Zur Karriere von Cesare Colona
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Mit fünf Jahren habe ich in der Kirche in Eben am Achensee mit wahrer Begeisterung gesungen. Nach Kriegsende und Evakuierung kam ich mit meinen Eltern zurück nach Innsbruck und besuchte dort die Volksschule. Bereits mit sechs Jahren fiel meiner damaligen Musiklehrerin Sophie Grabner meine, für einen Jungen ungewöhnliche, Sopranstimme auf, sodaß sie mich zum Vorsingen zu den Wiltener Sängerknaben schickte. Der damalige Leiter der Sängerknaben, Prof. Norbert Gerhold, schrieb später in seinen Erinnerungen, daß ich der musikalischste Sängerknabe mit einer herrlichen Sopranstimme war, der das dreigestrichene C mit traumwandlerischer Sicherheit sang. In Wien gewann ich 1948 mit den Sängerknaben meinen ersten Gesangswettbewerb. Ein dänischer Kohlenhändler hörte die Wiltener Sängerknaben und holte sie nach Kopenhagen, wo ich dann 1950 meine erste Schallplatte aufnahm. In Dänemark hörte mich bei einem Konzert in Odensee ein bekannter Musikmanager namens I.C. Clausen, der mich fortan förderte. Nach der Dänemark-Tournee bekam ich am Innsbrucker Konservatorium ein Stipendium und wurde von Kammersängerin Melitta Amerling ausgebildet. Frau Amerling war eine bekannte Wagner-Sängerin. Sie legte mit ihrer perfekten Technik den Grundstein für mein ganzes sängerisches Leben. Als Österreichs berühmtestes Wunderkind schickte mich Herr Clausen auf eine Welttournee von der Ostküste der USA nach Alexandria, Beirut, Teheran und in viele andere Auftrittsorte. Ich beendete meine zweijährige Tournee mit 14 Jahren in meinem Heimatort Innsbruck als Gretel in der Oper Hänsel und Gretel. Damals schrieb die Presse von sensationellem Singen und einem nicht allzu oft anzutreffendem schauspielerischen Vermögen. Allerdings sprach man auch darüber, daß ein leichter Schleier auf der Stimme das unaufschiebbare Ereignis des Stimmübergangs (Pubertät) bereits ankündigte. Nach meinem Hauptschulabschluß 1952 begann ich auf Wunsch meines Vaters, der sich für meinen Gesang nie besonders interessierte, eine Ausbildung im Hotelgewerbe. Doch schon während dieser Ausbildung hospitierte ich am Tiroler Landestheater in Innsbruck, wo ich im Extrachor und Extraballett mitwirkte. Ich habe dort den Theaterbetrieb von der Pike auf erlernt. Nach Abschluß der Hotelfachschule begann ich mein Gesangsstudium bei Prof. Gerty Sperlich, der damaligen Primadonna des Theaters, und fuhr so oft ich konnte nach Rom, um mit dem berühmten Luiggi Ricci zu arbeiten. Dort arbeiteten viele Weltstars, wie Gobbi, Price, Milanov, selbst die Lehrerin der Callas, die Hidalgo. Die Presse bezeichnete mich als Sänger, Tänzer und Schauspieler, eben als wahres Multitalent. Man schrieb über meine starke Bühnenausstrahlung, meinen großen Stimmumfang, der wahrscheinlich auch die Metropolitan Opera ohne weiteres ausgefüllt hätte. Zitate, wie: er kam, sang und siegte waren in der Tagespresse zu lesen. So sang ich bereits mit 22 Jahren in Linz/Österreich meinen ersten Renato in Un ballo in maschera von Guiseppe Verdi mit Deutschlands berühmtestem Tenor Helge Roswaenge als Ricardo. Von meinen Partnern auf der Opernbühne nenne ich mit besonderer Freude Barbara Daniels, Edith Lang, Horst Wilhelm und die leider viel zu früh verstorbene Dorothea Weiß, um nur einige zu erwähnen. So sang ich als einer der jüngsten Opersänger auf vielen Bühnen Europas Paraderollen wie Scarpia, Germot, Marquis Posa (Zitat der Presse: Überall dort, wo man die Hauptrollen so wie bei dieser Aufführung besetzte, müsste man Verdi korrigieren und diese seine Oper statt 'Don Carlos' vielmehr 'Rodrigo Marquis von Posa' nennen), Carlos V (Ernani), Graf Luna, Jago, die vier Bösewichte in Hoffmanns Erzählungen, Danilo in die Lustigen Witwe u.v.a. Ich sang bei den Wiener Festwochen sowie beim Luzerner Festival, beherrschte 20 Opernpartien in fünf Sprachen und wurde besonders als Don Giovanni gefeiert. Über die Operette kam ich zur Show. In diesem Metier habe ich nach Überwindung einer langjährigen Krankheit ein neues Zuhause gefunden. Ich gastierte in Paris, sang in Stuttgart Hello Vegas und ging mit Paris Montparnasse auf Tournee in die Schweiz. Ich begeisterte das Publikum im Deutschen Theater in München in Carneval do Brasil, wo ich in Originalsprache südamerikanische Songs präsentierte. Meine Liebe gehört auch der Boulevard-Komödie. Ich trat als Titto Merelli in der Farce Othello darf nicht platzen in der Düsseldorfer Komödie auf, wo ich in dem Intendanten Alfons Höckmann einen wunderbaren Regisseur hatte, und stand 1997 als Romeo der Kasseler Komödie in Es war die Lerche von Ephraim Kishon auf der Bühne. Hier konnte ich mein ganzes Talent einbringen, auch in den effektvollen Liedern dieses köstlichen Stückes. Nach meinem großen Erfolg im Kleinen Theater im Park von Bonn-Bad Godesberg als Vetter aus Dingsda unter der Regie des hervorragenden Dieter Bachmann drehte ich erstmals einen Kurzfilm, Love, in dem ich die Hauptrolle spielte. Mein Partner war der berühmte Lou Castel. Für diesen Film bekamen Patrick Orth und Henrike Goetz sowie die Darsteller von Staatsminister Naumann den Deutschen Kurzfilmpreis 2000 in Gold. Seit 1995 lebe ich in Berlin und habe hier 2005 eine Gastspieldirektion gegründet. Ich gebe Gesangsunterricht und biete jungen Künstlern mit meiner Gastspieldirektion einen Einstieg in die künstlerische Laufbahn.