Zur Karriere von Alfred Winter

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte eine Lehre zum Werkzeugmacher bei der Firma Kohmaier Kettenfabrik in Wien. Nach dem Präsenzdienst kehrte ich zunächst zu meiner Lehrfirma zurück, wechselte nach drei Monaten aber zur Firma Schulz, wo ich im Lohnwerkzeugbau als Werkzeugmacher begann. Im Zuge dieser Tätigkeit besuchte ich die Meisterschule und legte die Meisterprüfung ab. Ich war 14 Jahre lang bei der Firma Schulz beschäftigt und leitete die Lohnstanzerei und den Reparaturwerkzeugbau mit 25 Mitarbeitern. Als der Standort der Firma in den Raum Linz verlagert wurde, entschloß ich mich, in Tulln zu bleiben, wo ich mich niedergelassen hatte. Über einen Freund gelangte ich zu Oetiker Maschinen- und Apparatebau in Tulln, wo ich Werkstätte und Konstruktion im Stahlbau- und Maschinenbaubereich übernahm. Eine meiner ersten Tätigkeiten war die Modernisierung der Konstruktion mit der Einführung von CAD. Ich leitete den Anlagenbau und die Klemmenproduktion des Schweizer Konzerns und wurde nach dem tödlichen Segelflugzeugunglück meines Freundes, des Betriebsleiters Otto Rizzi, von der Konzernleitung als dessen Nachfolger eingesetzt. In meiner neuen Tätigkeit nahm ich eine Umstrukturierung vor und konnte so die Firma in einen positiven Bereich führen. Im Bereich Maschinenbau gelang es mir, die Produktionspalette der Sandstrahltechnik auszubauen, und wir exportierten europaweit. Nach der Ostöffnung begann Oetiker jedoch, einen Teil der Produktion in die Oststaaten zu verlagern und sich in Österreich nur mehr auf den Handel zu konzentrieren. Ich löste mich von der Firma, beschloß, von nun an selbständig zu arbeiten, und richtete mir 1995 in meinem Haus ein Büro ein. Gemeinsam mit Herrn Rapolter, dem Firmengründer der RAGA Strahltechnik in Stuttgart, gründete ich die RAGA Strahltechnik GmbH in Österreich. Ich erhielt bald meinen ersten Großauftrag für eine Strahlanlage in Italien, entwickelte neue Systeme in der Strahltechnik und bin mittlerweile die Nummer eins in Österreich. Um Verkauf und Montage besser bewältigen zu können, stellte ich meinen Bruder ein, und heute zählt unser Betrieb insgesamt sieben Mitarbeiter. Im Jahr 2000 übersiedelte ich mit meiner Firma aus Platzgründen in ein neues Objekt nach Tulln, um für eine weitere Expansion gerüstet zu sein.

Zum Erfolg von Alfred Winter

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, sich auf ehrliche Art und Weise in der heute wirtschaftlich schwierigen Zeit als Klein- oder Mittelbetrieb am Markt behaupten zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn ich konnte jene Ziele, die ich mir in meinem Leben setzte, mehr als erreichen. Dabei gelang es mir, weitgehend unabhängig von Banken zu bleiben und meinen Betrieb vornehmlich mit Eigenkapital zu finanzieren.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Streben besteht stets darin, anderen immer einen Schritt voraus zu sein. Ich verfüge über Ausdauer, Kontinuität und hohen Idealismus. Ich betreue meine Kunden so, daß sie sich wie Könige fühlen, bin schneller als andere, arbeite sehr flexibel und verfüge über ein gutes Produkt, das am Markt gebraucht wird.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Technische Herausforderungen diskutiere ich mit meinen Mitarbeitern im Team. Wir suchen gemeinsam nach einer Lösung, die schließlich dem Kunden präsentiert wird.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Unser Produkt verlangt ausgesprochen viel Kreativität und technisches Wissen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, der leider im Alter von 47 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, war ein korrekter Mensch, der mir sowohl in menschlicher als auch in beruflicher Hinsicht ein Vorbild war. Er achtete darauf, anderen stets einen Schritt voraus zu sein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich oft von meinen Kunden für gute, pünktliche und präzise Arbeit.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich ärgere mich am meisten darüber, daß Mitbewerber versuchen, Preise zu unterbieten, um mit minderer Qualität an einen Auftrag heranzukommen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind das wichtigste Gut eines Betriebes. Nur mit guten Mitarbeitern ist Erfolg möglich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neben der Qualifikation achte ich besonders auf Ehrlichkeit, Firmenloyalität und gesunden Hausverstand.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Mitarbeiter können mit ihren Anliegen direkt zu mir kommen. Ich lasse meinen Mitarbeitern Freiheiten, solange sie ihre Arbeit bewältigen und der Umsatz stimmt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärke liegt in unseren Spezialprodukten und unserer hohen Flexibilität. Wir sind schneller und flexibler als andere und bemühen uns sehr um unsere Kunden. In Notfällen sind wir auch am Wochenende für unsere Kunden erreichbar. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Konkurrenz gegenüber verhalte ich mich weitgehend loyal - der Mitbewerb kauft bei mir sogar verschiedenste Komponenten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Erst seit etwa zwei Jahren gelingt es mir, Beruf und Privatleben zu trennen. Von Montag bis Freitag bin ich voll für die Firma da. Die Wochenenden verbringe ich mit meiner Familie.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Aufgrund unserer guten Geschäftslage bleibt mir relativ wenig Zeit für meine Fortbildung. Ich lese jedoch regelmäßig Fachzeitschriften, besuche Fachmessen und lerne durch die Ausübung meiner Tätigkeit stets Neues dazu.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, Fleiß und Idealismus sind am wichtigsten, um erfolgreich zu sein. Man sollte versuchen, neuen Entwicklungen gegenüber immer aufgeschlossen zu bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Innerhalb der nächsten fünf Jahre möchte ich meine Firma übergeben und dann mit meiner Frau einen Lebensabschnitt ohne finanziellen oder zeitlichen Druck genießen.
Ihr Lebensmotto?
Nütze den Tag!

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