Zur Karriere von Hermann Semlitsch

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Pflichtschule begann ich 1978 eine Lehre zum Restaurantfachmann in Sölden in Tirol, die ich 1981 abschloß. Anschließend war ich sieben Jahre lang als Restaurantfachmann im Restaurant Ottoburg in der Altstadt von Innsbruck beschäftigt. Mein großes Ziel war die Selbständigkeit, und so eröffnete ich 1988 das Restaurant Gourmet in Innsbruck. Nach zweieinhalb Jahren zerplatzte mein Traum, und es war unumgänglich, das Lokal zu schließen. Also ging ich 1990 nach Pörtschach am Wörthersee, wo ich im Strandhotel Prüller als Oberkellner für 16 Mitarbeiter verantwortlich war. Ein Ereignis im Jahr 1992 war für die spätere Gründung meines Unternehmens ausschlaggebend. Im August, mitten in der Hochsaison, erhielten wir Besuch vom Arbeitsinspektorat. Ein besonderes Augenmerk legten die Inspektoren auf die Dienstpläne, für die ich verantwortlich war. Wir erhielten eine Strafe, da einige Dinge nicht dem Gesetz entsprachen. Aufgrund dieses Erlebnisses stellte ich eine kleine Datenbank zusammen, damit Dienstgeber die Möglichkeit erhalten, die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter besser einzuteilen, dabei auch das Arbeitsrecht zu berücksichtigen und die Lohnnebenkosten zu senken. Ich informierte mich bei der Wirtschaftskammer und setzte mich mit dem Thema Arbeitsrecht und Kollektivverträge auseinander. Für die Softwareentwicklung suchte ich mir einen Partner aus der EDV-Branche. Diese Datenbank lieferte gute Ergebnisse, und ich stellte fest, daß oftmals gewisse steuerliche Vorteile im Tourismus nicht genützt werden. Binnen kürzester Zeit hatte ich einige Kunden, wie zum Beispiel die Kaltschmid Hotelbetriebe in Seefeld. Im Jahr 1993 gründete ich die Firma Contco Concept Consulting GmbH in Imst und Innsbruck, deren Geschäftsführung ich bis zum Jahre 2000 innehatte. Unser Kundenstock wuchs stetig an, im Jahr 1996 verwendeten bereits 60 Betriebe unser System. Mit Stolz präsentierte ich mein Produkt in immer mehr Tourismusbetrieben, und wir arbeiteten stets an der Weiterentwicklung unserer Software und Dienstleistung. Im Jahr 2000 trennte ich mich von meinem Geschäftspartner und gründete die hgc Innsbruck sowie die hgc Group Österreich. Das Unternehmen, das mittlerweile über vier Niederlassungen in Wien, Zell am See, Villach und Innsbruck verfügt, beschäftigt sich speziell mit dem Bereich Human Resources-Management in der Hotellerie und Gastronomie. Jede Branche hat eigene Regeln, und jedes Unternehmen hat individuelle Anforderungen. Aus unserer Erfahrung und unserem Know-how haben wir ein einzigartiges modulares System mit umfassenden Dienstleistungen und IT-Lösungen zur Optimierung aller erfolgsrelevanten Geschäftsprozesse geschaffen. Es bringt effiziente Mitarbeiterführung und Lohnkostenoptimierung zusammen und bietet damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Tourismusunternehmen jeder Größe. Auf unser Konto gehen auch zwei gewonnene VwGH-Entscheidungen im Bereich unserer optimierten Lohn- und Gehaltsverrechnung: Die erste Entscheidung, die sich mit der Steuerfreiheit der Überstundenzuschläge befaßte, ermöglicht nun allen touristischen Unternehmen bzw. deren Mitarbeitern, die lohnsteuerlichen Vorteile für Überstundenleistungen an Sonntagen zu nutzen. Die zweite Entscheidung erkannte die Rechtswidrigkeit der Saisonverlängerung im Zusatzkollektivvertrag für das Gastgewerbe.

Zum Erfolg von Hermann Semlitsch

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein harmonisches Miteinander - sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Meines Erachtens spielt auch das Privatleben eine große Rolle, um beruflich erfolgreich zu sein. Materieller Erfolg ist zwar auch wichtig, doch an erster Stelle stehen für mich meine persönliche Zufriedenheit und die Zufriedenheit meiner Mitarbeiter.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mir darüber noch kaum Gedanken gemacht, doch ich denke schon, daß ich mich als erfolgreich bezeichnen kann. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein guter Umgang mit Menschen, mein großes persönliches Engagement und meine Begeisterungsfähigkeit zeichnen mich aus. Ich lege großes Durchsetzungsvermögen an den Tag - wenn ich mir ein Ziel setze, dann verfolge ich es konsequent. Ein wesentlicher Faktor sind meine guten Branchenkenntnisse und meine Erfahrungen, da ich selbst jahrelang in der Gastronomie tätig war. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe ein großes Vorbild aus dem Sport, Thomas Muster. Er hat nie aufgegeben und alles aus eigener Kraft erreicht. Sonst bin ich aber ein Mensch, der sich nicht an anderen orientiert. Ich setze meine eigene Kraft und Energie ein, um meine Visionen zu erreichen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre viel Anerkennung, sowohl von meinen Mitarbeitern als auch von meinen Kunden. Das ist für mich sehr wichtig. Die zwei gewonnenen VwGH-Entscheidungen stellen auch eine gewisse Anerkennung für mich dar.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gute Mitarbeiter sind für den Erfolg eines Unternehmens unabdingbar. Mir ist wichtig, daß meine Mitarbeiter jeden Tag gerne zur Arbeit kommen, weshalb ich großen Wert auf ein gutes Betriebsklima lege. Ich stelle die Kommunikation in den Vordergrund und habe auch für private Sorgen ein offenes Ohr. Auch übertrage ich meinen Mitarbeitern einen eigenständigen Arbeitsbereich, was der Motivation sehr förderlich ist. Ich weiß, daß ich mich auf meine Mitarbeiter verlassen kann.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir erarbeiten zielführende Mitarbeiterorganisationskonzepte und erstellen Programme für ein modernes Produktivitätsmanagement und Controlling. Unsere innovativen Konzepte sind eine wesentliche Stärke des Unternehmens. Das Grundprinzip lautet, alles so einfach wie möglich zu machen - jedoch niemals zu einfach. Wir nützen alle Möglichkeiten aus, die uns das Recht gibt, weshalb wir wahrscheinlich bei Steuerberatern und Sozialversicherungen nicht sehr beliebt sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt keine strikte Trennung dieser beiden Bereiche, auch weil meine Partnerin mit mir im Unternehmen arbeitet. Dadurch sind geschäftliche Dinge auch privat ein Thema. Aber wir versuchen uns einen Tag pro Woche freizuhalten. Etwas mehr Zeit für unsere Hobbys wäre vielleicht wünschenswert.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, mich mit 50 Jahren aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.
Ihr Lebensmotto?
Man darf sich nie damit zufrieden geben, zufrieden zu sein.