Zum Erfolg von Michael Mann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, sich am Morgen in den Spiegel schauen zu können und am Abend in die Brieftasche blicken zu können, ohne sich genieren zu müssen. Diese philosophische Betrachtung stammt nicht von mir, aber ich lebe sie und sie verleiht einem das Gefühl der Zufriedenheit, was jedoch nicht bedeutet, dass man sich zurücklehnen darf. Im Gegenteil – nichts Neues ins Augenmerk zu nehmen, würde Stillstand bedeuten und dass gibt es in unserem Unternehmen nicht. Zum Erfolg gehören meiner Ansicht nach auch Ehrlichkeit und Handschlagqualität, beides gibt es im Geschäftsleben nicht allzu oft, doch in unserer Familie habe ich es kennengelernt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich in einem erfolgreichen Familienunternehmen mitarbeiten darf. Ich nehme Beschwerden und auch Lob der Kunden sehr ernst. Das Feedback unserer Kunden zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die positive Anerkennung ist nicht mein Verdienst, sondern der unserer 850 Mitarbeiter. Sie tragen dazu bei, dass unsere Produkte geschätzt werden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke ausschlaggebend war mein Wille etwas zu tun, was mir Spaß und Freude bereitet. Selbst Hand anzulegen, wenn es nötig ist, betrachte ich als eine Selbstverständlichkeit. Interesse am Beruf sollte unbedingt vorhanden sein, egal welchen Beruf man ausübt. Ohne Interesse und Wille wird es keine befriedigende Tätigkeit geben. Abschließend möchte ich festhalten, wenn man hinter dem steht, was man gerne und mit Begeisterung macht, führt dies auch zum Erfolg.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für mich zählt Originalität. Die Imitation hat aber auch ihren Platz, denn das Rad muss man nicht neu erfinden, wenn es funktioniert.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ein Vorbild im klassischen Sinne gab es für mich nicht. Es gab aber viele Persönlichkeiten, welche mich positiv als auch negativ beeindruckten. Ich lerne jeden Tag neue Leute kennen, welche mehr oder weniger ein Vorbild sein könnten.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Leider ist es eine Tatsache, dass es in Zukunft noch weniger selbständige Bäckereien geben wird. Der Preiskampf und auch der Konkurrenzkampf (Supermärkte) wird uns noch länger begleiten. Mit den Mitbewerbern, welche in unserer Liga spielen sind bereits einige Überlegungen angedacht um die zukünftigen Herausforderungen positiv zu meistern.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mein Vater ist eine andere Führungspersönlichkeit als ich. Ich habe eine Reihe von Spezialisten in der zweiten Führungsebene. Letztlich muss ich die Entscheidungen treffen, wobei diese nicht diktatorisch getroffen werden, sondern im Rahmen offener Kommunikation. Ich nehme mir nicht das Recht heraus alleine Entscheidungen zu treffen. Schwierige Aufgaben kann man dann lösen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dies gelingt nur dann, wenn jeder Mitarbeiter/in den Sachverhalt kennt. Die Hands-On Mentalität erachte ich als einen wichtigen Führungsstil. Ich habe unseren Betrieb von Grund auf kennen gelernt, u.a. habe ich Teige gerührt und Mohnstriezel geflochten und kenne den Großteil der Mitarbeiter. Es schadet nicht, wenn man in den einzelnen Bereichen mitgearbeitet hat.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Den Mitbewerber in unserer Liga, also Bäckereiunternehmen in unserer Größenordnung kennen wir persönlich sehr gut und ziehen alle am gleichen Strang. Den Mitbewerber im eigentlichen Sinn, stellen die Supermärkte mit ihren, zum Großteil selbst produzierten Backwaren dar. Die Bäckereien haben einen Marktanteil von ca. 15 Prozent. Den Rest halten die Supermärkte und Tankstellen. Es gibt aber auch mehrere „Jungbäcker“, welche mit innovativen Produkten in den Markt eingestiegen sind und es geschafft haben, Stammkunden zu lukrieren.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die größte Stärke sehe ich darin, dass wir ein Familienunternehmen sind. Wir sind „hemdsärmelig“ aufgestellt und haben auch keine Scheu, selbst Hand anzulegen. Wir befinden uns in der glücklichen Lage, sehr rasch auf Marktveränderungen reagieren zu können. Als Familienbetrieb in der fünften Generation sind wir am Markt bestens etabliert und bieten täglich bis zu 120 verschiedene Produkte an, saisonbedingt bis zu 200. Wir wollen weiterhin auf gesunden Beinen stehen und bestmögliche Qualität zu bestmöglichen Preisen anbieten. Was die Filialentwicklung betrifft, hoffen wir in den nächsten Jahren die 100. Filiale zu eröffnen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin mit der derzeitigen Situation mehr als zufrieden und schätze mich glücklich, auf ein harmonisches Privatleben verweisen zu können. Meine Ehefrau ist selbständig tätig. Die gegenseitige Rücksichtnahme ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern trägt auch dazu bei, Struktur im täglichen Ablauf zu erhalten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer sich für unser Handwerk interessiert, hat die besten Chancen einen Job zu finden. Lehrlinge, welche bereit sind mit Interesse und Begeisterung einen der ältesten Berufe der Menschheit zu erlernen, sind bei uns gut aufgehoben. Nach der dreijährigen Berufsschule gibt es firmeninterne Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Generell werden in unserer Branche Überlegungen angestellt, die Qualifikation für angelernte Hilfskräfte zu erhöhen. Leider ist es eine Tatsache, dass die Nachfrage nach dem Berufsbild des Bäckers sehr gering ist. Früher waren die Handwerker, so wie mein Vater, schlaue Mitmenschen und hatten es verstanden, in ihrem Beruf erfolgreich zu werden. Gegenwärtig wird immer wieder behauptet, dass es besser sei zu studieren, als ein Handwerk zu erlernen. Wenn der Wille und das Interesse vorhanden sind, kann man jeden Beruf erlernen und dabei Spaß und Freude haben. Mein Vater hatte folgenden Leitspruch: Wähle einen Beruf, den du liebst! Dann hast du niemals in deinem Leben das Gefühl, dass du arbeitest.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als Nachfolger meines Vaters sehe ich mich dafür verantwortlich, dass unser Unternehmen mit seiner Mannschaft noch persönlicher wird. Die Wirtschaftlichkeit dürfen wir dabei allerdings nicht aus den Augen verlieren. Ein weiteres Ziel sehe ich in der Steigerung unseres Bekanntheitsgrades. Mein besonderes persönliches Herzensthema sind Kinder und Jugendliche, denn ich denke, dass wir sie als potentielle Kunden stärker an uns binden müssen.