Zur Karriere von Christa Sommerhuber

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Schon in meiner Kindheit nutzte ich die vielen Bildungsmöglichkeiten, die mir mein Vater eröffnete. So etwa hatte ich zuhause einen Klavierlehrer und durfte die Englische Spielschule besuchen. Als ich älter wurde, sammelte ich Auslandserfahrungen und Sprachimpressionen in England und Frankreich als Au-Pair-Mädchen. Am Realgymnasium der Hamerlingschule hatte ich Latein, und in der Oberstufe belegte ich noch Maschinschreiben, Stenographie, Französisch und Hauswirtschaft. Nach meiner Matura im Juni 1964 wollte ich die Hotelfachschule besuchen, doch mein Vater sah für mich den Lehrberuf vor. So studierte ich in Wien Englisch und Geschichte - mit wenig Begeisterung. Als ich 1966 heiratete, hatte ich noch keine Berufsausbildung. Ich nützte den damaligen Lehrermangel und besuchte den Abiturientenlehrgang der Lehrerbildungsanstalt, wo ich ein Jahr später die Lehrbefähigung für Volksschulen erhielt, kurz bevor mein Sohn Andreas zur Welt kam. Gleich anschließend begann ich an der Diesterwegschule Linz. Mein dortiger Chef war sehr vertrauensvoll und ermöglichte es mir schon nach zwei Dienstjahren, Studenten der Pädagogischen Akademie zum Tagespraktikum zu betreuen. Diese Arbeit mit jungen Menschen war für mich sehr spannend und interessant. Sie erforderte laufend Fortbildung und einen immer aktuellen Informationsstand über die neuesten Entwicklungen in der Pädagogik. Mein Anspruch war immer davon getragen, die mir anvertrauten Kinder zu selbständigen, kritisch denkenden Menschen mit Herz und Hirn zu formen. Im September 1993 wurde ich unter 13 Mitbewerbern zur Leiterin der Volksschule 47ernannt, wo ich bis dato tätig bin. In den letzten zehn Jahren habe ich mir hier einen kompetenten, hochmotivierten Lehrkörper aufgebaut. Meine Arbeit ist sehr vielseitig und erfordert neben administrativer und pädagogischer Tätigkeit auch viel Einfühlungsvermögen als Führungskraft. Ich trage hier die Verantwortung für zirka 350 Menschen.

Zum Erfolg von Christa Sommerhuber

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im privaten Bereich schätzte ich ein harmonisches Familienleben. Vertrauen, Offenheit und gegenseitige Wertschätzung sind Werte, die ich hochhalte. Dies versuchte ich vor allem als Mutter umzusetzen. Im beruflichen Sinne ist Erfolg für mich, daß mein Konzept von meinen Kollegen ehrlich und mit Freude angenommen und umgesetzt wird. Ich bin stolz darauf, wenn mein Betrieb auch einmal ohne mich auskommen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin stolz auf die Harmonie in unserer Familie. Ich habe im Leben immer mein Bestes gegeben, vor allem als Mutter. Meine Mitarbeiter vertrauen mir und kommen mir mit Respekt und Offenheit entgegen. Ich werde als Mensch gesehen und nicht nur als Chef.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Vor allem das Vertrauen und die Energie meines verstorbenen Lebenspartners. Weiters gibt mir die Arbeit für und mit Kindern Kraft. Ich bin unheimlich zäh und ausdauernd.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich nach der Geburt meines Sohnes für die Lehramtstätigkeit entschied.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es ist meiner Meinung nach Aufgabe der Bildungsinstitute, die Schüler zu einem praxisorientiertem Leben zu befähigen. Dies ist wichtig für die Gesellschaft. Dazu ist sehr viel Überzeugungsarbeit notwendig, die äußerst zeitintensiv ist. Es gibt kaum ein Problem, das man mit gutem Willen nicht lösen könnte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es muß meinen Lehrern bewußt sein, welche tragende Rolle sie in der Bildung und Heranbildung junger Menschen spielen. Sie müssen einsatzfreudig sein und in erster Linie zum Wohl der Kinder entscheiden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere durch Gespräche, Lob und Besprechungen. Ich halte persönlichen Kontakt zu meinen Lehrern, sie sollen mir vertrauen können. Meine Kritik nehmen sie ernst. Auch wenn ich in der Sache hart bleiben muß, suche ich menschlich die Aussöhnung. Das Konferenzzimmer ist ein Raum für offene Gespräche. Hier werden auch Lösungen erarbeitet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie, gefolgt von meinen Freunden. Ihnen widme ich meine Freizeit.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche gerne Seminare zu Themen wie Führungskompetenz, Leitung der Mitarbeitergespräche, Suchtprävention oder lese pädagogische Literatur. Insbesondere interessiere ich mich auch für Reformpädagogik.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat an alle Lehrer lautet, sich an das Motto zu halten Hilf mir, es selbst zu tun. Lehrer sollen Anleitung zur Selbständigkeit geben. Ein solides pädagogisches und fachliches Grundwissen ist ein gutes Fundament, um eigenständig zu werden. Selbstbestimmung ist das Ziel. Wer selbstbestimmt lebt, ist auch gefestigt gegen negative Einflüsse wie etwa Drogen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte das Zusatzangebot an unserer Schule noch festigen und ausweiten. Derzeit bieten wir im Rahmen des zugewiesenen Stundenkontingents noch die unverbindlichen Übungen Leibesübung, Bildnerische Gestaltung, Spielmusik, Begabungsförderung, Französisch und Englisch an. Ich möchte den Kindern die gleiche Vielfalt an Zusatzbildung zukommen lassen, wie ich sie in meiner Kindheit genossen habe.