Zur Karriere von Karl Schrei

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der AHS-Matura absolvierte ich das Medizinstudium an der Universität Wien, nach dessen Abschluß ich 1971 die Ausbildung zum Facharzt für Unfallchirurgie an der I. Universitätsklinik Wien begann. Im Rahmen meiner Facharztausbildung verbrachte ich auch eineinhalb Jahre zu Studienzwecken in Hamburg. Meine erste Station nach Abschluß meiner Facharztausbildung führte mich 1978 nach Friesach in Kärnten. Nach einer Erkrankung wurde mir jedoch nahegelegt, nicht weiter als Facharzt für Unfallchirurgie zu arbeiten, da der Belastungspegel zu hoch für mich sei. Daher kehrte ich nach Wien zurück, wo ich 1980 in die Allgemeine Unfallkrankenanstalt (AUVA) eintrat und dort den chefärztlichen Dienst aufnahm. Als sich mit der Zeit meine gesundheitliche Situation besserte, wechselte ich 1984 wieder in den Krankenhausbetrieb, und zwar in das Rehabilitationszentrum Stollhof. Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des Rehabilitationszentrums Weißer Hof in Klosterneuburg wurde ich als Oberarzt übernommen und übte diese Funktion drei Jahre lang aus. 1989 bewarb ich mich für die Chefarztposition der Landesstelle Wien der AUVA, die ich anschließend eineinhalb Jahre lang innehatte. 1991 wurde ich schließlich zum ärztlichen Leiter der AUVA ernannt und leitete sieben Unfallkrankenhäuser und fünf Rehabilitationszentren. Nach neun Jahren in dieser Funktion wollte ich wieder im ärztlichen Dienst näher am Patienten arbeiten und bekleide nun seit 1999 die Position des ärztlichen Leiters des Rehabilitationszentrum Weißer Hof der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt, wo ich für das Wohl von ca. 200 Patienten verantwortlich bin. 140 klinische und medizinische Mitarbeiter (Ärzte, Therapeuten, Psychologen usw.), ausgenommen das Pflegepersonal, sind mir direkt unterstellt.

Zum Erfolg von Karl Schrei

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit mir selbst zufrieden sein zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nach außen hin habe ich viel erreicht, doch als außergewöhnlich erfolgreich empfinde ich mich dennoch nicht. Als Nachkriegskind freue ich mich heute noch tagtäglich über die Annehmlichkeiten, die uns unser Leben bietet.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen zu sein. Heute weiß ich jedoch, daß hier weniger der Zufall eine Rolle spielt, sondern vielmehr das Talent, Netzwerke aufzubauen. Weitere Stärken sind meine Bereitschaft zuzuhören, Umsichtigkeit und taktische Klugheit. Ich war immer bemüht, den anderen zu verstehen, um selbst verstanden zu werden. Was mich weiters auszeichnet, sind meine Toleranz und meine Fähigkeit, mich mit den unterschiedlichsten Menschen auseinanderzusetzen. Meine humanistische Ausbildung, die ich meinen beiden Töchtern ebenfalls weitergab, hat mich hier wohl sehr beeinflußt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehe ohne Scheu an diese Herausforderungen heran, im Grunde liebe ich sie sogar. Mit zunehmendem Alter schieße ich sozusagen viel weniger „aus der Hüfte“ wie früher, denn als Unfallchirurg war ich gewohnt, rasche Entscheidungen treffen zu müssen. Heute überlege ich sicherlich mehr und gehe eher Schritt für Schritt an Probleme heran. Ich bin jedoch bestrebt, Probleme ehestmöglich zu lösen, da ich nichts auf die lange Bank schieben möchte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich konnte mir zwar von verschiedenen Personen einiges abschauen, doch bin immer meinen eigenen Weg gegangen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist ein Bestandteil des Erfolgs. Allein die Tatsache, diese Position bekleiden zu dürfen, stellt schon eine große Anerkennung für mich dar. Aus dieser verantwortungsvollen Position erwachsen natürlich auch Verpflichtungen anderen gegenüber.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ehrlichkeit und Teamfähigkeit sind für mich die wichtigsten Kriterien. Ein offenes Miteinander ist wesentlich und dient auch der Motivation der Mitarbeiter.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ziel des Rehabilitationszentrums Weißer Hof ist die Durchführung einer ganzheitlichen Rehabilitation der Patienten, nachdem die Akutmedizin ihre Aufgabe erfüllt hat. Die Rehabilitationsmöglichkeiten und -fähigkeiten werden individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt. Beispielsweise wird ein aktiver junger Mann, der bei einem Unfall seinen Unterschenkel verliert, anders behandelt als eine 80-jährige Frau in derselben Situation. Bei dem jungen Menschen wird eine technisch hochwertige Prothese zum Einsatz gebracht, damit er sich wieder in das Berufsleben integrieren kann. Ältere Menschen, die mit diesen Prothesen weniger gut zurechtkommen, erhalten solche, die beste Gehsicherheit gewährleisten. Die Behandlungspläne richten sich nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten. Auch örtliche Ansprüche der Patienten werden berücksichtigt, alle Möglichkeiten werden so gut als möglich ausgeschöpft. Während Patienten in der Akutmedizin passiv betreut werden, sind Patienten in unserem Hause aktiv in den Wiederherstellungsprozeß eingebunden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich bilden diese beiden Lebensbereiche eine Einheit, so kann es durchaus vorkommen, daß ich mir am Wochenende Arbeit mit nach Hause nehme oder in meiner Freizeit Gedanken zu beruflichen Themen niederschreibe.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Folge deiner inneren Stimme und laß dich von niemandem beeinflussen, wenn es um die wichtigen Entscheidungen in deinem Leben geht, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Bei der Berufswahl sollten die persönlichen Talente und Fähigkeiten den Ausschlag geben, nicht die Arbeitsmarktsituation. In der Nachkriegszeit waren Medizin und Rechtswissenschaften sehr gefragte Studien, doch bei Kollegen, die aus Prestigegründen den falschen Beruf wählten, sah ich, wie diese ihr Leben lang unter dieser falschen Entscheidung litten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Konkrete Ziele habe ich mir keine gesteckt. Ich möchte bis zu meiner Pensionierung meine berufliche Aufgabe so gut als möglich erfüllen.
Ihr Lebensmotto?
Carpe diem - denn man weiß ja nie, jeder Tag könnte der letzte sein.

Zahlreiche Fachartikel.