Zur Karriere von Monika Reisetbauer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs in einfachen Verhältnissen in einem kleinen Ort in Kärnten auf, mein Vater war Fabrikarbeiter und arbeitete am Hochofen, meine Mutter war Hausfrau. Durch meine guten Lernerfolge wurden Lehrer auf mich aufmerksam, und so empfahl meine Volksschullehrerin, daß ich ans Gymnasium in Villach gehen sollte. Mein Vater hatte zuerst Bedenken, weil der Schulweg sehr lang und umständlich war, doch schließlich besuchte ich ab 1956 das Gymnasium. Im Vergleich zu heute hatte ich mit schwierigen Umständen zu kämpfen. Meine Eltern konnten mir beim Lernen nie helfen, der Direktor des Gymnasiums war sehr streng, und es war sogar verpönt, Hosen zu tragen. Ich mußte aufgrund des langen Schulweges immer unglaublich früh aufstehen und hatte jeden Tag einen 20minütigen Fußmarsch zur Bahn zu bewältigen. Nach Abschluß des Gymnasiums wollte ich eigentlich Chemie studieren. Ich hatte auch schon die Möglichkeit bekommen, in der Bleiberger Bergwerksunion, einem damals sehr innovativen Betrieb, ein bißchen im Labor mitzuarbeiten. Doch dann ließ ich mich von anderen Menschen abschrecken, die meinten, das Chemiestudium wäre zu lang und zu schwierig für mich. Als Kompromiß wurde mir die Pharmazie vorgeschlagen. Ich wußte zuerst gar nicht, was Pharmazie eigentlich für ein Studium ist, inskribierte dann aber doch in Graz und konnte dieses Studium auch in kürzester Zeit abschließen. Danach hätte ich die Möglichkeit gehabt, die Apotheke in Arnoldstein zu übernehmen, doch ich kehrte aus persönlichen Gründen, nämlich wegen meiner Heirat im Jahr 1970, nicht mehr nach Arnoldstein zurück. Ein Jahr später, im Jahr 1971, wurde meine erste Tochter geboren. Ich arbeitete damals als angestellte Apothekerin in Freistadt. Ich arbeitete nie 40 Stunden in der Woche, blieb aber immer auf dem laufenden und bildete mich ständig weiter. Im Jahre 1999 machte ich ein Konzessionsansuchen für eine zweite Apotheke in Freistadt, das auch bewilligt wurde. Heute bin ich selbständig und für alles in diesem Betrieb verantwortlich. Zum Glück muß ich die Büroarbeit und die Buchhaltung nicht alleine machen. So kann ich mich ganz auf die Arbeit konzentrieren, die mich wirklich interessiert. Ich bin jetzt seit sechs Jahren Leiterin der Apotheke Jaunitzbach.

Zum Erfolg von Monika Reisetbauer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Aufgabe so zu erfüllen, daß ich selbst mit meinen Leistungen zufrieden bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich traute mich früher nie, mich erfolgreich zu nennen, aber mittlerweile kann ich das von mir behaupten, wenn ich unsere jährliche Bilanz betrachte. Der Standort der Apotheke ist eigentlich ein sehr schlechter. Es gibt zwar ein Ärztezentrum in der Nähe, doch die Kunden von dort kommen meistens nur einmal und dann erst ein paar Jahre später wieder, dadurch ist es schwierig, eine Stammkundschaft aufzubauen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß meine Freundlichkeit und meine Verläßlichkeit ausschlaggebend für meinen Erfolg waren. Ich versuche, mit meinen Kollegen über alles zu sprechen und in engem Kontakt mit ihnen zu bleiben, um den persönlichen Zugang zu ihnen nicht zu verlieren. Außerdem bin ich sehr konsequent und bescheiden, mir geht es beim Arbeiten nicht primär ums Geld.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Bis jetzt hat noch keiner meiner Mitarbeiter gekündigt, darum denke ich, daß ich positiv gesehen werde.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere größte Stärke ist die persönliche Beratung. Es kam sogar schon vor, daß Kunden sich bei mir beraten ließen und dann woanders einkaufen gingen oder mit bereits gekauften Produkten zu mir kamen, um sich beraten zu lassen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Konkurrenz gegenüber verhalte ich mich möglichst fair, wichtig ist für mich dabei große Aufrichtigkeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich fand meinen Rückhalt schon als Kind immer in der Natur. Meine Großeltern hatten einen Bauernhof in Arnoldstein, wohin ich mich gerne zurückzog. Ich mache keine unnötigen Arbeiten und verzichte sowohl auf gesellschaftliche Veranstaltungen als auch auf eine aktive Teilnahme an der Politik.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich beschäftige mich viel mit klassischer europäischer Medizin und der Phytotherapie. Ich denke, daß die Traditionelle Chinesische Medizin hierzulande nicht so gut anwendbar ist und daß ich hier in Europa die Möglichkeit habe, mich mit westlicher Medizin (Homöopathie, Phytotherapie, Schüssler Heilsalz usw.) zu befassen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll Kindern Aufgaben stellen und sie diese Aufgaben auch selbst lösen lassen, anstatt ihnen alles abzunehmen. Ich glaube, daß die jungen Power-Frauen übersehen, daß sie nicht allein auf der Welt sind. Sie vergessen das Frau-Sein. Die extreme Emanzipation ist nicht gut für die Entwicklung der Frauen. Ich glaube, daß manche dieser jungen Frauen noch viele Erfahrungen werden machen müssen. Man soll sich selbst treu bleiben.
Ihr Lebensmotto?
Ich möchte so leben, daß ich mit mir selbst zufrieden sein kann und nicht immer rundherum schauen, ob der andere mehr oder weniger hat. Ich möchte bescheiden bleiben, weil ich laute Angeber nicht mag.