Zur Karriere von Heinrich Schmidt
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß des Humanistischen Gymnasiums in der Zirkusgasse in Wien begann ich sofort mit dem Medizinstudium. Nach drei relativ erfolgreichen Studienjahren zweifelte ich eines Tages an meiner medizinischen Berufung und begann als Starkstromelektriker zu arbeiten. Einige Monate später landete ich als OP-Techniker an der Neurochirurgie des Wiener AKH, wo ich die sehr teuren Operationsmikroskope zu betreuen und zu warten hatte. Unsere Abteilung, welche als erste in das neue AKH übersiedelte, wurde mit Videotechnik ausgerüstet, um Operationen live mitschneiden zu können, und meine Aufgabe war es nun, die Filme zu realisieren. Neben dieser beruflichen Tätigkeit war es kaum mehr möglich, mein Medizinstudium zu verfolgen. Prof. Sunder-Plassmann, dessen Tochter mit mir die Schule besucht hatte, fragte mich in dieser Zeit, was ich hier eigentlich noch tue, ich solle doch möglichst rasch fertig studieren. Dies gab mir den ersten Anstoß. Nach dem unerwarteten Tod meines Vaters wenig später half ich zunächst meiner Mutter, ihr Geschäft aufzulösen, damit sie die Firma meines Vaters übernehmen konnte. Dadurch verlor ich weitere zehn Monate, und plötzlich wurde mir bewußt, daß mich meine Studienkollegen alle überholten. So gab ich mir einen Ruck und schloß in kürzester Zeit mein Studium ab. Nach der anschließenden eher unerquicklichen Militärzeit in Götzendorf an der Leitha stand mir eine zweijährige Wartezeit für meinen Turnus bevor. Ich arbeitete zunächst für die Computerfirma meines Schwagers und war auch im Autohandel tätig, bis ich einen Posten als Monitor für eine Studie bei Boehringer Mannheim fand, über die ich auf die Onkologie des Krankenhauses Lainz kam. Dort fühlte ich mich rasch sehr wohl und konnte auch mit dem Turnus beginnen. Bald erhielt ich das Angebot für die Facharztausbildung, das ich nach einigem Zögern annahm. Ich sah meine Zukunft also zunächst am Krankenhaus Lainz. Ich arbeitete damals äußerst viel, was mich aber zunächst nicht weiter störte. Im Laufe der Zeit verschlechterte sich jedoch das Klima auf der Abteilung, und langsam verabschiedeten sich die Oberärzte einer nach dem anderen, sodaß sich auch für mich die Frage stellte, ob ich bleiben oder gehen sollte. Schließlich beschloß ich, die Abteilung ebenfalls zu verlassen, und setzte anschließend meinen durch die Facharztausbildung unterbrochenen Turnus fort. Danach hatte ich die Wahl, als Anstaltsinternist oder als Stationsarzt der Onkologie in Lainz zu bleiben. Als dritte Option eröffnete sich mir die Möglichkeit, mich als ärztlicher Leiter des Sanatoriums Maimonides-Zentrum zu bewerben. Von diesem wußte ich nicht viel mehr, als daß es Schwierigkeiten und dringenden Handlungsbedarf gab. Ich war einer der letzten Kandidaten beim Hearing, und meine Bewerbung führte schließlich zum Erfolg. Es war hier gleich sehr viel zu tun, die interne Kommunikation war nicht wirklich auf dem neuesten Stand, zahlreiche Mitarbeiter waren gegangen, und die allgemeinen Bedingungen waren durchaus nicht einfach. Es lag mir viel daran, eine familiäre Atmosphäre entstehen zu lassen, die dem Ort angemessen ist. Heute kann ich sagen, daß sich in den sieben Jahren meines bisherigen Wirkens Wesentliches geändert hat, auch unsere Feste sind mittlerweile legendär. Ich freue mich jeden Tag über meine Arbeit hier. Heute stehen wir vor dem großen Projekt eines Neubaus, der das Maimonides-Zentrum endgültig auf den neuesten Stand bringen soll. Das Maimonides-Zentrum ist das Seniorenheim der Israelitischen Kultusgemeinde und vereint viele Funktionen unter einem Dach: Es gibt eine Tagesstätte, ein Elternheim, ein Pflegewohnheim sowie zwei Bettenstationen. Im Zentrum aller Bemühungen steht die Erfüllung der Erwartungen und Bedürfnisse sowohl der gesunden als auch der pflegebedürftigen und kranken Bewohner.