Zur Karriere von Davor Gubic
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stamme aus Zagreb und kam als politischer Flüchtling nach Abschluß der Pflichtschule mit meiner Mutter nach Österreich, wo uns mein Vater bereits erwartete. Ich besuchte in Österreich die vierte Klasse Gymnasium und war mit großen Schwierigkeiten konfrontiert, da ich kein Wort Deutsch sprach. Dennoch schaffte ich den Jahrgang, indem ich Tag und Nacht lernte. Da meine Familie finanziell sehr schlecht situiert war, entschied ich mich, eine Lehre zum Großhandelskaufmann im Textilbereich zu absolvieren und konnte schon nach zweieinhalb Jahren die Berufsschule vorzeitig beenden, um die Handelskammerprüfung abzulegen. Die Firma, in der ich meine Lehre absolvierte, zeichnete sich durch eine hervorragende Ausbildung der Lehrlinge aus; wahrscheinlich wurde in dieser Zeit der Grundstein für meinen späteren Erfolg gelegt. Ich wechselte halbjährlich in eine andere Abteilung, wo ich nicht nur niedere Arbeiten verrichtete, sondern wirklich viel lernen konnte. Nach Abschluß meiner Gesellenprüfung wechselte ich in ein Unternehmen, das sich mit dem Werkzeugmaschinenhandel beschäftigte. Dort war ich zunächst als Zolldeklarant tätig, begann mich aber nach vier bis fünf Jahren etwas zu langweilen und machte meinem Vorgesetzten daher den Vorschlag, das Exportgeschäft nach Jugoslawien aufzubauen. Innerhalb eines Jahres konnte ich gute Erfolge verzeichnen, auch, weil ich ein Produkt im Automobilbereich vertrieb, das zu dieser Zeit gerade gebraucht wurde. Wesentlich war meine Bereitschaft, mich über den kaufmännischen Bereich hinaus auch in technischen Belangen ausbilden zu lassen. Nach mehrjähriger Tätigkeit suchte ich eine neue Aufgabe im Exportgeschäft, die ich in einem Unternehmen der Kunststoffindustrie als Exportleiter für Osteuropa fand. Mein Aufgabengebiet war anspruchsvoller und interessanter und verbunden mit besseren Konditionen. Die Reisetätigkeit war auch geringer, da mehrere Außendienstmitarbeiter das Gebiet unter meiner Kontrolle bereisten. In dem Unternehmen wurde sehr effizient gearbeitet und ich konnte wieder einmal mein Wissen erweitern, wobei mir meine Sprachkenntnisse sehr von Nutzen waren. In dieser Zeit heiratete ich und unsere Tochter kam zur Welt. Wir wollten aus Wien weg ins Grüne ziehen. Als ich das Angebot aus Salzburg erhielt, in einer Spedition die Verkaufsleitung zu übernehmen, mit der Aussicht, später Geschäftsführer zu werden, griff ich zu und ließ mich mit meiner Familie in der Nähe von Salzburg nieder. Da ich jedoch in der Firma auch aufgrund der Situation von Salzburg keine Zukunft sah, wechselte ich zum damals größten Importeur von Spielwaren, somit also wieder in eine andere Branche, und hatte erstmals auch mit dem Einzelhandel zu tun. Der Eigentümer wollte die beiden Marken Fisher-Price und Zapf (heute Zapf Creation) in Österreich etablieren und plante zu diesem Zweck die Gründung einer Tochterfirma, weil er diese beiden Marken eigens bearbeiten wollte. Nach erfolgreicher Einführung der beiden Marken wurde ich als Verkaufsleiter der Mutterfirma eingesetzt. Darüber hinaus war ich mit den Änderungen im Versandbereich, Betreuung der Lehrlinge, Innendienstleitung des Verkaufsbüros beauftragt. Mit der Etablierung einer Handelskette im Franchisesystem, mit der ich nie glücklich war, ergaben sich einige Auffassungsunterschiede und ich wollte zudem meinen eigenen Weg gehen, da ich schon lange mit dem Gedanken der Selbständigkeit gespielt hatte. Nach einem einschneidenden Ereignis privater Natur und durch langjährige Kontakte verwirklichte ich dieses Vorhaben schließlich und machte mich 1989 mit der Vertretung von Spielwarenartikeln der Firma Zapf Creation, Jumbo Spiele GmbH, Althans Plüschtierfabrik für Österreich und Firma Messwelk (Messwerkzeuge) für Jugoslawien selbständig. 1992 übersiedelte ich mit meinem Unternehmen nach Wien und 1995 an diesen Standort, wo ich es bis dato mit einem schlanken Team von sieben Mitarbeitern führe. Inzwischen wurden die Vertretungen für Spielwaren erweitert und das Verkaufsgebiet auf Südtirol ausgedehnt. Aus Kriegsgründen wurde die Vertretung der Firma Messwelk zurückgelegt. In der Spielwarenbranche war ich der erste, der den Einzelhandel direkt ab Hersteller belieferte und damit den Großhandel ausschaltete. Der Einzelhandel hatte den Vorteil zu wesentlich günstigeren Konditionen einzukaufen.