Zur Karriere von Theresia Kiesl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs auf einem Bauernhof im Mühlviertel auf, wo ich eine harmonische Kindheit und Jugend erleben durfte. Mit 18 Jahren wurde ich bei einem Geländelauf von einem Funktionär meines späteren Vereines entdeckt. Bereits ein Jahr später wurde ich in die Österreichischen Nationalmannschaft einberufen und bestritt meine ersten internationalen Wettkämpfe bei Europacup´s. Nach der Geburt meiner Tochter Teresa im Jahr 1987 konzentrierte ich mich neben meiner Mutterrolle voll und ganz auf den Spitzensport und qualifizierte mich 1992 für die Olympischen Spiele in Barcelona, wo ich mit zwei österreichischen Rekorden über 1.500 m das Semifinale erreichen konnte. Bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart 1993 belegte ich als zweitbeste Europäerin Rang fünf. 1994 erblickte mein Sohn Kevin das Licht der Welt. Mit voller Motivation wollte ich als Mutter zweier Kinder die erfolgreichste Leichtathletin der Welt werden und qualifizierte mich 1996 erneut für die Olympischen Spiele in Atlanta. Ich gewann die Bronzemedaille über 1.500 m und war damit in der hundertjährigen Geschichte Olympischer Spiele die erste Österreicherin, die eine Medaille in einer Laufdisziplin erringen konnte. 1998 führte ich die Weltbestenliste über 1.500 m in der Halle an und wurde in Valencia Hallen-Europameisterin. Noch im selben Jahr beendete ich meine sportliche Karriere, um mich voll und ganz meiner Familie widmen und mich um das gemeinsame Fitneßcenter kümmern zu können. 2001 absolvierte ich die Ausbildung zum staatlich geprüften Lehrwart, um meine Erfahrungen aus dem Spitzensport an die Jugend weitergeben zu können. 2003 legte ich zusätzlich die Prüfung zum Sportmanager ab. Im Herbst 2003 trat ich als Abgeordnete zum OÖ. Landtag in die Politik ein und konzentriere mich seither auf meine politische Arbeit.

Zum Erfolg von Theresia Kiesl

Was bedeutet für Sie persönlicher Erfolg? Erfolg bedeutet für mich, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Erfolg hat für jeden Menschen eine andere Bedeutung. Als ich mit zwölf Jahrenzum ersten Mal im Fernsehen Sportdokumentationen verfolgte, (wir hatten bis dahin keinen Fernseher) entstand mein Traum, mich selbst auch einmal dort zu sehen, was mir durch meine sportliche Karriere auch gelungen ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein wesentlicher Wendepunkt in meiner sportlichen Laufbahn war, als ich begann die Ziele, die ich erreichen wollte, niederzuschreiben um sie mir dadurch täglich aufs Neue vor Augen zu führen. Dies ermöglichte mir die nötige Konsequenz, sie auch zu erreichen, denn für seinen Erfolg ist man immer selbst verantwortlich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin ein Mensch, der unter Druck ganz gut funktioniert und ich freue mich auf neue Herausforderungen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Zu meiner Zeit war es im Sport grundsätzlich schwieriger, finanzielle Unterstützung zu erhalten, da man nicht auf Einrichtungen wie das Heeressportzentrum zurückgreifen konnte, das damals ja nur Männern vorbehalten war. Weiters hat man es auch nicht gerade leicht, wenn man als Karrierefrau, egal in welcher Branche, kleine Kinder hat, da man als Mutter natürlich die Entwicklung der eigenen Kinder selbst miterleben will. Das stellt hohe Anforderungen an das Organisationstalent.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, mein Mann stand immer hundertprozentig hinter mir, und diese Unterstützung war sehr wertvoll und wichtig.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Das Umfeld ist für den Erfolg enorm wichtig. Auch wenn man selbst für seine Erfolge verantwortlich ist, benötigt man zur Weiterentwicklung die Unterstützung durch andere. Dieses Umfeld richtig auszuwählen, ist die Verantwortung jedes einzelnen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bemühe mich, trotz meiner vielen Verpflichtungen Zeit für meine Kinder zu finden, die allerdings schon sehr selbständig sind.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Zeit nehmen für sich selbst, denn die persönliche Entwicklung findet in Ruhephasen statt. Wer ständig nur getrieben ist, kann sich kaum entfalten. Diese Erkenntnis ist besonders in der heutigen schnellebigen Zeit von großer Bedeutung. Die Schuld für seine Mißerfolge bei anderen zu suchen, ist Zeitverschwendung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die wahren Ziele trägt man im Herzen. Ein wesentliches Ziel besteht für mich darin, meine Gesundheit zu bewahren, denn wer gesund ist, ist erfolgreich. Mein politisches Engagement möchte ich in den Dienst der Menschen stellen.
Ihr Lebensmotto?
Jeder ist seines Glückes Schmied.