Zum Erfolg von Heinrich Ferenczy
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es ist sehr schön, Erfolg zu haben. Für mich steht aber nicht der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund, denn in meinem Tätigkeitsgebiet wird der Erfolg nicht finanziell belohnt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Laufe der letzen Jahre konnte ich zahlreiche Verbesserungen initiieren, angefangen von Restaurierungen innen und außen bis hin zu personellen Umstrukturierungen, wobei wir auch Leute aus Reintegrations- oder Resozialisierungsprojekten hier arbeiten lassen. Besonders wichtig war mir die Erneuerung des Gottesdienstes. Es macht mir sehr viel Freude, wenn neue Leute ins Kloster kommen - wir sind nicht überlaufen, aber auch kein sterbendes Kloster. Ich habe mich immer sehr darum bemüht, das klösterliche Leben in den Vordergrund des Bewußtseins zu rücken, weil es wichtig ist, daß die Gemeinschaft zusammenhält.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für die Wahl zum Abt war, daß ich mich für vieles interessiert habe und in verschiedenen Bereichen tätig war. Sogar für die Wirtschaft habe ich mich immer interessiert; ich war eine Zeitlang Kämmerer. Ich engagierte mich zudem in der Seelsorge. Ich denke, eine recht umgängliche Art und Weise zu haben, neige zwar manchmal dazu, impulsiv zu sein, aber im großen und ganzen versuche ich, mich um Versöhnung zu bemühen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich unterrichtete immer sehr gerne, die Schüler hörten mir gerne zu und ich war gerne in den Klassen. Nur das Prüfen und Benoten war mir unsympathisch am Unterrichten, weil es mir schwer gefallen ist, schlechte Noten zu geben.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gab verschieden Persönlichkeiten, die mich sowohl menschlich, als auch wissenschaftlich prägten. Eine große Rolle spielte ein Katechet und Kaplan, der ein sehr großer Mann und eine eindrucksvolle Persönlichkeit war. Er prägte mich vor allem durch seine erfrischende und etwas lausbübische Art. Abt Hermann, bei dem ich meine Novizenstunden hatte, war eine spirituelle Persönlichkeit mit großer menschlicher Tiefe und Intensität in seiner Religiosität. Abt Bonifaz, mein unmittelbarer Vorgänger, beeindruckte mich in seiner schlichten, einfachen und herzlichen Art. Zu den überragenden Persönlichkeiten in der Theologie gehört für mich Karl Rahner, dessen Werke ich heute noch gerne lese, weil er eine Theologie großer Weite, die nicht durch strikte Dogmen einengt wird, verfolgte. Er prägte das Vatikanische Konzil stark mit. Auch Papst Johannes Paul II war immer wieder sehr eindrucksvoll, vor allem durch seine Begabung, den starren Ostblock aufzubrechen; und sogar die jüngsten Initiativen dieses gesundheitlich schwer gezeichneten Mannes, der sich mit einer Leidenschaft für den Frieden einsetzte, sind sehr beeindruckend.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Die Wahl des geistlichen Weges ist von meiner Familie sehr positiv gesehen worden, obwohl ich einer ökumenischen Familie entstamme. Mein Vater war Protestant und stand meinem Weg etwas distanziert gegenüber, aber er war sehr loyal und hat mir keine Hindernisse in den Weg gelegt. Meine Mutter hat sich immer darüber gefreut. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein dringendster Rat wäre der: sei offen für die Fragen der Welt, igle dich nicht ein, und suche Kontakt zu verschiedenen Religionen und auch esoterischen Gemeinschaften der Welt. Dabei ist es wichtig, einen eigenen Standpunkt zu haben und ebenso wesentlich, sich keine zu engen Grenzen zu setzen, denn die Kirche hat keine Grenzen. Mein Wunsch für die Zukunft wäre, daß man sich mehr um die armen Menschen kümmert, es ist ein Skandal, daß heutzutage Menschen verhungern müssen. Von der Politik muß man zwei Dinge verlangen können: der Staat muß dem Menschen Arbeit und Essen geben.
Ihr Lebensmotto?
„Die Liebe Christi drängt uns.“ Das hatte ich früher zu meinen Wahlspruch gewählt, heute verfolge ich das Motto: „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben.“