Zum Erfolg von Roland Teichmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat sehr viel mit Zufriedenheit zu tun, mit der Akzeptanz der eigenen Person und der eigenen Leistungen. Wenn es mir gelingt, Ziele, die ich mir gesteckt habe, auch zu erreichen, sehe ich das als Erfolg. Erfolg hat aber viele Facetten und ist eigentlich nicht objektiv meßbar. Für manche ist eine Führungsposition und viel Geld das Kriterium für Erfolg, für andere ist es ein regelmäßiges Einkommen und ein intaktes Familienleben. Erfolg ist also sehr individuell, hat aber immer mit dem Erreichen eines selbst gesteckten Zieles zu tun. Wenn zwei Menschen das Ziel haben, gut Klavier spielen zu können, sieht sich einer als erfolgreich, wenn er 100 Millionen Platten verkauft, der andere ist schon zufrieden, wenn er in einer kleinen Bar ein paar Zuhörer begeistert.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das ist schwierig zu beantworten, da es ja kein Patentrezept gibt. Wenn es eine allgemein gültige Erfolgsformel gäbe, wären alle Menschen erfolgreich. Selbst in meinem Fall kann ich nur vermuten, was schlußendlich zum Erfolg geführt hat. Ich bringe eine gewisse hartnäckige Neugier mit und beschäftige mich mit Dingen, die mich wirklich interessieren, sehr intensiv. Auch habe ich mir ein gesundes Selbstvertrauen quasi aufgezwungen. Es ist ja nicht so einfach, mit relativ wenig Jahren Berufserfahrung plötzlich als Direktor einer namhaften Institution vorzustehen und zum Beispiel vor internationalem Publikum eine Rede auf Englisch zu halten. Das Selbstvertrauen sollte im Idealfall aber mit einem gesunden Maß an Bescheidenheit gepaart sein. Wichtig ist auch eine gewisse Sensibilität für Situationen und Personen, man muß soziale Kompetenz und soziale Intelligenz entwickeln.Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Mein Beruf als Direktor des Österreichischen Filminstitutes ist sehr kräfteraubend, zeitintensiv und mental anstrengend. Filmförderung ist ein Verteilungskampf, bei dem es um sehr viel Geld geht, und bei dem nach Möglichkeit Kunst und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen berücksichtigt werden sollen. Kraft für diese schwierige, aber höchst spannende Aufgabe schöpfe ich aus meinem privaten Umfeld. Speziell mein kleiner Sohn Moritz ist ein wahrer Quell der Freude. Wenn ich mit ihm zusammen bin, denke ich keine Sekunde mehr an die Arbeit.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wichtigste Entscheidung, die meinen weiteren beruflichen Weg geprägt hat, war die Bewerbung um die Position des Geschäftsführers des Fachverbandes der Audiovisionsindustrie in der Wirtschaftskammer. Normalerweise werden ältere Herren im Nadelstreifanzug mit dieser Funktion betraut. Daher war es auch für mich eine Überraschung, daß die Wahl auf mich fiel, speziell im Hinblick auf meine Jugend und kurze Zugehörigkeit zur Kammer. Die Tätigkeit im Fachverband hat mir dann den Weg zum Direktor des Filminstitutes geebnet.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe immer versucht, von Vorgesetzten oder von Kollegen mit mehr Erfahrung etwas zu lernen. Ganz gleich, in welcher beruflichen Situation oder Position ich mich befand, ich konnte immer vom Wissen anderer profitieren. Ob nach dem Jusstudium in meinem Gerichtsjahr vom Ausbildungsrichter oder von älteren Kollegen in der Wirtschaftskammer - ich hielt Augen und Ohren offen und stellte Fragen. Für meine jetzige Tätigkeit am Filminstitut war sicher mein Vorgänger, Mag. Gerhard Schedl, eine prägende Persönlichkeit.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Speziell in einem kleinen Land würde ich mir von den professionellen Filmschaffenden mehr Zusammenhalt und das gemeinsame Verfolgen von Interessen wünschen. Mit einem geschlossenen Auftreten wäre allen mehr geholfen. Leider kochen aber viele Filmschaffende ihr eigenes Süppchen. Von der Politik wünsche ich mir ein klares Bekenntnis zum österreichischen Film, und zwar gleichberechtigt unter künstlerischem und kommerziellem Aspekt. Es darf nicht passieren, daß die Filmförderung aufgrund zu geringer Marktanteile eingefroren wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Jede Form von Erfolg, sei es in einem Betrieb oder in einer Institution, ist das Resultat von Teamarbeit. Ohne meine Mitarbeiter würde ich untergehen. Ich verfüge über ein tolles Team, das ich auch in die Entscheidungen einbeziehe. Je wichtiger und größer die Entscheidungen sind, desto mehr suche ich den Kontakt zu den Mitarbeitern. Das wirkt sich auch positiv auf das Betriebsklima, die Qualität der Arbeit und der Administration aus.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Der erste Schritt sind ganz formale Kriterien wie Ausbildung, Erfahrung und Qualifikation. Im persönlichen Gespräch kann ich mir dann ein Urteil bilden, ob die betreffende Person ins Team paßt und entsprechende Einsatzfreude und Engagement mitbringt. Die endgültige Entscheidung fälle ich dann nach meinem Bauchgefühl.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben zu einem harmonischen Ganzen zu vereinbaren, gelingt mir ehrlich gesagt nicht wirklich - hier wäre ich gern erfolgreicher! Ich bekleide eine verantwortungsvolle Position und bemühe mich nach Kräften, dieser Verantwortung auch gerecht zu werden. Leider erfordert dies sehr viel Zeit auf Kosten des Privatlebens.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Neugierig, wißbegierig und lernbereit sein und bleiben. Mit gesundem Selbstvertrauen, gepaart mit natürlicher Bescheidenheit, an die Dinge herangehen. Es ist auch nicht unbedingt zielführend, sich auf nur ein Ziel zu konzentrieren, da sich manche Dinge im Leben nur schwer realisieren lassen. Daher sollte man für mehrere Optionen offen sein.