Zur Karriere von Marijan Gobovic

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Bis zu meinem achten Lebensjahr wohnte meine Familie in Pula, dann übersiedelten wir nach Split, wo ich nach dem Gymnasium erfolgreich ein Wirtschaftsstudium absolvierte. Da der Tourismus in Kroatien eine große Rolle spielt, erlernte ich auch mehrere Fremdsprachen - Englisch, Italienisch, Französisch und Spanisch. Ursprünglich wollte ich nach Italien, Spanien oder Südamerika gehen, wo ich meine Sprachkenntnisse beruflich einsetzen konnte. Österreich oder Deutschland standen nicht auf meiner Wunschliste, da ich als mediterraner Typ ein wärmeres Klima bevorzuge. In Split arbeitete ich bis 1985 bei einem lokalen Handelsunternehmen in der Chemiebranche. Das stellte für mich aber keine große Herausforderung dar, ich wollte mehr erfahren und lernen. Ich wechselte zunächst in die Tourismusbranche, bis sich 1986 die Möglichkeit ergab, in den Irak zu gehen. Dort war ich im Rahmen eines jugoslawischen Bauprojektes in der Administration und als Übersetzer tätig. Es war eine interessante, spannende Zeit, außerdem befand sich der Irak damals mit dem Iran im Krieg. Ich lernte nicht nur Land und Leute kennen, sondern sah erstmals, wie die internationale Wirtschaft funktioniert. Nach Abschluß des Projektes ging ich 1987 doch nach Wien, wo ich vorerst ein postgraduales Diplomstudium am Juridikum begann, aber nach zwei Semestern wieder abbrach, da ich lieber arbeiten wollte. Ich erhielt über ein Zeitungsinserat eine Anstellung bei der Firma Cargonaut am Flughafen, wo ich sehr viel über das Speditionswesen lernte. Cargonaut wickelte Transporte, hauptsächlich im Textilbereich, von den Balkanländern nach Amerika ab. Nach viereinhalb Jahren hätte ich in das Management aufsteigen können, was mich aber nicht interessierte, weil man in dieser Funktion in erster Linie mit Administration befaßt ist. Als 1991/92 die Sowjetunion und Jugoslawien zerfielen und sich neue Staaten bildeten, erkannte ich die wirtschaftlichen Chancen, die sich dadurch ergeben könnten. Bei Cargonaut wollte man von meinen Ideen nichts wissen, also wechselte ich als Logistikspezialist zu einer Inspektionsfirma, welche mit über 30 Büros von Moskau über das Baltikum bis in den Fernen Osten international tätig war. Ich war für die Verschiffung von Gütern in verschiedenen russischen Häfen zuständig, kam auch sehr viel in Rußland herum und sah, daß es dort zahlreiche Möglichkeiten gibt. So entstand im Lauf der Zeit die Idee, mich mit einem eigenen Unternehmen selbständig zu machen. 1999 gründete ich die Easy Shipping GmbH und spezialisierte mich nach etwa einem Jahr auf Transport, Logistik und Verschiffung von Aluminium aus dem russischen Raum nach Europa und Amerika. Natürlich wickeln wir auch andere Frachten auf dem Wasserweg zwischen Rotterdam und Teheran ab. Ich bin mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden, wir verfügen auch über Filialen in Mittelasien, Moskau und Kroatien.

Zum Erfolg von Marijan Gobovic

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es als Erfolg, wenn ich eine Vision, an die ich glaube, auch verwirklichen kann. Auch wenn man in dieser Branche nicht wirklich reich werden kann, habe ich große Freude an meinem Beruf. Ich komme mit sehr vielen Leuten in Kontakt, lerne viele verschiedene Länder, Sprachen und Kulturkreise kennen. All das ist motivierend und trägt zum Erfolg bei.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich auf meinen bisherigen Werdegang zurückblicke, wenn ich sehe, wo ich herkomme und was ich erreicht habe, fühle ich mich schon erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Offen zu sein, neugierig zu bleiben und ständig Neues zu lernen. Es ist zwar recht angenehm, auch einen gewissen finanziellen Erfolg zu erreichen, trotzdem war Geld nie der Motor meines Handelns. Ich bin ein Mensch, der gerne reist, und habe einen Beruf gefunden, der mir das ermöglicht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erhält man in diesem Geschäft recht selten, auch wenn die Kunden zufrieden sind. Ich bin aber auch kein Mensch, der besonderen Wert auf Lob und Anerkennung legt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zur Leitung der Filialen in Kroatien arbeite ich mit sechs bis sieben kroatischen Kapitänen zusammen, die ich schon länger kenne, und die auch Englisch und Russisch sprechen. Das Problem ist, daß sie keinen Überblick über die großen Zusammenhänge haben, da sie keine Geschäftsleute sind. Sonst arbeite ich mit erfahrenen Leuten vor Ort zusammen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Mitarbeiter werden nach internationalen Standards bezahlt. Für gute lokale Mitarbeiter gibt es immer wieder Prämien. Sie sind damit sehr zufrieden und arbeiten daher auch gerne für uns. In Mittelasien muß man über Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Mitarbeitern verfügen. Man darf nicht zu arrogant und streng, aber auch nicht zu mild sein. Mit der Zeit entwickelten sich aber auch viele Freundschaften. Die Leute verstehen, was ich will, und ich verstehe ihre Probleme.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Internationalität, Flexibilität, Schnelligkeit und die Spezialisierung auf Transporte am Wasserweg - Fluß und Hochsee - sind unsere größten Stärken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist ein heikles Thema. Ich bin pro Jahr zwischen 80 und 150 Tagen im Ausland unterwegs, und meine Frau ist mit dieser Situation nicht glücklich. Dafür gibt es aber keine Lösung, da Reisen einfach zu meinem Beruf gehören. Sonst gibt es kein Geschäft.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In meinem Beruf sind Fremdsprachen eine Voraussetzung, sonst ist man verloren. Neben Englisch halte ich Russisch für sehr wichtig, da sich in dieser Region ein riesiger Markt auftut. Dann sollte man gerne reisen und für einige Zeit auch in einem anderen Land leben. Lernen, neugierig sein, die Augen offen halten und den Horizont erweitern - das bringt dich im Leben weiter.