Zur Karriere von Regina Vrana

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Handelsschule versuchte ich mich kurzfristig an einem Studium, brach es aber aus mangelndem Interesse rasch wieder ab. Danach war ich eine Zeitlang als Model in Italien tätig und konnte dort einige sehr interessante Kontakte zur Modebranche knüpfen. So reifte in mir der Entschluß, in Wien eine kleine Boutique zu eröffnen. 1984 kehrte ich nach Österreich zurück und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Geschäftslokal. Mein einziges Kapital waren ein Sparbuch mit 100.000 Schilling und mein Wille. Schließlich fand ich ein Lokal in Wien-Hernals, das ich selbst ausmalte und herrichtete. Da ich kein Geld hatte, um die Ware zu kaufen, gaben mir meine Bekannten und Geschäftspartner aus Italien die Kleidung auf Kommission. Zusätzlich verkaufte ich die Kollektionen auch auf der Straße und im Freundes- und Familienkreis. Von den ersten Gewinnen konnte ich dann die Ware selbst kaufen, außerdem schloß ich mich mit einer sehr netten Italienerin aus der Modebranche zusammen, mit der ich unsere Ideen und Entwürfe zu Papier brachte. Ich war recht erfolgreich und eröffnete Anfang der neunziger Jahre mein zweites Geschäft in der Fasangartenstraße, den Standort in Hernals schloß ich ein halbes Jahr später. Dann kam eine weitere Boutique in der Innenstadt dazu. Es war eine recht stressige Zeit - ich war ja mit dem Auto ständig zwischen Wien und Rom unterwegs, um Ware einzukaufen. Schließlich tauchten immer größere Probleme mit dem Personal auf, sodaß ich mich entschloß, die beiden Geschäfte zu schließen und mich persönlich nur mehr um ein einziges zu kümmern. 1994 eröffnete ich das heutige La Scarpa im Ekazent in Hietzing. Hier bieten wir in mediterraner Atmosphäre die neuesten Modetrends aus Italien an.

Zum Erfolg von Regina Vrana

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn meine Ideen bei den Kunden gut ankommen, sie sich in meinem Geschäft wohl fühlen und gerne hier kaufen, sehe ich das als Erfolg und Auszeichnung. Das zeigt mir, daß ich auf dem richtigen Weg bin.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin kreativ, habe sehr viele Ideen und ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen. Wenn mir ein Mann auf der Suche nach einem passenden Geschenk seine Frau ein wenig beschreibt, kann ich in den allermeisten Fällen auch das Richtige empfehlen. Mein oberstes Geschäftsprinzip ist Ehrlichkeit gegenüber den Kunden - ich rede niemandem etwas ein und verkaufe nichts, was der Kundin nicht steht.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In Italien war es teilweise recht schwierig, als blonde Frau aus dem Ausland Geschäfte zu machen - da wurde schon versucht, mich über den Tisch zu ziehen in der Annahme, ich hätte ohnehin keine Ahnung. Ich lernte also relativ rasch, mich alleine zu behaupten und durchzusetzen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ohne die Entscheidung, nach Italien zu gehen, um dort zu modeln, hätte ich nicht all diese Menschen kennengelernt, die mir dann durch ihre Unterstützung den Einstieg in die Selbständigkeit ermöglichten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe sehr viele Kundinnen, die mir seit der Stunde Null in Hernals bis heute treu sind und immer wieder kommen - egal, wo ich eine Boutique eröffnete. Das freut mich natürlich sehr und ist eine schöne Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das einzig Schwierige ist, gutes und verläßliches Personal zu finden. Sonst gibt es für mich keine unlösbaren Probleme.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mit meiner derzeitigen Mitarbeiterin bin ich hochzufrieden - eigentlich müßte ich jeden Tag in die Kirche gehen und eine Kerze anzünden. Wir sind beide grundehrliche Menschen und ziehen gemeinsam an einem Strang. Wenn ich nicht da bin, trägt sie die volle Verantwortung. Daher kann sie auch alles von mir haben und verdient sehr gut.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich muß gut mit ihr auskommen, sie muß mir sympathisch sein. Nach einem gemeinsamen Tag im Geschäft weiß ich, ob das klappt oder nicht.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Natürlich ist der finanzielle Anreiz wichtig, aber in erster Linie muß einer Mitarbeiterin der Job Spaß machen - dann ist sie auch motiviert.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich spiele mich nicht als Chefin auf, auch vor den Kunden nenne ich meine Mitarbeiterin „Kollegin“. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich habe das Gespür für Stil und Mode, für das, was jede Frau will oder braucht. Daher fürchte ich auch die Konkurrenz nicht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn ich den Laden schließe, bemühe ich mich abzuschalten. Aber das ist natürlich nicht immer so einfach, weil man manchmal auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten für Kundinnen da ist. Außerdem kann man als selbständige Unternehmerin nicht so einfach einen Schalter umlegen und das Geschäft ausblenden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Als ich mich mit meiner ersten Boutique selbständig machte, habe ich mich nur auf mein Bauchgefühl verlassen - und auf meinen Willen, mir diesen Traum zu erfüllen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gern noch ein weiteres Geschäft eröffnen. Tulln wäre ein interessanter Standort, aber hier ist noch keine konkrete Entscheidung gefallen.
Ihr Lebensmotto?
Glaube an dich selbst.