Zur Karriere von Raimund Buhr

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
1947-50 machte ich die Lehre als Gipsfigurenerzeuger, 1950 entdeckte ich während einer Ferialpraxis im väterlichen Betrieb die Liebe zum Vergolden. 1950-53 absolvierte ich die Lehre beim Vater mit anschließender Gesellenprüfung. 1958 absolvierte ich die Meisterprüfung, 1961 trennte ich mich von meinem Vater und gründete mit meiner Gattin meinen eigenen Betrieb in der Neustiftgasse. 1974 wurde ich zum Berufsgruppenobmann gewählt und in die verschiedenen Ausschüsse aufgenommen. Die Spezialwerkstätte für Restaurierungen Raimund Buhr feiert ihr über 100-jähriges Bestehen und auch meine Söhne Andreas und Raimund schicken sich an, in meine Fußstapfen zu treten.

Zum Erfolg von Raimund Buhr

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist der soziale Erfolg vorrangig. Wesentlich ist, daß das Umfeld wie Familie, aber auch die Mitarbeiter zufrieden und glücklich sind. Der Beruf ist hier nur die Basis, er sollte Freude machen. Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Beruflich hatte ich immer Erfolg, weil ich mich sehr engagiert habe. Außerdem habe ich es geschafft, meiner Linie - Qualität ist vorrangig - treu zu bleiben. Auch die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, ist in meinem Beruf von großer Bedeutung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich ja, weil ich mit mir selbst zufrieden bin. Ich habe es geschafft, mir eine tolle Familie aufzubauen und auch im Beruf erreiche ich viel. Wir renovierten den großen Redoutensaal, die Stadtbahnstation Karlsplatz, die Karlskirche (Adler), das Schloß Schönbrunn, den Musikverein und die Stifte Melk und Klosterneuburg.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Anerkennung spiegelt sich in Auszeichnungen wider: ich bekam die goldene Ehrennadel der Wiener Maler- und Anstreicherinnung, die silberne Hand des Wiener Gewerbes, die silberne Ehrenmedaille der Wiener Wirtschaftskammer, die bronzene, silberne und goldene Ehrennadel der Bundesinnung der Maler und Anstreicher, sowie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.Wie verarbeiten Sie Rückschläge? Niederlagen gibt es immer wieder. Wenn man lernt, mit ihnen umzugehen und ihnen etwas Positives abzugewinnen, so stellen sie sich auch früher oder später als etwas Positives heraus.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es ist eine sehr schwierige Branche. Im Sommer gibt es schon seit zwei Jahren Ausschreibungen von der Schloßhauptmannschaft. Diese sind zeitlich nicht einzuhalten, da die Ausschreibungszeit zu kurz bemessen wurde, und daher zu viele Firmen zur gleichen Zeit zu arbeiten haben. Aus diesem Grund sind gute Arbeiten nicht durchzuführen. Daher übernehmen Billigstanbieter diese Aufgaben und haben ein dementsprechendes Arbeitsniveau. Bei uns soliden Handwerkern werden aber dann die Beschwerden eingebracht. Jeder weiß, daß ein solider Handwerker seinen Preis, aber auch seine Qualität bringt. Ich habe niemals schlechte Qualität geliefert und werde es auch niemals tun. Das zweite Hauptproblem der Branche ist die Auftragserteilung durch die öffentliche Hand, daher kommen immer wieder Kollegen aus den Bundesländern nach Wien herein. Dies wirkt sich auf die Kalkulationen aus und schafft außerdem eine freischaffende und eine gewerbliche Kultur. Die Restauratoren werden vom Bundesdenkmalamt mehr als wir Vergolder gefördert (Empfehlungen). Restauratoren haben zur Zeit eine Arbeitsauslastung von über einem Jahr, von dem können wir Vergolder nur träumen.