Zur Karriere von Jutta Brandhuber

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meiner Grundschulausbildung begann ich die Ausbildung zur Bürokauffrau. Danach arbeitete ich sechs Jahre in der Privatwirtschaft. Im Jahre 1988 trat ich hauptberuflich in die Gewerkschaft ein. Von diesem Zeitpunkt an ging es mit meiner Karriere sehr schnell bergauf - nicht zuletzt durch die Hilfe meines damaligen Chefs, der mir immer als Mentor zur Seite stand, und mein Weiterkommen sehr gefördert hat. Ein weiterer Erfolgsfaktor war eine interne einjährige Ausbildung in Mödling, die mir die Gewerkschaft finanzierte. Nach diesem Jahr kehrte ich als Sekretär zu meiner Arbeitsstelle zurück. Als jedoch mein heutiger Posten durch den frühen Tod meines Vorgängers frei wurde, hatte ich genug Selbstbewußtsein und Wissen erlangt, sodaß ich mich um diese Anstellung bewarb. Danach mußte ich ein Auswahlverfahren durchlaufen, und ein Gremium entschied sich dann für mich. Nun bin ich seit sechs Jahren in der Position der Regionalgeschäftsführerin tätig. Meine Aufgaben erstrecken sich von der Personalführung über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur speziellen Betreuung der Betriebsräte.

Zum Erfolg von Jutta Brandhuber

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Bis vor kurzem war mir mein Erfolgsweg gar nicht so bewußt; meine Arbeit ist mir sehr wichtig in meinem Leben. Für Menschen einzutreten, die sich selbst, aus verschiedensten Gründen nicht durchsetzen können, ist eine schöne Aufgabe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn mit 32 Jahren war ich in unserer Branche die Jüngste, die so eine Position übernommen hat.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Vor allem mein Engagement, dann die Spezialausbildung in Wien und schließlich die Hilfe meiner Förderer.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, weil ich als Frau viel kritischer beobachtet werde.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erst letztes Jahr habe ich wirklich realisiert, daß mir in meinem Berufsleben vieles gelungen ist und ich die Karriereleiter sehr schnell nach oben kletterte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich zählen auch die vielen kleinen Situationen, in denen ich richtig entschied und die sich bewährt haben. Gute Entscheidungen traf ich immer in der Personalführung, meine Stärke liegt sicher in meiner sozialen Kompetenz.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Man sollte immer sich treu bleiben, und nie jemanden kopieren.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Mag. Alfred Wurzer, mein ehemaliger Chef und Förderer, ist ein Mensch, dem ich sehr viel verdanke.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhalte immer wieder positive Rückmeldungen, von meinen Freunden in der Gewerkschaft.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unsere Gewerkschaft steht zur Zeit vor einer Fusion mit vier anderen Gewerkschaften. Diese Situation bringt viele Unsicherheiten, denen wir uns stellen müssen. Wir sind um Lösungen bemüht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In der Gewerkschaft genieße ich hohes Ansehen. Von Seiten der Arbeiterkammer wird meine Arbeit respektiert, ich werde differenziert betrachtet.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine MitarbeiterInnen sind meine Basis, sie geben mir Stärke und Rückhalt. Wir haben ein tolles Arbeitsklima und halten alle zusammen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bei Vorstellungsgesprächen höre ich auf mein Gefühl. Natürlich spielen auch die Qualifikationen und die gewerkschaftlichen Aspekte eine Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich stelle ein gutes Arbeitsklima her, unternehme mit ihnen gemeinsame Aktivitäten und manchmal gibt auch eine Prämie. Ich stehe jederzeit zu meinen Mitarbeitern und habe für alle Probleme ein offenes Ohr.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
In vielen unserer Bereiche sind wir einzigartig und konkurrenzlos, und die Einsatzfreude unserer MitarbeiterInnen und FunktionärInnen geht weit über die Normalarbeitszeit hinaus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich keine Kinder habe und auch mein Partner beruflich sehr engagiert ist, tolerieren und akzeptieren wir beide den Beruf des anderen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Für mich ist jede neue Situation im Berufsalltag eine Fortbildung und ein Lernprozeß. Ca 1 Woche im Jahr nütze ich für Seminare und Weiterbildung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Vor allem den Frauen Folgendes sagen: Traut euch, ihr könnt im Beruf viel erreichen. Seid immer offen und neugierig für Neues, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Wege.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich strebe nie eine Position mit Gewalt an, doch wenn sich eine Gelegenheit ergibt, bin ich für alles offen.
Ihr Lebensmotto?
In der Ruhe liegt die Kraft.

Projekt-Unternehmensberatung, 1994.