Zur Karriere von Gerhard Wanderer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine Lehre absolvierte ich im Hotel Jesuitenmühle, einem Familienbetrieb, wo ich viel lernte. Zeitlicher Einsatz war dabei unumgänglich. Nachdem ich schnell erkannte, daß in diesem Gewerbe ein Arbeitstag mehr als acht Stunden hat und der Kontakt zu den Gästen wichtig ist, wurde ich bald zum Rezeptionsleiter befördert und übte diese Tätigkeit von 1980 bis 1983 aus. Später nahm ich bei der Wiedereröffnung des Novotels Wien-Airport teil, wo ich die Rezeption mitorganisierte und später als Verkaufsleiter tätig war. Der ehemalige Generaldirektor des Novotel holte mich dann zur Austrotel Gruppe, wo ich von 1984 bis 1987 als Hoteldirektor der Austrotel Gruppe für die Filialbetriebe Hotel Fürst Metternich und Hotel Stadt Triest sowie das Hotel Residence Waldhotel zuständig war. Dabei nützen mir die Reisebüro- und Firmenkontakte, die ich schon früher aufgebaut hatte, und so konnte ich hier auch mit Reisegruppen gute Erfolge erzielen. Von 1987 bis 1988 betätigte ich mich als Hoteldirektor der Austro Top Hotel Gruppe im Alpine Appartementhotel in Schladming-Rohrmoos. Weitere Stationen waren 1988 bis 1991 Büroleiter im Reisebüro Art Reisen, von 1991 bis 1992 Superivsor Incoming bei JTB Travel (Japan Travel Büro) und 1992 bis 1993 Outgoing/Incoming bei Heinz+Hiller Langenzersdorf. Ich hatte immer wieder Kontakt mit einem guten Bekannten aus meinen Zeiten im Hotel Fürst Metternich, Mario Castillo, der damals einer meiner ersten Barkeeper in diesem Hotel war. Mario Castillo hatte meiner Ansicht nach einen sehr großen Anteil am Aufschwung der Cocktail Bars in Österreich. Er bekam durch Udo M. Chisteé das Angebot, diese sich im Hotel Fürst Metternich befindliche Hotelbar zu pachten, wo ich öfters bei ihm vorbeischaute und wir ins Gespräch kamen. Diese Bar, das ehemalige Offiziers Casino, hatte er inzwischen in Barfly's umbenannt. 1992 schrieb Christof Wagner einen Artikel im Kurier über das Barfly's, in dem er die Bar als erste quasi funktionierende Cocktailbar, die auch so ausgestattet ist, daß sie international mithalten kann, bezeichnete. Ich schlug Herrn Castillo vor, gemeinsam eine zweite Cocktailbar in dieser Weise zu eröffnen, und so gründeten wir 1993 das Nightfly's. 1997 stieg Herr Castillo aus, und seitdem führe ich das Nightfly's alleine.

Zum Erfolg von Gerhard Wanderer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, das, wonach ich strebe, auch zu erreichen. Aufgrund von Erfahrung und Geschick soll dieser Trend weitergehen und nicht stagnieren.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, eigentlich schon, denn mit der Bar in einem Kellerlokal gab man uns anfangs keine Chance, doch das Projekt floriert. Wir haben sehr viele Stammgäste, ein internationales und oft unterschiedliches Publikum. Die Gäste fühlen sich alle hier wohl, das ist für mich ein Erfolgserlebnis.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein Arbeitstag für hat mich 24 Stunden, es gab für mich nie eine Zeitabrechnung oder Überstunden. Ein einziger freier Tag in der Woche war für mich stets normal, Freizeit ist für mich erst dann erstrebenswert, wenn im Beruf und im Geschäft alles paßt.

Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin zumeist kompromißlos, denn in einer Bar muß man sehr viele kurzfristige Entscheidungen treffen. Die konstante Linie, der ich folge, ist Qualität, Sauberkeit und gute Umgangsformen.

Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das größte Problem liegt im Controlling, wenn man selbst in der Bar nicht anwesend ist. Man kann keine verläßliche Kontrolle über den Stand bei den unzähligen verschiedenen Alkoholika durchführen, Mitarbeiter zu beschäftigen ist daher eine absolute Vertrauenssache.

Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, daß man mich schätzt. Ich merke immer mehr, daß ich Respekt genieße.

Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle, sie sind die Software des Lokals.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Der erste Eindruck ist der entscheidende, in zweiter Linie zählen Interesse, weiters Fachkenntnisse, Erfahrung und frühere Arbeitgeber.
Die Stärken Ihres Unternehmens? Beständigkeit, Kontinuität und eine permanente Weiterentwicklung, die unsere Gäste oft gar nicht bewußt registrieren, sind genauso Stärken wie Specials, beispielsweise Live-Musik und Modeschauen.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Familie ist mittlerweile gewachsen, darum versuche ich tagsüber für die Familie Zeit zu haben und nachts in der Bar zu sein. Das Wochenende ist generell dem Privatleben vorbehalten.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Natürlich muß man nach vorne schauen und darf nicht stehen bleiben. Aber die vorherige Generation sollte man doch ebenso kritisch wie positiv betrachten, um herauszufinden, welche Überlegungen hinter ihren Handlungen stand.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mit dem Rauchen aufhören und mehr Zeit für Familie, speziell meine Tochter, haben. Dazu werde ich die Bar vielleicht verpachten, um mit meiner Familie eine Weltreise zu unternehmen.