Zur Karriere von Jürgen Geisel

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Schulzeit absolvierte ich eine Lehre zum Tischler und übte diesen Beruf dann acht Jahre in einem kleineren Betrieb in Würzburg aus. Dort konnte ich den Grundstock meiner handwerklichen Fertigkeiten erwerben. Im Jahr 1990 legte ich meine Meisterprüfung ab, die Voraussetzung für eine damals neue Schule für Restauration, die Akademie für Gestaltung und Denkmalpflege in Ebern, war. Diese Ausbildung schloß ich im Jahr 1993 erfolgreich ab, worauf ich mich ein Jahr später als Restaurator selbständig machte. Seit dem Jahr 1996 bin ich zusätzlich an der Schule in Ebern als Vortragender (Materialkunde) und der Werkstätte tätig. Im Jahr 1998 legte ich die Prüfung zum öffentlich bestellten vereidigten Sachverständiger für antikes Mobiliar ab. Als solcher arbeite ich in der Beurteilung von Objekten in Streitfällen und für Privatkunden. Neben dem Kunsthandel restauriere ich überwiegend für Privatkunden, Antiquitätenhändler und Museen. Ich arbeite mit einem Mitarbeiter und habe mich im wesentlichen auf die Epochen des Barock und des Biedermeier spezialisiert.

Zum Erfolg von Jürgen Geisel

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich eine Arbeit abliefern kann, die den Kunden erfreut, bin ich zufrieden. Auch ist es schön zu erkennen, woher und aus welcher Zeit ein Objekt stammt und somit einen geschichtlichen Rahmenbau zu erkennen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe Spaß an meiner Arbeit und identifiziere mich damit voll und ganz. Daher empfinde ich mich durchaus als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Eltern waren Antiquitätensammler, was mir neben der Tatsache, daß mein Vater selbst restaurierte, sicherlich ein Anstoß war, diesen Beruf zu ergreifen. Ich selbst suche den Austausch mit anderen Menschen und gehe gerne auf Leute zu. Das hilft mir in meinem Beruf enorm.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Man entwickelt natürlich seinen persönlichen Arbeitsalltag, der sich auch nach meiner Familie richtet. Ich denke, ganz gut organisiert zu sein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Wichtig war für mich der Entschluß, in die Selbständigkeit zu gehen. Meine Frau bestärkte mich in dieser zunächst wirtschaftlich nicht sehr aussichtsreichen Entscheidung.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich denke, daß reine Imitation kein guter Weg ist. Man muß sich Wissen selbst erarbeiten, um zu verstehen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater prägte mich besonders stark, indem er mir manches meines heutigen Berufes vorlebte und mich in meinem Berufswunsch bestärkte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es ist für mich eine gewisse Anerkennung, als Dozent tätig sein zu können. Wenn ich wertvolle Objekte restaurieren kann, zeigt mir das ebenfalls das Vertrauen des Kunden in meine Arbeit.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Heute legt man leider nicht mehr allzu großen Wert darauf, sich mit den Gegenständen und deren Geschichte auseinanderzusetzen. Viele können die Qualität eines Objektes nicht einschätzen und verstehen dann nicht, warum das eine teuer ist, und das andere nichts wert.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, daß die Leute mich in meinem Beruf wie in meinem privaten Leben glücklich und zufrieden sehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich arbeite mit einem Mitarbeiter, der gleichzeitig mein Freund ist. Ich kann mich auf ihn verlassen und bin sehr zufrieden mit dem Funktionieren meiner Werkstätte.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich sehe, daß mein Kollege sich mit seiner Arbeit und der Werkstätte identifiziert und mit Begeisterung arbeitet. Den nötigen Freiraum bei der Umsetzung seiner Arbeit muß ich dabei gewährleisten, damit ihm die Arbeit Spaß bereiten kann.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, von meinem Mitarbeiter als Freund gesehen zu werden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind sehr flexibel und können rasch entscheiden. Auf Zuverlässigkeit und gerechten Preis lege ich höchsten Wert. Durch meine Sachverständigentätigkeit konnte ich mein Einschätzungsvermögen entscheidend schulen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich versuche mich stets mit Kollegen auszutauschen und lege Wert auf umfassende und qualitativ hochwertige Arbeit. Insofern habe ich mit meinem Mitbewerb keine Probleme.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich bilde mich überwiegend in den ständig wachsenden technologischen Möglichkeiten unserer Branche weiter. Dazu gehört das Lesen von Fachliteratur ebenso, wie der Austausch mit Kollegen und der Besuch von Seminaren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich würde jedem jungen Menschen raten, sich seiner Ursprünge bewußt zu werden und von der momentan vorherrschenden Schnellebigkeit den nötigen Abstand zu gewinnen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wäre zufrieden, so, wie bisher weiterarbeiten zu können.