Zur Karriere von Elvira Muchitsch

Welche waren die wesentlichen Stationen Ihres Werdeganges? Nach der Matura am BRG für Mädchen in Graz im Jahre 1955 studierte ich an der Universität Graz zunächst einige Semester Medizin, im Anschluß daran inskribierte ich an der Philosophischen Fakultät Psychologie, Philosophie und Zoologie und promovierte 1964 zum Doktor der Philosophie. Von 1964 bis 1967 war ich beim Landesarbeitsamt Steiermark als Maturantenberaterin und Beraterin für behinderte Jugendliche und Erwachsene tätig. Zusätzlich arbeitete ich in der heilpädagogischen Beratungsstelle in Graz (Lechgasse) mit verhaltensauffälligen und lerngestörten Kindern, außerdem hielt ich Kurse an der Volkshochschule und in der Urania. 1967 übersiedelte ich mit meinem Gatten, der als Journalist tätig war und meiner Tochter nach Griechenland und arbeitete dort als freie Schriftstellerin. In dieser Zeit entstand auch ein Kinderbuch Im Ziba-Zuba-Zauberland, das 1968 veröffentlicht wurde. Im Herbst 1968 kehrten wir nach Österreich zurück. Im Oktober 1968 wurde ich bei der Stadt Wien als Erziehungsberaterin eingestellt und war zu Beginn in verschiedenen Bezirksjugendämtern und Freiwilligenberatungsstellen tätig. Von 1971 bis 1997 war ich als Psychologin im Kindergarten-, Hort- und Schulbereich tätig. In den Jahren 1972 bis 1980 beschäftigte ich mich vor allem mit der Erstellung von Förderprogrammen für entwicklungsbeeinträchtigte, teilleistungsgestörte, mutistische, vor allem aber für autistische Kinder und begann mit einer gezielten Einzeltherapie - einem Kind-Elterntraining. Durch die intensive Arbeit mit Kindern und Eltern entwickelte ich zwei neue, auf verhaltenstherapeutischen Grundlagen basierende Therapieformen: Die Involvierungstherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus und die Multifunktionelle Fördertherapie mittels Kulturtechniken für Schulkinder mit Autismus, Lernbehinderungen und Teilleistungsstörungen (Legasthenie). 1975 erstellte ich das Konzept für die 1. Sonderpädagogische Ambulanz der Stadt Wien - das Modell Floridsdorf. Von 1980 bis 1989 war ich Lehrbeauftragte für Autismusfragen an der Universität Wien. 1982 erstellte ich ein inhaltliches - und methodologisches Konzept für das 1. Autistenberatungszentrum in Österreich. Im September 1983 wurde das Zentrum der Stadt Wien mit einer Ambulanz, drei Kindergarten- und drei Hortgruppen eröffnet, in dem ich bis 1997 die psychologische Leitung inne hatte. Seit 1986 entstanden in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat zahlreiche Klassen für Kinder mit Autismus, die nach speziellen Förderprogrammen arbeiten. 1991 begann ich mit der Konzepterstellung für Tagesstätten für Menschen mit Autismus im Jugend- und Erwachsenenalter. So konzipierte ich 1992 als Leiterin des Fachbeirates des Vereins Raiman's - Horne die Tagesstätte, derzeit in Wien Semperstraße und 1996 die Tagesstätte des Vereins Autistenzentrum Arche Noah, deren Leitung ich übernahm. 1998 wurde im Autistenzentrum Arche Noah vom Land Niederösterreich die erste Wohngruppe für Autisten bewilligt. 1998 organisierte ich den 1. Österreichischen Autismuskongreß, der an der Universität Wien stattfand. Den bisherigen Höhepunkt stellt die Schaffung eines Zentrums für Diagnostik und Therapie, Forschung und Lehre (Aus- und Weiterbildung zum Special Trainer) dar. Dieses Zentrum ist österreichweit das erste und das einzige, das Beratung und Therapie für durchschnittlich - und hochbegabte Autisten anbietet (Asperger Syndrom).

Zum Erfolg von Elvira Muchitsch

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Aus nichts etwas - aus etwas mehr aus mehr so viel wie möglich zu machen. Die Verwirklichung von Ideen, die anderen helfen, ein menschenwürdiges, sinnvolles Leben zu führen ist für mich Erfüllung und Erfolg. Menschen, die anders sind als wir, zu begreifen, sie auf ihrem Weg vom Kind bis zum Erwachsenen zu begleiten, neue Möglichkeiten für sie zu finden - in Familie, Kindergarten, Schule und Gesellschaft - macht Sinn für sie und mich.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine persönlichen Voraussetzungen sind die Faszination an Menschen, die anders sehen, hören, denken und fühlen, als die meisten anderen, meine Liebe zu ihnen und die Bereitschaft immer und überall zu kämpfen, ihre Lebensqualität zu verbessern.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Schon als Kind wollte ich Ärztin werden, aber auch heiraten und selbst Kinder haben. Als Studentin habe ich den Partner gefunden, der mich in meiner Lebenseinstellung bestärkte und mich bei allen Haushaltsarbeiten unterstützte, sie mir zum Teil sogar völlig abnahm. Zu unserem gemeinsamen Kind war er wie eine zweite Mutter.

Woraus schöpfen Sie Kraft?
Aus der Fülle meines Lebens.