Zur Karriere von Brigitta Sigwart-Xander

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Schulausbildung entschied ich mich dazu, an der Innsbrucker Universität Architektur zu studieren. Nach meinem Abschluß 1991 arbeitete ich im Innsbrucker Architekturbüro Heinz-Mathoi-Streli. Nachdem mein Vater 1994 verstarb, übernahm ich das elterliche Büro. Damals beschäftigten wir noch mehr Mitarbeiter, aber nachdem ich das Büro übernommen hatte, reduzierte ich die Zahl. Heute unterstützt mich nur mehr eine Halbtagskraft, denn ich kann mir meine Zeit mittlerweile besser einteilen. Ich habe zwei Kinder und kann auch zuhause arbeiten. Die Belastung der Verantwortung, die ich Mitarbeitern gegenüber hätte, fällt weg.

Zum Erfolg von Brigitta Sigwart-Xander

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wichtig, um Erfolg zu haben, ist vor allem die Freude am Beruf. Natürlich stimmt dann auch die finanzielle Seite. In meinem Fall bedeutet Erfolg auch, daß meine Architektur gefällt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn ich betrachte meinen Beruf mehr oder weniger als Hobby. Ich bin finanziell unabhängig und habe genügend Zeit für meine Familie.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Umstrukturierung des Büros auf eine viel geringere Anzahl von Mitarbeitern war sicher ein wichtiger Schritt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich packe Probleme immer am Kern, bespreche sie und löse sie dann von Grund auf.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja und Nein. Ich glaube, Frauen besitzen die Fähigkeiten, besser mit Leuten umgehen zu können und mehr über Probleme zu reden. Leider werden einer Frau speziell auf einer Baustelle mehr Schwierigkeiten gemacht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Am Anfang meiner Selbständigkeit stürzte durch den plötzlichen Tod meines Vaters vieles auf mich herein, im Laufe der Zeit wuchs ich jedoch in die Aufgabe hinein.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Besonders als Architekt sollte man seinen eigenen Stil entwickeln, deshalb plädiere ich für Originalität.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Von den Herren Heinz, Mathoi und Streli vom gleichnamigen Architekturbüro in Innsbruck, in dem ich einige Jahre angestellt war, sowie von dem Mitarbeiter, dem ich zugeteilt war, lernte ich viel, sie beeinflußten mich sicher im positiven Sinne.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich persönlich halte nicht viel von den Ausschreibungen unserer Branche und bewarb mich noch nie. Die größte Anerkennung erhalte ich durch Rückmeldungen meiner Kunden und durch neue Aufträge, die ich bekomme, weil Architektur von mir Gefallen gefunden hat.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Honorarregelung ist ein ständiger Kampf. Unsere Leistungen kann man nie nach dieser Regelung abrechnen. Die geistige Arbeit, die wir leisten, findet kein Verständnis bei den Leuten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Aus mehreren Gründen strukturierte ich das Büro um. Die kleinere Gruppe, die daraus entstand, war jedoch sehr erfolgreich. Schlußendlich wollte ich jedoch dann lieber allein weiterarbeiten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Fachliche Qualifikation spielte eine große Rolle. Schulen und vorangegangene Arbeitgeber sowie das Auftreten gaben damals den Ausschlag.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich ließ früher meinen Mitarbeitern gewisse Freiheiten. Selbständiges Arbeiten war willkommen, es gab auch Lob und Prämien.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Meine Halbtagskraft und ich haben ein freundschaftliches Verhältnis.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir punkten mit Flexibilität und guter Betreuung des Bauherrn von Anfang bis zum Ende eines Projektes.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verhalte mich meinen Mitbewerbern gegenüber äußerst fair. Laut unserer Standesordnung ist Konkurrenzdenken untersagt. Leider nehmen das manche Kollegen nicht ernst.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich mittlerweile allein arbeite, kann ich meine Zeit einteilen und habe Mitarbeitern gegenüber keine Verantwortung.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Seminare, die mich interessieren und die für mich in Frage kommen, nehme ich gern in Anspruch.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Schulabgänger sollten sich ein Architekturstudium genau überlegen. Davon leben zu können gestaltet sich nämlich schwierig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Familie steht auf alle Fälle im Vordergrund. Trotzdem möchte ich natürlich weiterhin erfolgreich bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Ehrlichkeit und Freundlichkeit.

Diverse Beiträge im Magazin Architektur & Wirtschaft.