Zur Karriere von Sergej Benedetter

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
1969 in Moskau geboren, absolvierte ich eine Modeschule. Mit 18 Jahren kam ich nach Österreich, wo ich zunächst einmal die deutsche Sprache erlernte. Die Flüchtlingsproblematik mit all ihren Facetten traf mich. Um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete ich eine Zeitlang als Kellner. Als ich den Agenturleiter Andreas Lackner kennenlernte, der die damals legendäre Die Agentur für Make-up, Haare und Styling führte, begann meine Laufbahn als Make-up-Artist. Mein Beruf brachte mich europaweit mit vielen renommierten Auftraggebern und Top-Models zusammen. Ich arbeitete für Versace, Dior, Moschino und Gianfranco Ferré, Vogue und Palmers, um einige anzuführen. Ich absolvierte im Laufe der Jahre unzählige Fernsehauftritte, unter anderem war ich bei der ORF-Produktion Starmania und der ATVplus-Show Nadine traut sich als Kreativberater tätig. Es gelang mir als einer der ersten meines Genres, meine Arbeit zur Kunstform zu erheben. Als Künstler fragte ich mich immer wieder nach den Ursprüngen des Make-ups, so verwendete man zum Beispiel in Urzeiten sein eigenes Blut als Lippenstift. Es interessiert mich, ab wann und in welcher Form sich Menschen abzubilden begannen. Waren diese Abbildungen die Ursprünge von Kunst überhaupt? Bei den ersten drei Ausstellungen mit den Titeln Surfaces, Metamorphose und Transformation stehen Inszenierung und die Spielarten der Verwandlung im Mittelpunkt. Die Ausstellungen etablierten sich als jährliche fixe Highlights in der Kunst- und Eventszene. Das Medium meiner Inszenierung ist die Körperoberfläche bzw. das Gesicht, bei Betonung der Bedeutung des Make-ups als künstlerisches Ausdrucksmittel, das die verschiedenen Facetten des inneren Selbst überhaupt erst sichtbar macht. Der Körper und das Gesicht sind zentrale Ausdrucks- und Kommunikationsmedien. Ihre Verwandlung, losgelöst von den normativen Kräften des Mainstream-Looks, entfacht Lust auf Kreativität und fordert zu Individualität auf. Auch wenn der Stellenwert von Make-up in der Inszenierung hervorsticht, wird zugleich auch demonstriert, daß es keine DIN-Normen für Ästhetik gibt und daß Ausdruck nichts mit Modediktaten zu tun hat. Die perfekte Verwandlung soll nicht von außen übergestülpt werden, sondern durch Aufgreifen eines Charakterzuges oder einer Stimmung der Modelle geleitet sein. Mit meiner vierten Ausstellung Modification - die gesponsert ist und von mehreren TV Stationen begleitet wird, verbinde ich zwei Anliegen: einerseits möchte ich mich mittels meiner Möglichkeiten für eine gute Sache einsetzen (der Erlös geht an die Frühgeburtenstation von Herrn Prof. Dr. Pollak im Wiener AKH), gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, anhand meiner Werke auf den Stellenwert eines Make-up-Artists aufmerksam zu machen. Ich arbeite für diverse Magazine und Zeitschriften, für verschiedenste Konzerne in der Haar- & Make-up-Industrie (L' Oréal, Schwarzkopf, Wella) ebenso wie für Musikproduktionen (CD-Covers) und mache zudem andere kreative Projekte. Da das Schminken meine Berufung ist, bin ich sicher, daß ich mein Leben lang als Make-up-Artist tätig sein werde.

Zum Erfolg von Sergej Benedetter

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Was mich sicher antreibt, ist der Umstand, daß ich meine Arbeit ständig hinterfrage, um sie noch besser zu machen. Ich bin sicher nicht leicht zufrieden zu stellen. Natürlich macht es mich glücklich, daß ich mit meiner Arbeit so weit gekommen bin. Ich strebte aber nie nach Anerkennung und führte meine Arbeit nicht aus, um als Person ins Rampenlicht zu gelangen - ich mache sie einfach aus einem inneren Bedürfnis heraus. Erfolg bedeutet für mich auch, einen freien Geist genießen zu können. Ich bin sehr froh, daß ich mir meine Zeit und Projekte selbst einteilen kann.

Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe bisher sehr viel Erfüllung gefunden, doch bin ich noch nicht dort angekommen, wo ich hin will.

Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich weiß, daß viele, die mit mir zusammenarbeiten, meine Arbeit sehr schätzen. Ich kann mit Kunden eine familiäre Atmosphäre herstellen. Mein Können ist für viele sicher ein Grund, mich zu buchen. Als Make-up-Artist und Haar-Stylist habe ich in 17 Berufsjahren viele Facetten der Make-up- und Haarkunst kennengelernt. Immer stelle ich einen hohen Anspruch an mich selbst, um meine Ziele zu erreichen. Meine Ausstellungen sind gesponsert und werden von diversen Medien aufgegriffen.

Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich lernte im Laufe der Jahre, daß man viele Probleme lösen kann, indem man mit Betroffenen darüber spricht. Manche Probleme lasse ich mittlerweile aber nicht mehr so nahe an mich herankommen - ich betrachte sie mit einem gewissen Abstand. Ich bin kein Mensch, der aus kleinen Sachen große Angelegenheiten macht oder gar überreagiert. Ich habe sehr viel Respekt vor den Menschen, mit denen ich kooperiere.

Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In gesundem Maße hatte ich sicherlich meine Vorbilder zur Orientierung. Andreas Lackner und Maximilian Eigner waren zum Beispiel Leitbilder, weil sie mir viele Regeln des Business' beibrachten. Allerdings mit Maß! Idole zu stark zu verehren ist meiner Meinung nach ungesund.

Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Bei der Vergabe von Kreativpreisen in Österreich wird leider der Einsatz des Visagisten nicht erwähnt oder vermerkt. Unser Berufsstand müßte meiner Meinung nach bei Kreativprojekteinreichungen entsprechende Würdigung finden und mit anderen Kreativleistungen gleichgestellt werden. Es gäbe keine Werbeplakate oder Modeaufnahmen, die bei den Menschen Bewunderung hervorrufen - wie die Palmers-Plakate, um nur ein Beispiel zu nennen - ohne das Bemühen und die Kreativität des Visagisten, Haar-Stylisten und Stylisten.

Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich halte Berufliches und Privates grundsätzlich auseinander. Manchmal habe ich so viele Ideen im Kopf, daß ich schwer schlafen kann. In Momenten, wo ich Entwicklungen im Hinterkopf mit mir herumtrage, kann man mit mir privat vielleicht nicht so viel anfangen, aber ich habe einen großen Freundeskreis, darunter auch Menschen, die aus völlig anderen Branchen kommen. Wenn wir uns treffen, sprechen wir nicht ständig über unser Berufsleben.

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich rate jedem jungen Menschen, Bildungsangebote anzunehmen und sich nichts vormachen zu lassen. Auch Eltern können Kinder manchmal aus falsch verstandener Fürsorge auf Irrwege führen. Man soll sich also nicht von seinem Weg abbringen lassen.

Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte ein Make-up-Buch herausbringen und ein eigenes Make-up-Geschäft in Wien eröffnen, das etwas Besonderes und Exklusives sein soll.

Magazine, Werbeplakate, Ausstellungen.