Zur Karriere von Roswitha Hikade

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Hauptschule absolvierte ich 1963 erfolgreich die dreijährige Lehre zur Buchhändlerin. Ich hatte damals einen Vorgesetzten, der Sachverständiger im Kfz-Wesen war und mich immer wieder auch für diverse Schreibarbeiten einsetzte. Ich war tagsüber ganz allein im Büro, und er kam nur abends vorbei, um die von mir verfaßten Schriftstücke zu unterzeichnen. So begann ich bereits in der Lehrzeit, selbständig zu arbeiten. Vor der Geburt meiner Tochter im Jahr 1974 war ich bei der Volksbuchhandlung in Vertretung einer vormaligen Nationalrätin tätig, die wieder in den Nationalrat abberufen wurde. Bereits in der Zeit, als meine Tochter den Kindergarten besuchte, wurde ich zuhause unruhig und suchte mir über diverse Aufnahmeprüfungen die Bestätigung, daß ich am Arbeitsmarkt noch gefragt war. Als meine Tochter die Grundschule besuchte, wandte sich die Firma Donauland an mich und bot mir wegen des unfallsbedingten Krankenstandes der Geschäftsführerin eine Aushilfsstelle an. In weiteren Tätigkeiten verkaufte ich Inserate für eine Firma und übernahm Lohnverrechnungs- und Buchhaltungsarbeiten für die Volksfürsorge. Als meine Tochter das Gymnasium absolvierte, erfuhr ich, daß die Filiale der Volksbuchhandlung, in der ich bereits vor der Geburt meiner Tochter tätig gewesen war, zugesperrt werden sollte. Ich sprach daraufhin bei der Volksbuchhandlung in Wien vor und machte das Angebot, die Buchhandlung wieder aufzubauen. Kurze Zeit später nahm man es an. Ich mußte das gesamte bestehende Personal austauschen. Als es nach einer anfänglich schwierigen Periode stetig aufwärts ging und die vorhandenen Räumlichkeiten zu knapp wurden, zogen wir im Jahr 1990/1991 in größere Lokalitäten um. Wir bauten diese zu einer attraktiven Buchhandlung mit eigener Videoabteilung aus, die ich als Geschäftsführerin mit sieben Mitarbeitern leitete. Als der Volksbuchhandlung die Personalkosten zu hoch wurden und sie meinen Buchhändler, Herrn Maximilian Huber, der im Jahre 1998 als bester Buchhändler Österreichs ausgezeichnet wurde, kündigen wollten, beschloß ich, mich selbständig zu machen. Ich übernahm ein kleines Geschäft in der Schulgasse und eröffnete dort im Mai 1996 eine neue Buchhandlung, die auf Belletristik und Literatur spezialisiert war und eine Reise- und Jugendbuchabteilung umfaßte. Bald wurden die Räumlichkeiten wieder zu eng, und wir übersiedelten 2001 in ein neues, größeres Geschäft (300m ), eine ehemalige Papierhandlung, wo wir bis dato tätig sind.

Zum Erfolg von Roswitha Hikade

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Spaß an der Arbeit und zufriedene Kunden zu haben, sowie privat und geschäftlich eine große und glückliche Familie zu sein, die wie Pech und Schwefel zusammenhält.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Pünktlichkeit und Ehrlichkeit sind bei mir oberstes Gebot. Es muß alles seine Richtigkeit haben, und ich investiere sehr viel Fleiß und Ehrgeiz in meine Arbeit.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Nein, denn ich sollte ursprünglich eine Friseurlehre absolvieren. Als ich jedoch kurz vor Antritt meiner Lehrstelle bei der Buchhandlung Walter vorbeiging, wußte ich plötzlich, daß ich Buchhändlerin werden wollte. Ich ging ganz allein ins Geschäft und fragte, ob sie einen Lehrling aufnehmen würden. Ich bekam die Lehrstelle und wurde Buchhändlerin.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter stehen voll hinter mir, so wie ich hinter ihnen stehe. Ohne ein gutes Team wäre dauerhafter Erfolg nicht möglich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Schulzeugnisse sind für mich nicht maßgebend. Bei mir zählen in erster Linie der Mensch und seine Offenheit. Alles andere läßt sich erlernen. Wir beschäftigen auch immer wieder wochenweise Praktikanten vom AMS, die sehr gerne bei uns arbeiten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich beschäftige zwei sehr kompetente Buchhändler, die über enormes Fachwissen verfügen und für unsere Kunden jedes Buch besorgen. Wir feiern demnächst unser zehnjähriges Jubiläum und haben bereits über 350 Lesungen veranstaltet. Wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis zu Schulen und haben 1995 die niederösterreichische Landesbuchwoche nach Wiener Neustadt gebracht. Wir bieten ein sehr reichhaltiges Sortiment an - vom Buchmaterial bis hin zu Utensilien. Mein Augenmerk ist auch auf Ernährung, Wellness und Feng Shui gerichtet, und wir versuchen immer, auf dem neuesten Wissensstand zu sein. Wir haben sehr viele prominente Kunden, die sogar von Wien kommen, um bei uns einzukaufen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich wurde besonders in den Anfängen von meinen Mitbewerbern ziemlich scheel angesehen, da sie durch mich viele Kunden verloren haben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann Beruf und Privatleben sehr gut vereinbaren, da ich eine wunderbare Familie habe, angefangen von meinem Gatten, der mich immer hundertprozentig in meiner Arbeit unterstützt hat und weiterhin unterstützt, bis zu meinem Schwiegersohn und meiner Tochter, die bereits in der Buchhandlung mitarbeitet und diese einmal übernehmen wird.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat an die nächste Generation lautet, mit Fleiß und Ehrgeiz so weiterzuarbeiten, wie ich die Buchhandlung aufgebaut habe.
Ihr Lebensmotto?
Positiv denken.