Zur Karriere von Annemarie Lindlbauer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Mein Werdegang war mir vorgezeichnet. Mein Vater verstarb sehr früh, und so absolvierte ich nach Abschluß der Pflichtschule die gastgewerbliche und die kaufmännische Lehre im elterlichen Betrieb, einem Gasthaus mit Lebensmittelhandel. 1987 übernahm ich endgültig beide Geschäfte, 1990 sperrte ich das Lebensmittelgeschäft zu. Mein Mann arbeitet seitdem in der Gastwirtschaft mit. Wir haben uns auf gutbürgerliche Küche spezialisiert.

Zum Erfolg von Annemarie Lindlbauer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, etwas zu schaffen und daran Freude zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich bzw. uns als erfolgreich, weil wir ohne Eigenkapital angefangen haben. In der Zwischenzeit ist schon sehr viel Geld in den Betrieb investiert worden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir haben uns schon sehr bald auf gute Küche mit saisonalen Spezialitäten verlegt, was sehr gut angenommen wurde. Weiters habe ich mir Themenabende einfallen lassen, wie zum Beispiel die Damenrunde, Männersache oder den Bürgerabend. Ich koche selbst, und die Qualität der Rohprodukte muß ebenfalls stimmen. Wir organisieren auch größere Feste für Vereine. Unsere Besucher nehmen oft einen langen Anfahrtsweg in Kauf, wir bedienen aber auch viele Stammgäste.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich habe in all den Jahren sehr große Routine entwickelt, daher stehe ich Herausforderungen gelassen gegenüber.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In unserer Branche ist es durchaus üblich, daß eine Frau den Betrieb führt, deshalb habe ich es als Frau nicht schwieriger, Erfolg zu haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der wirtschaftliche Stand der Greißlerei machte die Schließung notwendig. Dies war für mich zwar ein schwerer Entschluß, aber der einzig richtige.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist natürlich besser. Es ist immer von Vorteil, in einer Sache Vorreiter zu sein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe sowohl von den Gästen als auch von den Medien große Anerkennung bekommen. Diverse Lokalblätter haben von sich aus Artikel über unser Lokal geschrieben und das Thema Landgasthaus aufgegriffen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich mache mir Sorgen um die Wirtshauskultur. Aktivitäten unsererseits werden - auch von der Jugend - nicht mehr angenommen. Das Angebot ist so groß und vielschichtig geworden, was sich im Sommer besonders an den vielen Festen zeigt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere gute bodenständige Küche, versetzt mit leichten Elementen, wird gerne angenommen. Die Preise sind angemessen, und das gediegene Ambiente unterstreicht das urige Flair.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Unfairen Maßnahmen der Konkurrenz stehe ich machtlos gegenüber. So wurden zum Beispiel etliche Vereine, die Kunde bei mir waren, mit unlauteren Mitteln abgeworben. Da ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe, schmerzen solche Handlungen sehr.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da mein Mann auch im Betrieb arbeitet, wir im selben Haus wohnen und die Kinder schon erwachsen sind, vermischt sich der Beruf mit dem Privaten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich wünsche mir, daß es so weitergeht wie bisher, was ich aber nicht glaube. Der Trend geht in Richtung private Zusammenkünfte. Deshalb rate ich, sich nicht zu isolieren sondern wieder vermehrt am Gemeinschaftsleben teilzunehmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Traum ist konkrete Weiterbildung in Richtung Psychologie.
Ihr Lebensmotto?
Was dich nicht umbringt, macht dich nur härter.