Zur Karriere von Johann Haberl

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte eine landwirtschaftliche Handelsschule, und da ich ein gewisses Sprachtalent hatte, ging ich anschließend für ein Jahr in die USA. Zurück in Österreich interessierte ich mich für den beruflichen Einstieg in einer exportorientierten Firma und landete beim Vieh- und Fleischunternehmen Agroserta in Graz. Ich sollte im Einkauf-Verkauf den italienischen Markt bearbeiten und mußte so schnell wie möglich Italienisch lernen. Ich absolvierte in Florenz einen dreimonatigen Intensivkurs und arbeitete danach fünf Jahre in Italien. Ich wußte aber, daß die Agroserta nicht meine berufliche Endstation ist. Schon als junger Bub verfolgte ich fasziniert, wie Spanier mit einer Delegation der Austrovieh bei uns am Bauernhof verhandelten und wie der Dolmetsch alles ins Spanische übersetzte. Damals dachte ich: Das will ich auch machen. Tatsächlich erfüllte sich dieser Wunsch, und ich trat Anfang der achtziger Jahre bei Austrovieh ein. Davor hatte ich Spanisch gelernt, war in Barcelona, Malaga und Guatemala und betreute dann aufgrund meiner Sprachkenntnisse auch die spanischsprachigen Länder. Die Austrovieh ist das führende Unternehmen für den Export von Zuchtvieh aus Österreich. Wir exportieren ausschließlich gesunde, robuste und leistungsfähige Zuchttiere, die unter Einhaltung höchster veterinärer Standards bestens versorgt werden. Mit den üblichen Schlachtviehtransporten hat Austrovieh nichts zu tun. Im Laufe der Jahre lernte ich auch Französisch, später sogar Russisch, weil es einen gewissen exotischen Touch hatte. Im Jahr 1994 wurde ich Geschäftsführer mit einer Beteiligung von fünf Prozent, seit 1998 bin ich hundertprozentiger Eigentümer der Austrovieh. Seit 1994 exportierte das Unternehmen rund 25.000 hochwertige Zuchtrinder in über 25 Länder in Europa, Nordafrika und Südamerika.

Zum Erfolg von Johann Haberl

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das konsequente Verfolgen und Erreichen eines Zieles sehe ich als Erfolg. In meinen Anfangsjahren bei der Austrovieh war es mein erklärtes Ziel, Prokurist zu werden. Schließlich wurde ich sogar Geschäftsführer und dann Alleineigentümer des Unternehmens.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe es vom kleinen Bauernkind bis zum Geschäftsführer der Austrovieh gebracht, und darauf bin ich auch stolz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich erkannte sehr früh das Potential des osteuropäischen Marktes. Das war auch der eigentliche Antrieb, Russisch zu lernen. Ich verfüge über einen guten Weitblick und erkenne Chancen. Unser Geschäft ist der Export, und da hat man es mit vielen fremden Ländern und Kulturen zu tun. Meine vielseitigen Sprachkenntnisse haben sicher zum Erfolg beigetragen. Wie bei einem Hochleistungssportler gehören zum Erfolg Wille und Einsatzbereitschaft, aber auch Glück.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein früherer Chef bei der Austrovieh, Herr Dipl.-Ing. Pohl, förderte mich sehr und unterstützte meine diversen sprachlichen Ausbildungen. Er bewies großen Weitblick und erkannte Markttendenzen sehr früh - auch das habe ich von ihm mitbekommen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Natürlich wird unsere Arbeit anerkannt und geschätzt, auch von den Verbänden. So wurden wir in einer Festschrift zum 100jährigen Bestehen eines Verbandes ganz besonders lobend erwähnt. Das ist beispielsweise eine Anerkennung, die mich sehr freut. Aber dafür muß man hart arbeiten und permanent am Drücker bleiben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite schätzungsweise 80 Stunden pro Woche. Aber ich rechne das nicht nach, es hat auch keine Bedeutung. Ich arbeite gerne und mit vollem Einsatz, auch am Wochenende, wenn es notwendig ist. Das war immer schon so, auch vor meiner Ernennung zum Geschäftsführer.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich halte es für sehr wichtig, Sprachen zu lernen - und zwar nicht nur das übliche Englisch oder Italienisch, sondern Sprachen wie Russisch oder Chinesisch. In diesen Ländern liegen im Zeitalter der Globalisierung die Hoffnungsmärkte. Eine gediegene Ausbildung, laufende Fortbildung, Auslandsaufenthalte und Fremdsprachenkenntnisse erhöhen die Erfolgschancen beträchtlich.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren unsere Exporte nach Nordafrika und Osteuropa weiter zu verstärken. Dabei kristallisiert sich die Ukraine mehr und mehr als Zukunftsmarkt heraus, allein schon durch die geographische Nähe und relativ rasche Erreichbarkeit. Ich werde das Unternehmen so lange führen, wie es mir Spaß macht. Inzwischen bin ich in der glücklichen Lage, mir die Arbeit und Tätigkeitsfelder aussuchen zu können, Geschäftsreisen verbinde ich dann häufig auch mit einem privaten Kurzurlaub. Ein Langzeitziel von mir wäre es, noch Chinesisch zu lernen.