Zur Karriere von Gunnar Fuß

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
In meine jetzige berufliche Position bin ich über Umwege gekommen. Nach dem vorzeitigen Abgang vom Gymnasium erlernte ich von 1982 bis 1986 den Beruf des Feinmechanikers beim Laborgerätehersteller Jacke und Kunkel in Staufen. Da es mir dort nicht gefiel, erwarb ich von 1984 bis 1986 parellel die Fachhochschulreife und begann 1987 in Stuttgart Medientechnik zu studieren, da mich die Verbindung von Gestaltung und Unterhaltung schon immer faszinierte. Mein besonderes Interesse galt dem Film. Gegen Ende der Achtzigerjahre begann ich bei Filmproduktionen mitzuarbeiten. Ab 1990 begann ich eine freiberufliche Tätigkeit als Beleuchter, Oberbeleuchter und Kameraassistent bei Film- und Werbeproduktionen in Stuttgart, München, Hamburg und Berlin. Dabei stellte ich fest, daß dies mein Feld war, ich wollte Filmgestalter und Kameramann werden. Im Jahr 1992 beendete ich mein Studium als Diplomingenieur für Medientechnik mit der Konzeption und Produktion eines kulturhistorischen Filmes: Spurensuche - Historische Persönlichkeiten im Landkreis Böblingen und arbeitete weiter als Beleuchter. Ich suchte dann nach Wegen, wie ich aus dem rein technisch orientierten in den gestalterischen Bereich gelangen konnte. Ich absolvierte deshalb von 1996 bis 1998 ein Projektstudium Kamera - Szenischer Film an der Filmakademie Ludwigsburg in den Fächern Kamera, Spielfilm und Werbung. Der erste Film, den ich dort drehte, gewann den Studentenoskar. Damit schaffte ich den Übergang zur Gestaltung, zum Kameramann. Seit 1998 bin ich in der Filmbranche als bildgestaltender Kameramann tätig. In all den Jahren half mir sehr, daß ich zunächst handwerklich als Beleuchter gearbeitet hatte.

Zum Erfolg von Gunnar Fuß

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist Erfolg nicht nur eine berufliche Angelegenheit, sondern er hat auch eine sehr starke persönliche Komponente. Wenn ich meine Persönlichkeit kommunikativ und emotional weiterentwickeln kann, hat dies sehr positive Auswirkungen auf den Beruf. Ich bin schon ein ehrgeiziger Mensch, der immer darauf achtet, wo er sich weiter entwickeln kann. Ich probiere immer wieder neue Dinge aus und lasse mich nicht auf Routine ein. Bei jedem Drehbuch, bei jedem Stoff versuche ich gemeinsam mit dem Regisseur einen neuen Ansatz zu finden. Ich produziere keine austauschbaren Arbeiten, sondern entwickle für jedes Projekt eine neue Konzeption.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Das Problem für mich besteht darin, daß in Deutschland die Tätigkeit, die ich ausübe, etwas unterschätzt wird. Das hängt mit den Autorenfilmen der Siebzigerahre zusammen. Bei meinen Filmen gestalte ich mit dem Regisseur gemeinsam die Produktion wesentlich mit. Auch der Kameramann arbeitet auf seine Weise mit den Schauspielern. Die meisten Filme, die ich drehte, gewannen Preise. Das liegt sicher auch an der Art und Weise wie ich arbeite. Im letzten Jahr erhielten wir vier goldene Grimme-Preise. Bei den Projekten geht es mir nicht nur um Geld, sondern um anspruchsvolle Produktionen. Ich kann mir diese Haltung erlauben, weil ich außerdem noch Werbung drehe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Motor ist Ehrgeiz und der Willen, sich weiter entwickeln zu wollen. Dann ist Menschlichkeit sehr wichtig, ich muß ein absoluter Teamplayer in diesem Beruf sein und bin es auch. So habe ich die Möglichkeit, mir die richtigen Mitarbeiter für meine Projekte auszuwählen. Wichtig ist die professionelle Zusammenarbeit, nicht die Durchsetzung einer Hierarchie. Die Mitarbeiter helfen mir, stützen mich und geben mir wertvolle Tips.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es kommt bei uns schon vor, daß man 14 bis 16 Stunden am Tag arbeitet und das auch fallweise sieben Tage in der Woche hintereinander. Mit dem Regisseur Jo Baier habe ich jetzt den Film Stauffenberg abgeschlossen, ein sehr schönes Projekt. Ich versuche dann, mir Auszeiten zu schaffen. Nach wirklich heißen Phasen ziehe ich mich auch einmal ein paar Wochen zurück und kümmere mich um mein Privatleben. Sobald mein nächster Film abgeschlossen ist, fahre ich vier bis sechs Wochen in den Urlaub.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wichtig ist, daß die Menschen wirklich das leben, was ihre Intuition ihnen sagt. Meine Erfahrung ist, wenn ich das tue, woran ich wirklich Spaß habe, kommt alles andere von selbst. Wohlstand ist eine Sache, die von selbst kommt, wenn ich mein Leben so gestalte, wie es mein Innerstes mir ausmalt, einfach konsequent seine Wünsche zu leben. Das ist nicht arrogant gemeint, es ist meine Erfahrung.

Filme aus dem Jahr 2003: Eine Frage der Ehe, Regie: Stefan Krohmer, Produktion: Studio Berlin, Sender: ZDF Stauffenberg, Regie: Jo Baier, Produktion: teamWorx Berlin, Sender: ARD Werbung aus dem Jahr 2003: Tchibo "Küche Italien", Regie: Thorsten Schmidt, Produktion: BLM StationID: Ricky Martin ZDF, Regie: Sebastian von Nathusius, Produktion: ScreenWorks 40 Jahre ZDF, Regie: Hans-Georg Anders, Produktion: Big Fish StationID: Senta Berger ZDF, Regie: Sebastian von Nathusius, Produktion: ScreenWorks Grohe, Regie: Marcus Greulich, Produktion: Neue Ruhr Film.