Zur Karriere von Albert Sembenotti

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Als Sohn einfacher Eltern, mein Vater war ÖBB-Bediensteter, wuchs ich in Innsbruck auf und besuchte dort auch die Volksschule. Sport, und da vor allem Fußball, Schwimmen und Leichtathletik, hatte mich schon mit zehn Jahren in ihren Bann gezogen, und die Musik war meine zweite große Liebe. Nach der Matura 1954 an der Realschule am Adolf-Pichlerplatz in Innsbruck wollte mein Vater, daß ich in seine Fußstapfen trete und zur Bahn gehe, meine Mutter hingegen legte mir ein Studium nahe. Da mir aber beides in meinen Augen für meine Leidenschaften Sport und Musik zu wenig Freiraum zu lassen schien, entschied ich mich, beim Landeslagerhaus in Innsbruck als Speditionskaufmann zu arbeiten. Durch einen schweren Motorradunfall wurde meine damals beginnende Karriere als Fußballer jäh beendet, was mich aber keineswegs entmutigen konnte. Ich blieb dem Sport weiterhin treu und engagierte mich in mehreren Vereinen. Meine Musikalität konnte ich bei der Stadtmusikkapelle Pradl sowie bei anderen Formationen ausleben. 1956 wechselte ich zur Firma Rohner & Gerig, eine renommierte internationale Spedition, die eine Niederlassung in Innsbruck hatte, und spezialisierte mich dort auf das Zollwesen. 1958 übernahm ich eine kleine Abteilung mit vier Mitarbeitern und stieg 1961 zum Disponenten auf. Nach der Fusion mit Panalpina 1968 wurde ich zum Leiter der gesamten Zollabteilung befördert und hatte plötzlich Verantwortung für 30 Mitarbeiter. 1972 erhielt ich die Prokura, die ich bis zu meiner Pensionierung 1994 inne hatte. († 2019)

Zum Erfolg von Albert Sembenotti

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich, wenn ich im menschlichen Bereich etwas geben kann und meine Mitmenschen das honorieren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich ja doch einiges im Berufs- und Vereinsleben erreichen und bewegen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war nie zu faul zum Arbeiten, bin sehr zäh und hartnäckig, ein richtiger Beißer eben, und habe immer gesagt, was ich mir denke. Ehrlichkeit und Geradlinigkeit waren mir ebenso wichtig wie Verständnis vor allem gegenüber jungen Mitarbeitern.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nicht jeder ist zum Vorgesetzten geboren, wenn man aber Verantwortung übernimmt, muß man sie auch wahrnehmen. So habe ich Entscheidungen aus der Chefetage dann und wann hinterfragt und in Ausnahmefällen sogar ignoriert, wenn ich aufgrund meiner Praxis wußte, daß es so nicht funktionieren konnte, was sich im nachhinein auch immer als richtig herausstellte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich 1972 aufgrund meiner Leistungen die Prokura erhielt, war ich sehr stolz und habe mich erfolgreich gefühlt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe vor allem mit der Wahl meiner Frau erfolgreich entschieden, die es immer toleriert hat und Verständnis dafür aufbrachte, daß ich aufgrund meiner vielen Aufgaben und Aktivitäten nicht so oft zu Hause und bei meiner Familie sein konnte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mir haben einige Personen ein derart schlechtes Beispiel gegeben, daß ich sie mir als negatives Vorbild genommen habe. So wie sie wollte ich es nicht machen. Aus reiner Höflichkeit möchte ich diese Personen unbenannt lassen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die im Laufe meines Lebens erhaltenen diversen Medaillen und Ehrungen sind halt passiert. Als echte Anerkennung habe ich es empfunden, wenn jemand zu mir gekommen ist und mir seine persönliche Wertschätzung unter vier Augen ausgesprochen hat.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, daß meine Ehrlichkeit und Direktheit von Freund und Feind geschätzt wurden. Auch daß ich nie ein Materialist war, dürfte man mir angerechnet haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Der Schulerfolg war mir in der Beurteilung nicht so wichtig, menschliche Qualitäten, gutes Auftreten und Durchsetzungsvermögen dagegen sehr.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch ein kameradschaftliches Verhältnis zu allen konnte ich sehr viel Potential bei meinen Mitarbeitern freisetzen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Man hat mich als Kumpel, der zwar hart, aber herzlich war, und zu dem man auch mit privaten Problemen kommen konnte, gesehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Geradlinig und nicht auf dem einfachsten Weg durchs Leben zu gehen, ist zwar nicht immer einfach, aber erfüllend.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Jetzt, mit fast 70 Jahren mein Leben ausschließlich in Harmonie zu verbringen, ist mein vordringlichster Wunsch.
Ihr Lebensmotto?
Aufrecht, ehrlich und offen durchs Leben gehen.