Zur Karriere von Dagmar Ficenec

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich begann 1969 mit der Lehre zur Kellnerin, da es mir aufgrund der politischen Zustände in der Tschechoslowakei nicht möglich war, zu studieren, was meinem Wunsch entsprochen hätte. In der Folge begann ich die Arbeit im Gastgewerbe langsam zu mögen, besuchte die Hotelfachschule und maturierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits meine Kinder zur Welt gebracht. In einem Kursanatorium in Karlsbad leitete ich später das Restaurant mit 16 Angestellten - zu diesem Zeitpunkt war ich ungefähr 26 Jahre alt. Damals war ich die einzige Frau, und es war nicht immer leicht, meine männlichen Kollegen zu führen. 1987 emigrierte ich mit meinem Mann nach Österreich und suchte um politisches Asyl an. Wir hatten nichts als drei Koffer in der Hand und mußten bei Null angefangen. Fast ein Jahr haben wir auf das Asyl gewartet. In der Folge war ich fünf Jahre im Restaurant Smutny und später im Café Weinwurm sowie im Café Europa tätig, ehe ich beschloß, mich selbständig zu machen. Durch Zufall erfuhr ich, daß dieses Restaurant zum Verkauf stand und übernahm es 2002 inklusive dem bestehenden Personal. Ich bin mit Herz und Seele Wirtin, und es macht mir Spaß, wenn die Gäste das Gasthaus zufrieden verlassen.

Zum Erfolg von Dagmar Ficenec

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat, wer mit seinem Leben glücklich sein kann und mit seiner Arbeit zufrieden ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin eine sehr ehrgeizige Unternehmerin und lege meinen ganz persönlichen Maßstab für Erfolg meistens etwas höher an, als es der Gegenwart entspricht. Diese Einstellung treibt mich voran, und ich gewinne damit viel an Kraft.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die beiden ausschlaggebenden Faktoren meines Erfolges waren Arbeitswille und Augenmerk auf die Qualität. Wenn diese nicht stimmt, bleiben die Gäste aus.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität entspricht meiner Grundeinstellung im gesamten Leben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es sind im Prinzip jene Menschen, die mich auch jetzt noch umgeben, die mich prägten - mein Mann, meine Töchter und unser Köchin Helena. Ich denke, daß die Initiative, ein gut gehendes Gasthaus zu führen, von uns allen herrührt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich immer dann, wenn meine Gäste zu Stammgästen werden, weil sie sich in meinem Lokal wohlfühlen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Probleme hat jede Branche, aber Jammern nützt nichts! Man muß sich mit den Problemen auseinandersetzen und Probleme lösen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir betreuen die Gäste sehr persönlich und möchten alle Wünsche erfüllen. Die Atmosphäre ist gemütlich, die Musikuntermalung ebenfalls, und die Qualität der Speisen ist letztendlich entscheidend für den betrieblichen Erfolg. Unsere Köchin Helena verwöhnt unsere Gäste schon seit 15 Jahren mit der Tschechischen Spezialitätenküche. Unser Lokal verfügt über 60 Sitzplätze und im Sommer über mehrere Tische im Freien, das ermöglicht mir eine sehr gute, individuelle Betreuung der Gäste. Mein Mann und meine Tochter unterstützen mich ebenfalls, und dadurch präsentieren wir uns auch als Familienbetrieb, was von den Gästen sehr geschätzt wird. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich finde, daß die Qualität in der Leistung über das Bestehen eines Gastronomiebetriebes entscheidet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Einsatz für das Gasthaus ist klarerweise auch stark mit unserem Privatleben gekoppelt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mit Liebe arbeiten und mit der Seele dabei sein! Wenn Sie mit der Arbeit nicht zufrieden sind, dann werden Sie mit Ihrem Leben nicht glücklich sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte das Unternehmen erfolgreich weiterführen und eventuell an meine ältere Tochter übergeben, die Interesse zeigt und immer wieder aushilft. Generell möchte ich mich immer weiter verbessern, man darf nie aufhören, besser zu werden - es ist immer etwas zu tun. Die Arbeit ist in Verbindung mit meinem Familienglück mein ganzer Stolz. Voll auf den einzelnen Gast eingestellt zu sein ist deshalb immer noch mein Motto.