Zur Karriere von Maria Epple

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wurde in den Baumeisterbetrieb meines Vaters, der den Betrieb 1947 eröffnete, hineingeboren. Also besuchte ich nach Abschluß der Pflichtschule die HTL für Hochbau in Mödling. Ein möglicher Berufsbeginn in Südafrika scheiterte am Widerstand meines Vaters, der mir nahelegte, im elterlichen Betrieb die Arbeit aufzunehmen. So begann ich meine berufliche Laufbahn 1966 zu Hause, und dadurch war es möglich, die praktische Arbeit von der Pike auf zu erlernen. 1969 legte ich mit einer Sondergenehmigung, ich war erst 22 Jahre alt, die Baumeisterprüfung ab und war damals die jüngste Baumeisterin in ganz Österreich. 1970 lernte ich meinen Mann kennen, der mir im Laufe der Jahre eine große Stütze bei meiner Berufsausübung und bei der Erziehung meiner Töchter wurde. 1978 übernahm ich die Firma meines Vaters, der in Pension ging. Die Mitarbeiter meines Vaters haben mich bis auf ganz wenige Ausnahmen als Baumeisterin akzeptiert. Meine große Stütze sind heute meine langjährigen Mitarbeiter, von denen viele bereits über 30 Jahre in der Firma beschäftigt sind. Meine Firma beschäftigt derzeit 35 Mitarbeiter. Der Geschäftsbereich liegt im Hochbau, wobei wir vorwiegend im Osten Österreichs tätig sind. Erwähnen möchte ich auch, daß ich die einzige weibliche Innungsmeisterin in ganz Europa bin.

Zum Erfolg von Maria Epple

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit großer Freude auf die Leistungen meiner Firma blicken zu können. Wenn sich Erfolg einstellt, erlange ich Zufriedenheit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Rückblickend betrachtet sehe ich mich erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausdauer, Konsequenz, die Liebe zum Beruf und meine guten Mitarbeiter sind die Faktoren meines Erfolges. Der familiäre Rückhalt ist mir ebenfalls sehr wichtig.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich habe wohl den Hang, die Probleme einige Zeit vor mich her zu schieben. Nach gründlicher Analyse und Aussprache mit meinen leitenden Mitarbeitern entscheide ich schließlich aber sehr rasch.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist überhaupt nicht schwieriger, als Frau erfolgreich zu sein. In meinem männerdominierten Beruf habe ich mit meinem Wissen und Auftreten binnen kürzester Zeit die Akzeptanz meiner Kollegen bekommen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Meine Arbeit resultiert aus einem großen Wissensdurst. Meine Firma war immer unter den ersten, die Innovationen in die Tat umsetzte - natürlich schneidere ich mir dann aber meine eigenen Modelle. Meine Firma war zum Beispiel eine der ersten, die Passivhäuser errichtete.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Natürlich war mein Vater eine prägende Person, denn er begeisterte mich von klein auf für das Bauwesen und weckte in mir die Liebe zu diesem Beruf.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In letzter Zeit habe ich sehr viel Anerkennung erfahren, einerseits seitens meiner Kollegen in der Innung und andererseits in Form von Lob meiner zufriedenen Kunden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind am Erfolg der Firma zu einem großen Teil beteiligt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Viele Mitarbeiter haben in meiner Firma bereits die Lehre absolviert. Derzeit ist es aber sehr schwierig, Lehrlinge für den Maurerberuf zu bekommen. Bei der Ausbildung der Lehrlinge lege ich großen Wert auf das Zusammenspiel zwischen dem Lehrherr und dem Elternhaus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich hoffe, daß ich meine Mitarbeiter kollegial führe. In meiner Firma gibt es wohl eine Bauleiter- und eine Polierebene, aber aufgrund der relativen Überschaubarkeit der Firma habe ich Kontakt mit allen Mitarbeitern.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die große Stärke liegt in der Qualität unserer Arbeit. Großen Wert lege ich auch auf Termingenauigkeit und darauf, daß möglichst viele Arbeiten von meiner Firma erledigt werden, ohne Subfirmen hinzuzuziehen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich suche trotz des harten Wettbewerbs mit meinen Kollegen immer wieder das Gespräch, um die anliegenden Probleme zu besprechen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarung von Beruf und Privatleben funktioniert dank meines verständnisvollen Mannes.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich absolviere jährlich ein einwöchiges Fachseminar und besuche etwa fünf Fachvorträge.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die nächste Generation sollte den Mut zum Unternehmertum aufrecht erhalten, sich Ziele stecken und vor allem immer vorwärtsgehen, nicht zurückschauen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte weitere Nischen finden, in denen gute Facharbeit gefragt ist.
Ihr Lebensmotto?
Niemals in die Fußstapfen eines anderen steigen, denn da ist es unmöglich, zu überholen.

Die Frau im Mittelburgenland von 1921 bis 1996, Soroptimist Club