Zur Karriere von Leopold Selitsch

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte die Lehre zum Koch, Kellner und Kaufmann in einem Zeitraum von vier Jahren. Meine Lehrzeit verbrachte ich großteils in einem Prominentenlokal, dem Schwarzen Kamel in Wien, die Lehre beendete ich 1966 im Restaurant Donauturm. Anschließend arbeitete ich in Deutschland am Frankfurter Hof der Steigenberger AG. Es folgten neun Monate Militärdienst und danach meine Tätigkeit als zweiter Koch und Küchenchef im Hotel-Restaurant Sachsengang. Von 1970 bis 1972 arbeitete ich im Alten Preßhaus in Dornbach. Es folgten sieben Jahre Tätigkeit als Küchenchef beim Reinprecht in Grinzing. Zwischendurch arbeitete ich in verschiedenen Saisonjobs und legte die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe ab. Als mein Vater verstarb, übernahm ich den elterlichen Betrieb in Stadlau. Ich strukturierte ihn völlig um und begann gemeinsam mit meiner Frau im kleinen Rahmen. Wir konnten den Betrieb auf den heutigen Stand von 120 Gasthaussitzplätzen, 50 Gartensitzplätzen und einem Veranstaltungssaal mit 250 Sitzplätzen ausbauen. Ich erwarb zudem die Veranstaltungskonzession, sodaß wir unseren Gästen stetig Veranstaltungen anbieten können. Fix spielen bei uns die Stehaufmandeln, die ehemaligen Spitzbuben. Wir bieten Heurigenkabarett und Lesungen und können mit bekannten Namen wie den Stoakoglern, Jazz Gitti oder Otto Schenk aufwarten. Gerne engagieren wir zwischendurch junge, unbekannte Künstler.

Zum Erfolg von Leopold Selitsch

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich mit der Nachfrage der Gäste verbunden. Die Zufriedenheit mit dem Gebotenen und die Empfehlungen machen den Erfolg aus.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich komme bei den Leuten gut an, weil ich gut kommunizieren kann. Wahrscheinlich besitze ich das Gefühl für Kundenwünsche, kann Trends erkennen und aufgrund meiner Erfahrung und dem Können meiner Mitarbeiter alle Wünsche erfüllen. Besonders freue ich mich über meinen Sohn, der die Küche sehr erfolgreich führt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern führten mir vor, wie man ein kleines Gasthaus erfolgreich führen kann. Sehr stark prägte mich auch mein ehemaliger Vorgesetzter, Ing. Reinprecht, der mir das Gefühl und die Liebe zum Beruf mitgab, bzw. festigte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wichtiger als offizielle Ehrungen ist mir die Zufriedenheit der Gäste. Diese motiviert in weiterer Folge meine Mitarbeiter und hält uns in Schwung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unsere Fachschulen und die Ausbildung des Nachwuchses sind sehr gut, und trotzdem ist es schwierig, gutes, williges und engagiertes Personal zu finden. Die Einstellung zum Beruf ist bei vielen mangelhaft. Ich habe das Glück, seit vielen Jahren auf mein Stammpersonal bauen zu können, denn Bewerber, die mir vom Arbeitsamt geschickt werden, kann ich nicht auf meine Gäste loslassen. Ein weiteres Problem ist die hohe Steuerbelastung.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir pflegen in unserem Unternehmen ein gutes Betriebsklima, so daß sich Mitarbeiter wohlfühlen und entspannt arbeiten können. Dies strahlt natürlich auf unsere Gäste aus. Sollte ein Mitarbeiter Probleme haben, kann er sich meiner Hilfestellung sicher sein. Darüber hinaus wird die qualitätvolle Arbeit unseres Personals überdurchschnittlich honoriert.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir pflegen bewußt die wienerische Note. Unsere Rindfleischküche ist für das einmalige Preis-/Leistungsverhältnis bekannt. Ich fahre selbst alle vier Wochen auf das steirische Alpl, um einen Almochsen zu zerlegen und anzuliefern. Wir sorgen nicht nur für das leibliche Wohl der Gäste, sondern auch für Unterhaltung und Entspannung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Unser Privatleben spielt sich eng mit dem Beruf verknüpft ab. Es ist nicht immer leicht, aber die Liebe zum Beruf hilft über vieles hinweg.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich betrachte Fortbildung als motivierend und qualitätssichernd, deshalb sorge ich auch bei meinen Mitarbeitern für entsprechende Möglichkeiten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Derzeit steht die Renovierung unseres Veranstaltungssaales am Programm. Es ist beruhigend zu wissen, daß Investitionen und Bemühungen nicht umsonst sind, weil unsere Kinder den Familienbetrieb weiterführen werden. Meine Frau und ich wollen diese Übergabe bestmöglich vorbereiten.