Zur Karriere von Horst Essl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wuchs im Lebensmittel- und Gemischtwarenhandelsgeschäft meines Vaters auf, welches mein Großvater 1887 gegründet hatte. Meine Geschwister und ich wurden von klein auf voll in den Betrieb integriert und mußten zupacken, wo immer wir gebraucht wurden. Dazu kam mein natürliches Gespür fürs Geschäft, das mein Vater förderte. Er schenkte uns Kindern zwar nichts, aber wenn ich besondere Leistungen erbrachte, ließ er mich immer eine Kleinigkeit dazuverdienen. Bereits im Teenageralter vertrieb ich die ersten Autos der Marke Opel und kassierte somit meine ersten Provisionen. Nach Abschluß der Grund- und Mittelschule besuchte ich 1954/55 die Handelsschule in Villach. Nach der Ausbildung sammelte ich meine ersten Erfahrungen im Ausland, als Volontär für ein Import-Export Unternehmen in Triest und später für eine Eisen- und Geschirrwarenfirma am Bodensee. 1957 kehrte ich nach Hermagor zurück und baute die Baustoffabteilung innerhalb unseres Familienunternehmens aus. 1959 heiratete ich meine Hannelore, und gemeinsam bauten wir den Baustoffhandel auf. Die Abteilung wurde aus dem Unternehmen meines Vaters ausgegliedert und als eigenständige Firma weitergeführt. Den Preis für das Inventar und das Lager zahlte ich meinem Vater in Raten vollständig zurück. Bereits nach kurzer Zeit begann ich, mein Geschäftsfeld auf ganz Kärnten auszuweiten, und wenig später war ich der größte Zementhändler Kärntens. Ich belieferte alle Großbaustellen Kärntens, wie etwa den Loibltunnel und Autobahnteilstrecken. Mein Unternehmen expandierte kontinuierlich. Ich erwarb zwei weitere Baustoffunternehmen in Linz und in Spittal an der Drau. Anfang der siebziger Jahre schloß ich diese Firmen zur Baustoffunion Kärnten zusammen, die spätere Gründerorganisation der Ö-Bau Gruppe, deren Geschäftsführung ich übernahm. Die Baustoffunion Kärnten umfaßte neben meinen zwei Betrieben drei weitere. 1976 errichtete ich gemeinsam mit meinem Bruder Karlheinz den ersten Baumax-Baumarkt in Kindberg und legte damit den Grundstein für die Baumax-Gruppe. Unser Know-how erwarben wir in den USA und in Europa. In den achtziger Jahren konzentrierte ich mich vor allem auf den Regionalbereich Kärnten - Osttirol. Meine Betriebe, Baumax - Hermagor und Baumax - Lienz wurden ständig erweitert und auf modernsten Standard gebracht. In Lienz eröffnete ich später noch einen PS-Markt mit fünf Modulen, ein Autozubehörgeschäft mit fünf Werkstätten, wie Waschstraßen und einer Tankstelle. Insgesamt beschäftigte ich zuletzt über 70 Mitarbeiter. Zu meinem 60. Geburtstag verkaufte ich meine Betriebe und begann mich auf die Verpachtung von Liegenschaften zu konzentrieren. Ich gründete die Horst Essl Liegenschaftsverwaltung GmbH, deren geschäftsführender Gesellschafter ich derzeit bin. Mittlerweile verwalte ich 40 Miet- und Pachtverträge.

Zum Erfolg von Horst Essl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Eine Vision, ein Weg, die Umsetzung. Gute Ideen gibt es wie Sand am Meer. Menschen, die Ideen konzeptionell umsetzen können, sind rar. Erfolg bedeutet für mich die Gnade einer tollen Idee und die persönliche Fähigkeit und Ausdauer, diese zu realisieren. Erfolg bedeutet für mich, am Ende sagen zu können: Das hat funktioniert.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es gibt kein generelles Erfolgsrezept, sondern wie in der Küche erfordert ein hervorragendes Mahl neben ausgewählten Zutaten vor allem den Spürsinn, Speisen zu verfeinern. Gute Preise waren in den achtziger und neunziger Jahren wichtige Zutaten. Mein Credo war, den Kunden höchste Qualität zu niedrigen Preisen zu bieten. Das hat funktioniert, denn ich wußte genau, wann ich wo welche Produkte einkaufen mußte. Verfeinert wurde unser Angebot durch Schmankerln für die Konsumenten. Wir waren beispielsweise bekannt dafür, die schönsten Badezimmerfliesen aus Italien zu supergünstigen Preisen zu verkaufen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe meine Betriebe zum richtigen Zeitpunkt verkauft und meine Gesellschaft umgewandelt. Das war eine unternehmerisch und persönlich erfolgreiche Entscheidung.Nach welchen Kriterien wählten Sie Mitarbeiter aus? Können, Talent, Engagement und Teamfähigkeit. Jeder meiner Mitarbeiter hat sich mit meiner Unternehmensphilosophie identifiziert. Wie motivierten Sie Ihre Mitarbeiter? Ich habe ihnen Engagement und Aufrichtigkeit vorgelebt. Zeit meines Lebens war ich täglich vor meinen Mitarbeitern in der Firma. Jeder von ihnen wußte, daß ich viel verlange und Leistungen und gute Ideen stets anerkannte und belohnte. Einmal im Jahr organisierte meine Frau einen Mitarbeitertag mit Grillen, Sport und gemütlichem Beisammensein für alle Mitarbeiter und deren Familien bei uns am See. Das hat sich heute nicht verändert und ist, obwohl es nicht mehr meine Mitarbeiter sind, ein Fixpunkt im Sommer. Unabhängig davon baute ich für leitende Positionen Mitarbeiter auf, die dann in der Lage waren, Geschäftsbereiche eigenverantwortlich zu führen. Jeder wußte, daß sie oder er bei mir in der Firma Karriere machen konnte. Welche waren die Stärken Ihres Unternehmens? Kundennähe, fachgerechte Beratung, motivierte Mitarbeiter, Effizienz, ausgezeichnete Produkt- und Preispolitik. Wie vereinbarten Sie Beruf und Privatleben? Meine Frau Hannelore war meine Partnerin in der Firma. Ohne sie wäre ich nur halb so erfolgreich, in jeder Hinsicht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate den kommenden Generationen, unangepaßt und engagiert zu sein. Ich wünsche jungen Menschen den Mut, ihre Ideen nicht nur zu träumen, sondern sie auch tatsächlich, jeder in seinem Bereich, umzusetzen, so unrealistisch sie oft zu Beginn aussehen mögen.