überstunden machen, bekommen sie auch ein Abendessen. Einmal im Jahr gehen wir gemeinsam essen, damit sie sich auch untereinander unterhalten können. Erfolg können wir nur gemeinsam haben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind im Bereich der Außenwerbung tätig, wobei wir uns in den letzten Jahren in einigen Branchen zum Marktführer hinaufgearbeitet haben. Hauptsächlich sind wir im Bereich der konventionellen Lichtwerbung tätig und haben auch ein eigenes Druckstudio, wo wir nun auch die Drucke, die wir anbieten, selbst produzieren können. Bei den Parkleitsystemen sind wir mittlerweile weltweit Marktführer, worauf wir besonders stolz sind. Wir sind sehr vielfältig, versuchen dem Kunden soviel wie möglich zu helfen, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen und ein Komplettservice zu bieten, wobei wir alle Produkte, die wir anbieten, auch selbst produzieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Bis vor kurzem hatte ich kein Privatleben, da auch mein Mann in der Firma mitarbeitet. Weil ich gesundheitliche Probleme bekommen habe, begann ich vor einem halben Jahr, am Wochenende zu Hause zu bleiben. Nur beim Golfspielen kann ich wirklich abschalten, aber auch da habe ich immer Zettel und Kuli bei mir, damit ich jederzeit aufschreiben kann, was mir einfällt. Früher hatte ich auch die Angewohnheit, alles nebenbei selbst zu machen, die Firma putzen, Geschirr abwaschen und viele andere Kleinigkeiten, aber das summiert sich und dadurch verliert man den Sinn für das Wesentliche.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn sich jemand unbedingt selbständig machen will, soll er es auf jeden Fall tun, er muß aber immer damit rechnen, daß es Rückschläge gibt, mit denen er leben muß. Es kann - besonders in der Selbständigkeit - nicht immer bergauf gehen. Man muß mit Freude dabei sein und darf nichts persönlich nehmen.