Zur Karriere von Marc Bohlender

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stamme aus einer deutschen Friseurdynastie - schon meine Großeltern führten einen eigenen Friseursalon, wo auch meine Mutter lernte und arbeitete. Ich wuchs also praktisch mit diesem Beruf auf, und es stand für mich außer Frage, daß auch ich Friseur werden will. Daher absolvierte ich nach der Hauptschule ab 1988 eine entsprechende Lehre im Salon Mundil in meiner Heimatstadt Landau und schloß 1991 die Gesellenprüfung als Innungsbester ab. Ich war dann noch zwei weitere Jahre in meinem Ausbildungsbetrieb tätig, aber schließlich wollte ich hinaus in die große, weite Welt. Mein Traum war, als Hairstylist auf Bühnen zu arbeiten, und so bewarb ich mich bei verschiedenen Friseuren, wo mir eine solche Karriere möglich schien. 1994 ging ich dann nach Heidelberg zur Herbig-Coiffeur Group, wo ich in den ersten Monaten zu diversen Veranstaltungen mitfuhr und im Backstage-Bereich arbeitete, um die Abläufe solcher Events kennenzulernen. Schritt für Schritt erhielt ich immer mehr Verantwortung, und eines Tages stand ich tatsächlich selbst auf der Bühne. In weiterer Folge war ich neben meiner Stylisten-Tätigkeit bei Herbig auch als freier Mitarbeiter für Goldwell weltweit mit Frisurenshows auf Tournee - unter anderem in den USA, Südafrika, England und Österreich. Parallel dazu legte ich 1996 meine Meisterprüfung mit Erfolg ab und leitete dann bis 1999 einen Salon sowie ein Kreativteam der Arte Herbig-Coiffeur Group. Diese Arbeit in Heidelberg in Kombination mit internationalen Shows war mit Sicherheit eine prägende Erfahrung und wichtige Station auf meinem Berufsweg. Dann erfüllte ich mir einen weiteren Jugendtraum und arbeitete als Animateur und Tour Guide in Ferienclubs auf Ibiza und Fuerteventura. Es war eine tolle Zeit, weil ich ein sehr kommunikativer und sportlicher Mensch bin; außerdem lernte ich Surfen, Segeln und Tauchen. Trotzdem kam irgendwann der Punkt, wo mir der ganze Trubel zuviel wurde. Also kehrte ich nach Deutschland zurück und entdeckte nach fast drei Jahren wieder die Lust am Friseurberuf. Allerdings ändern sich die Trends, die Mode und die Technik sehr rasch, sodaß ein Wiedereinstieg auf hohem Niveau nicht einfach war. Ich kam jedoch mit meinem ehemaligen Chef bei der Herbig-Coiffeur Group ins Gespräch, der mich wieder einstellen wollte. Meine Bedingung war, nicht mehr fünf Tage pro Woche am Frisierstuhl stehen zu müssen, sondern auch im Marketingbereich arbeiten zu können. Das war kein Problem, und ich wurde 2002 als Creative Director eingestellt - ich leitete das Goldwell Kreativteam und machte Shows im In- und Ausland, gleichzeitig war ich verantwortlich für die fachliche Umsetzung in den Salons und übernahm weitere Marketingagenden. Das lief etwa zweieinhalb Jahre sehr gut, dann wollte ich wieder eine neue Herausforderung annehmen. Die Idee, mich selbständig zu machen, rückte bald in den Hintergrund, weil ich prinzipiell lieber flexibel bleiben wollte. Aber ich erfuhr, daß Goldwell Österreich einen Studioleiter für Wien suchte, also rief ich im Stammhaus in Linz an, wo man mich aufgrund meiner früheren Shows in Österreich kannte und ich sofort eine Zusage für den Job bekam. Ich flog zuerst nach Wien, um mir die Stadt näher anzusehen und die Sache durchzusprechen. Nach einer gründlichen Überlegungsphase sagte ich zu und bin seit August 2004 Studioleiter der Goldwell Europa Akademie Wien. Gleichzeitig bin ich als Fachtrainer auch in den Salons vor Ort, wo wir die Friseure in ganz Österreich auf unsere Produkte schulen. Da unser altes Studio nicht mehr unseren Anforderungen entsprach und auch die Auslastung zu wünschen übrig ließ, etablierten wir 2007 das „Color House“ - ein Kompetenzzentrum, das unter der Philosophie von Goldwell wie ein Friseursalon geführt wird, aber ein Studio mit integriert. Hier bin ich als Geschäftsführer mit vorwiegend administrativen Aufgaben beschäftigt. Ich achte darauf, daß die Philosophie von Goldwell umgesetzt wird und die Mitarbeiter entsprechend geschult sind.

Zum Erfolg von Marc Bohlender

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein extrem positives Gefühl - Freude, Befriedigung, Genugtuung und die Bestätigung, daß ich etwas richtig gemacht habe. Man darf sich aber nie auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern muß ständig vorwärts gehen und sich weiter entwickeln.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Meine Mutter wollte ursprünglich, daß ich einen Beruf lerne, bei dem ich besser verdiene und nicht 40 Stunden im Salon stehen muß. Ich habe im Endeffekt aber gezeigt, daß es im Friseurbereich auch andere Wege gibt, und sehe mich daher auch als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wenn du etwas wirklich erreichen willst, mußt du dieses Ziel konsequent verfolgen. Das wichtigste dabei ist positives Denken. Du mußt zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, darfst keine Scheu vor neuen Herausforderungen haben und mußt flexibel sein. Bekommst du dann noch Unterstützung von den Menschen, die dir nahe stehen, ist schon viel gewonnen. Auch den Aufbau von Netzwerken, beruflich und privat, halte ich für sehr wichtig. Manchmal stößt man auf seinem Weg auch auf Hindernisse oder Schranken, davon lasse ich mich aber nicht irritieren. Ich halte an meiner Überzeugung fest.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meinem Vater bin ich sehr dankbar, weil er mich damals zur Meisterprüfung drängte - ohne ihn hätte ich diesen wichtigen Schritt wahrscheinlich vor mir hergeschoben. Je länger man sich damit Zeit läßt, desto schwieriger wird es, da man erst wieder lernen muß, wie man richtig lernt. Trotzdem ließen mir meine Eltern dann bei wichtigen Entscheidungen freie Hand und übten zum Beispiel keinerlei Druck auf mich aus, den Familienbetrieb zu übernehmen. Sie bekräftigten mich auch, den Job in Wien anzunehmen. Auf den verschiedenen Stationen meines Berufsweges gab es dann immer wieder Menschen, die mich prägten - beispielsweise Friseure, die auf der Bühne standen, oder mein damaliger Chef Uwe Herbig. Auch bekannte Starfriseure wie Udo Waltz oder Erfolgsmenschen wie Dieter Bohlen betrachte ich als Vorbild.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Beruf ist gleichzeitig mein Hobby, Haare sind mein Leben, und ich interessiere mich auch privat für alle Facetten dieses Themas. Trotzdem gibt es gewisse Ruhepole, wo ich gut abschalten kann. Dazu gehören zum Beispiel Sport, Reisen und gemeinsame Aktivitäten mit Freunden. Daraus schöpfe ich Kraft und neue Ideen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jungen Friseuren rate ich, ihren Beruf nicht als Broterwerb, sondern als Berufung zu sehen und dabei die Augen offen zu halten, flexibel zu sein, Interesse zu zeigen und manche Dinge einfach einmal auszuprobieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist es, Menschen glücklich zu machen, indem ich sie verschönere und damit in ihrem Selbstbewußtsein stärke. Im Schulungsbereich arbeite ich ständig daran, mein Wissen bestmöglich weiterzugeben. Was die Karriere betrifft, möchte ich natürlich weiter vorankommen und vielleicht auch international erfolgreich tätig sein. Wenn ich eines Tages eine Frau und Kinder haben werde, will ich ihnen einen gewissen Lebensstandard und finanzielle Sicherheit bieten können. Eine gute Partnerschaft, bei der man sich gegenseitig unterstützt, kann sehr viel zum beruflichen Erfolg beitragen.