Zur Karriere von Nikolaus Reisser

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Volksschule besuchte ich von 1972 bis 1981 das Gymnasium und maturierte 1981. Nach einjährigem Einsatz bei der Bundeswehr studierte ich zuerst Wirtschaftswissenschaften und dann von 1982 bis 1985 an der TU Wien. Schließlich gab ich die Studien als zu theorielastig mit zu wenig Praxisbezug auf und trat 1985 in das Angestelltenverhältnis bei der Reinigungsfirma Ulrich Heilig Ges.m.b.H. ein. 1987 heiratete ich, und 1991 wurde ich Geschäftsführer und selbständiger Kommanditist des Unternehmens, nachdem ich 1991/92 den Meisterkurs für Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung absolviert und 1992 mit der Meisterprüfung abgeschlossen hatte. Im November 1997 gründete ich nach gründlicher Vorbereitungsphase gemeinsam mit einem ehemaligen Kollegen und Freund, Herrn Woitek Grabowski, mein eigenes Unternehmen im Bereich Garten- und Reinigungsservice. Inzwischen habe ich das Unternehmen in ein Einzelunternehmen umgewandelt. Ich beschäftige fünf Mitarbeiter. Der Schwerpunkt unserer Tätigkeit liegt auf Gebäudereinigung in ganz Wien, Schneeräumung in kleinerem Umfang und Gartengestaltung, wobei ich mir im letzten Bereich gewisse Freiheiten bewahre. Das zehnjährige Jubiläum wird noch dieses Jahr stattfinden, wir werden es gemeinsam in meinem Haus feiern.

Zum Erfolg von Nikolaus Reisser

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Zufriedenheit und Lebensqualität.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich brauche keinen 500er Mercedes in der Garage, sondern möchte mit meiner Familie ein angenehmes Leben führen und auf Urlaub fahren, ohne mir darüber den Kopf zerbrechen zu müssen. Insofern bin ich mit dem Erreichten sehr zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das Wichtigste ist Ehrlichkeit und Kontinuität. Ich sage meinen Kunden, was ich kann und nicht kann - Aufträge, die ich nicht perfekt ausführen kann, nehme ich gar nicht erst an. Man muß auch die Härte haben, einmal einen Auftrag abzulehnen, auch zugunsten des Kunden. Wenn beispielsweise jemand einen billigen Teppichboden reinigen lassen möchte und die Reinigung teurer ist als ein neuer, werde ich ihm das auf jeden Fall sagen und ihm raten, den Boden besser zu erneuern, weil das Ergebnis nicht seinen Vorstellungen entsprechen würde. Aufträge, die ich nicht übernehmen will oder aufgrund meiner Personalstruktur kann, gebe ich gern an andere weiter. Ich lege absoluten Wert auf ein gutes Klima mit meinen Kunden. Ich bin gern aktiv für meinen Beruf unterwegs und agiere sehr praxisnahe - ich war nie ein Büromensch. Mein Berufsfeld gibt mir Gelegenheit, meine technischen Kenntnisse einzusetzen, und das bereitet mir große Freude.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es gibt kein Problem, das sich nicht lösen läßt. Ich entscheide, was ich verantworte, und das war schließlich mit ein Grund für meine Selbständigkeit.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wichtigste Anerkennung ist für mich gute Mundpropaganda und Wertschätzung der Kunden - würde sie ausbleiben, könnte ich als Unternehmer nicht überleben.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Gebäudereinigungsbranche hat keinen unbedingt guten Ruf, der allerdings ist hausgemacht. Der Reinigungsbetrieb war einst konzessionsgebunden. Seit der Freigabe der Konzession fassen viele geringfügig qualifizierte Unternehmer in der Reinigung Fuß und verschlechtern das Image der Branche. Ich begegne dieser Problematik, indem ich langjährige Mitarbeiter beschäftige, die gut Deutsch sprechen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde von meinen Kunden als ein sehr fairer Mensch geschätzt, der von vornherein sagt, was Sinn macht und was nicht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine langjährigen Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle bei meinem Erfolg und waren schon in der vorherigen Firma tätig. Wir sind miteinander befreundet, und ich führe die Firma wie ein Familienunternehmen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich muß einen guten Draht zu Mitarbeitern finden und erwarte mir gutes Auftreten, auch sprachlich. Mitarbeiter mit guten Ideen sind willkommen, mit Menschen, die sturen Dienst nach Vorschrift leisten, kann ich weniger gut zusammenarbeiten. Von Nachkontrollen halte ich nicht allzuviel. Insofern ist eigenständiges, verantwortungsvolles Verhalten erwünscht, dafür bezahle ich gerne Lohn über den Kollektivvertrag hinausgehend.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir arbeiten in einer Gemeinschaft, in der einer für den anderen einspringt, das ist seit Jahren so. Aus diesem Grund möchte ich das Unternehmen, das heute sehr flexibel und wendig ist, auch nicht vergrößern. Ich habe erlebt, wie es in einem großen Unternehmen zugeht: die Flexibilität bleibt auf der Strecke, und man kann sich innerhalb der Belegschaft nicht mit jedem so gut verstehen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Bei mehr als 90 Prozent der auszuführenden Arbeiten bin ich als Geschäftsführer dabei, bürge für die bestmögliche Erfüllung der Aufträge und bleibe direkter Ansprechpartner der Kunden. Pünktlichkeit und Verläßlichkeit werden in meiner Firma großgeschrieben. Bei Ausschreibungen, wo der billigste Anbieter genommen wird, mache ich nicht mit, denn ich biete ausgezeichnetes Service und lasse mich nur auf Arbeitsbeziehungen ein, bei denen Gewissenhaftigkeit gefragt ist, die dem Preis gerecht wird. Stammkunden schätzen mein Angebot seit Jahren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist müßig, zu Hause über Firmenthemen zu reden. Ich genieße den Vorteil eines Heimbüros und arbeite auch gerne auch einmal nachts, dennoch unterscheide ich zwischen Privatleben und Beruf. Die Wochenenden sind mir heilig und für die Familie reserviert.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist sekundär, welche Ausbildung jemand hat. Im Berufsleben kommt es auf die Güte der Ideen, die man umsetzt, und auf die zu Tage gelegte Einsatzfreude an.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich wünsche mir weiterhin einen zufriedenstellenden Geschäftsverlauf.

Versicherungsgeschichte Österreichs, A. Holzhausen-Verlag 1988 (Mitautor).