Zur Karriere von Karl Fertl

Was waren die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere? Ab Beginn der Lehrzeit bis 1972 war ich bei der Firma Geyling - früher eine der größten Glasmalerei- und Kunstverglasereien Österreichs - beschäftigt. 1972 absolvierte ich die Meisterprüfung, wechselte für 2 Jahre in ein anderes Unternehmen und machte mich daraufhin selbständig. Meine Frau arbeitet bei mir in der Firma aktiv mit, sie macht vor allem die Entwürfe, die wir in der Firma gemeinsam ausführen. Am Beginn meiner Selbständigkeit hatte ich auch Mitarbeiter, heute sind wir ein reines Familienunternehmen, das sich auf die Anwendung alter traditioneller Handwerkstechniken und auf sorfältige Ausführung von Restaurierungen und Einzelanfertigungen spezialisiert hat. 50% meiner Arbeit tätige ich für das Bundesdenkmalamt.

Zum Erfolg von Karl Fertl

Was verstehen Sie unter Erfolg? Hängt sehr stark mit der Familie zusammen und ist zum Teil auch Glückssache. In jungen Jahren hat Geld einen hohen Stellenwert, später sieht man, daß es nicht alles ist. Auf meinen Reisen habe ich gesehen, daß auch arme Menschen, wie die Indios in Südamerika, glücklich sein können.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, unsere Qualitätsarbeit ist bekannt, wir bekommen vor allem heikle Aufträge, finanziell wirkt sich das aber nicht sehr aus.Sehen Außenstehende Sie als erfolgreich? Ja, mein Beruf ist etwas Besonderes.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Talent und etwas Glück. Glück war, daß ich in diesem Beruf, der mir als zeichnerischem Talent auch Freude macht, untergekommen bin. Auch der Umstand, daß mir das Bundesdenkmalamt seit 40 Jahren die Treue hält, ist Glück und hat mir die Selbständigkeit zumindest erleichtert. Als Familienbetrieb können wir den Aufwand für Verwaltung gering halten, sind effizent und produktiv. Das ist wesentlich, da die Budgets für Glasarbeiten eher gering bemessen sind. Viel von unserem Aufwand - besonders bei Beratung und Projektierung - können wir gar nicht verrechnen.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Einfühlungsvermögen in Kunden, mit denen ich sehr oft ein familiäres Verhältnis habe. Andererseits auch die Spezialisierung auf alte Techniken. Dieses handwerkliche Talent ist der Grund, weshalb ich auch für Restaurierungen weiterempfohlen werde und heute auch viele Verantwortliche aus dem Ausland, besonders Osteuropa, zu mir kommen um dieses Know-How zu erwerben.Welche Rolle spielt Ihre Familie? Ich ergänze mich mit meiner Frau auf ideale Weise. Ohne Familie ist Erfolg gar nicht möglich. Ich sehe mit Besorgnis dem wachsenden Streß und Konkurrenzkampf entgegen, der krank macht. Besonders in der Großstadt geht viel von der familiären Umgebung verloren.Bekommen Sie Anerkennung von außen? Ja, anläßlich einer Landesausstellungen, bei denen besondere Restaurierungen gezeigt wurden, sind wir im Blickpunkt gestanden. Das wurde auch in den Medien behandelt.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus dem Umfeld und der Natur als kreative Quelle.
Ihre Ziele?
Meine Arbeit ist zwar schön, bringt aber keine Reichtümer, da die Preise stagnieren. Meine Kinder sollen besser einen weniger schönen, dafür aber einträglicheren Beruf ergreifen, in dem sie erfolgreich und glücklich sein können.Ihr persönliches Erfolgsrezept? Vielseitigkeit und die Fähigkeit vieles selber machen zu können. Viele - oft nur kurzfristig - Erfolgreiche sind sehr spezialisiert. Das halte ich für gefährlich.