Zur Karriere von Walter Mayrbäurl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Unser Gasthof und die Landwirtschaft sind seit dem Jahr 1500 im Besitz der Familie. Es war klar, daß meine Eltern das Gasthaus an eines der Kinder übergeben würden, und ich wurde dafür bestimmt. Ich absolvierte daher eine Lehre im Gastgewerbe und besuchte anschließend eine Landwirtschaftsschule. Eigentlich wollte ich anschließend ins Ausland auf Saison gehen und hatte auch schon einen fixen Posten in England, aber meine Eltern überredeten mich, zuhause zu bleiben. Ich blieb nur unter der Bedingung, daß ich Verantwortung übernehmen durfte, und deshalb bekam ich die Landwirtschaft übertragen. 1968, mit 26 Jahren, heiratete ich und übernahm im selben Jahr gemeinsam mit meiner Gattin den Gasthof. Früher war das Haus immer voll, denn wir hatten alle Vereine da, die aber nach und nach ihre eigenen Vereinshäuser bauten, daher ging das Geschäft zurück. Das Haus ist ein doppelter Vierkanthof, 1961 bauten wir den landwirtschaftlichen Trakt neu. Früher züchteten wir Hühner, Schweine und Kühe, aber wegen der Personalprobleme in der Landwirtschaft gaben wir die Tierzucht auf und betrieben in der Folge die Landwirtschaft viehlos. Die Gastwirtschaft bauten wir nach und nach aus, kauften von den Erlösen eine weitere Landwirtschaft in Adlwang und schließlich eine dritte in Ungarn, wo wir 550 Milchkühe und 550 Stück Jungvieh halten. Mein Sohn und ich sind je zur Hälfte an dieser Landwirtschaft beteiligt und wechseln uns bei der Kontrolle vor Ort ab. Wir beschäftigen dort 45 Mitarbeiter und einen sehr guten Verwalter. Das Gasthaus führen meine Frau und ich nur weiter, weil es Probleme gibt, mit so einem großen Betrieb in Pension zu gehen. Schließlich haben wir einen großen Saal für 250 Gäste gebaut, haben zwei Stüberl für 25 bis 30 Personen sowie die Gaststube für 80 Personen und noch einen Gastgarten im Hof. Früher hatten wir Veranstaltungen mit bis zu 500 Gästen. Außerdem vermieten wir noch 19 Zimmer an Kurgäste von Bad Hall und Monteure. Früher kamen sehr viele deutsche Gäste, aber seitdem die deutschen Krankenkassen keine Kuraufenthalte im Ausland mehr bezahlen, hat die Zahl drastisch abgenommen.

Zum Erfolg von Walter Mayrbäurl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, etwas verbessern zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich teilweise schon als erfolgreich.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Den meisten Erfolg verbuchten wir in der Zeit, als wir die Gastwirtschaft aufbauten, denn damals war das Haus immer voll.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bin davon überzeugt, daß Originalität der einzige Weg ist, um erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Geprägt haben mich die Umstände, da es üblich war, daß ein Sohn das Erbe der Eltern weiterführt. Geprägt hat mich auch meine sehr tüchtige Frau, die eine hervorragende Köchin ist.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unser größtes Problem ist die Nachfolge. Unsere beiden Kinder möchten die Nachfolge nicht übernehmen, da sie andere Berufe gelernt haben, Angestellte kann man sich nicht leisten und geeignete Pächter findet man nicht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das ist uns egal, wir werden von vielen auch beneidet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau und ich haben kein Privatleben, sondern sind im Dauereinsatz, obwohl wir beide 65 bzw. 67 Jahre alt und schon in Pension sind. Wir können den Betrieb nicht schließen, da wir Gebäude um mehr als 100.000 Euro zurückkaufen müßten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Aus meiner heutigen Sicht rate ich einem jungen Menschen dringend davon ab, sich mit einem Gasthaus selbständig zu machen.
Ihr Lebensmotto?
Stillstand ist Rückschritt.