Zum Erfolg von Claudia Drug
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das Café Oper Wien gibt es ja noch nicht sehr lange, und vor mir hatte ein junger Mann für ein halbes Jahr die Geschäftsleitung inne. Unter ihm liefen die Geschäfte nicht berauschend, aber seit ich in dieser Position tätig bin, geht es stetig bergauf. Das ist ein Erfolg, der mich bestätigt und motiviert. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber ich denke, daß ich sehr gut auf Menschen zugehen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich nicht immer als erfolgreich, auch wenn ich es aus meinem persönlichen Umfeld oft höre. Aber ich bin eben ein sehr selbstkritischer Mensch.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als Geschäftsführerin des Café Oper Wien versuche ich so zu sein, wie ich mir einen Vorgesetzten vorstelle. Vielleicht bin ich manchmal etwas zu „weich“ und zu gutmütig, denn wie ich inzwischen feststellen mußte, wollen und brauchen die meisten Mitarbeiter einen strengen Chef. Das ist zwar traurig, aber leider auch Realität. Ich habe als Geschäftsführerin ja auch einen Vorgesetzten, der mir aber großteils freie Hand läßt. Im Rahmen der Vorgaben der Oper kann ich nach meinen Vorstellungen schalten und walten.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, ich glaube sogar, daß es Frauen in der Gastronomie eher leichter haben. Trotzdem muß man diesen Beruf gerne machen, weil sich diese Freude auf die Kunden und Gäste überträgt. Wer die Gastronomie als reinen Gelderwerb sieht, wird nicht weit kommen. Und vielleicht bringen wir Frauen für diesen Beruf mehr Herz und Seele mit als männliche Kollegen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mich nicht für die Geschäftsführung des Café Oper beworben, sondern wurde gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen möchte. Das löste schon ein gewisses Erfolgsgefühl in mir aus.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zeugnisse und andere Formalitäten interessieren mich nicht. Papier ist geduldig, und wenn ein Bewerber tolle Zeugnisse vorweisen kann, heißt das noch lange nicht, daß er zu unserem Betrieb und zu unserem Team paßt. Ich lege also sehr viel Wert auf die Ausstrahlung und den persönlichen Eindruck, den ich bei einem Bewerbungsgespräch gewinne.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wahrscheinlich werde ich manchmal nicht richtig ernst genommen, weil ich vieles zu ruhig und besonnen sage.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Das Café Oper Wien setzt die jahrhundertelange Wiener Kaffeehaustradition - mit der einzigartigen Verbindung von Musik, Kultur und exzellenter Kaffeehausatmosphäre - fort. Direkt in der Wiener Staatsoper angesiedelt kommen Besucher aus aller Welt in den Genuß exzellenter Kaffeespezialitäten, feinster Mehlspeisen und köstlicher Schmankerln. Die Wiener Staatsoper beherbergt mit dem Café Oper Wien eine neue kulinarische Attraktion an der Ringstraße und bietet durch diese besondere Mischung aus Opernvergnügen und Kaffeehausatmosphäre allen Kaffeeliebhabern und Opernfreunden einen exquisiten Treffpunkt in Wien. In den Pausen der Opernvorführungen bieten wir einen raschen und unkomplizierten Service. Die Gäste können Brötchen und Getränke bereits im voraus auswählen und bekommen in der Pause die bereits vorbereiteten Köstlichkeiten - sofort und ohne Gedränge - serviert. Mit diesem Konzept konnten wir nicht nur viele Touristen, sondern auch ein zufriedenes Stammpublikum gewinnen. Ein weiteres Highlight: Jede Aufführung in der Staatsoper wird auf drei Monitoren live im Lokal übertragen. Wer also keine Karten mehr bekommen hat, kann die Oper bei uns bequem bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Sekt mitverfolgen. Das ist einzigartig in ganz Wien.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Lebenspartner arbeitet auch im Gastgewerbe, wir kennen die teilweise problematischen Arbeitszeiten und haben daher Verständnis füreinander. Aus diesem Grund kann ich Beruf und Privatleben ganz gut vereinbaren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Weiterbildung ist ein wichtiges Thema für mich, doch leider findet sich aufgrund der Arbeitszeiten derzeit kaum Platz dafür. Aber in absehbarer Zukunft möchte ich mich wieder verstärkt diesem Thema widmen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wie man an meinem Beispiel sieht, ist die Freude am Beruf die Grundlage des Erfolges. Was man gern macht, wird man gut machen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das Café de l'Europe am Graben ist mit unserem Lokal vergleichbar, und mein Ziel ist es, mit dem Café Oper Wien ähnliche Dimensionen zu erreichen. Viele Leute wissen gar nicht, daß es unser Café gibt oder glauben, es kann nur in Verbindung mit einer Opernaufführung besucht werden. Ich möchte soweit kommen, daß die Menschen sagen: Komm, gehen wir ins Café Oper einen Kaffee trinken. Da ein namhaftes Lokal in unmittelbarer Umgebung kürzlich zugesperrt hat, hoffe ich, daß es mir gelingt, möglichst viele der dortigen Gäste für uns zu gewinnen.