Zur Karriere von Philipp Patzel

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich besuchte das Lycée Francais de Vienne und legte dort im Juni 2000 die Matura und das französische Baccalauréat ab. Nach dem Präsenzdienst absolvierte ich ein achtsemestriges betriebswirtschaftliches Studium an den Fachhochschulstudiengängen für Tourismusmanagement Modul, das ich im Juni 2005 mit dem Magister-Titel erfolgreich abschloß. Ich spezialisierte mich auf den Bereich Erlebnismarketing und schrieb darüber auch meine Diplomarbeit. Während des Studiums absolvierte ich diverse Praktika, um später mit möglichst viel Arbeitserfahrung in Tourismus und Hotellerie einsteigen zu können. So war ich Food and Beverage Trainee im Mandarin Oriental in Genf, Restaurant- und Barchef im Hotel Burg Hospental in der Schweiz sowie Management Trainee im Mandarin Oriental in Manila. Dann suchte ich eine Stelle in Wien, wo ich auch direkt neben dem Studium arbeiten konnte. Per Stellenausschreibung an der Fachhochschule suchte die Hollmann Beletage einen Rezeptionisten und Assistenten des Geschäftsführers. Besitzer Robert Hollmann ist selbst Absolvent der dreijährigen Hotelfachschule Modul, wir verstanden uns sehr gut, und ich erhielt den Job. So begann ich im November 2003 als Front Office Manager und erlebte die Eröffnung des Hotels Beletage mit - damals mit neun Zimmern und fünf Mitarbeitern. Meine Aufgabenbereiche erweiterten sich um Personalagenden und Controlling, und es war daher naheliegend, nach Abschluß des Studiums in der Hollmann Beletage als Hotel Manager zu beginnen. Hier bin ich nun zweiter Geschäftsführer und leite das Hotel Hollmann Beletage und das Restaurant Hollmann Salon. Besitzer Robert Hollmann ist im Hauptberuf Schauspieler und hält sich aus dem operativen Geschäft heraus. Er bringt aber viele Ideen ein, die unser Team mit Leben füllt und umsetzt. Im Jahr 2005 wurde das Hotel um weitere sieben Zimmer und einen Spa-Bereich erweitert. Kurz darauf wurde ein Nebenlokal im Heiligenkreuzerhof frei, das wir aufgrund der Einzigartigkeit der Location sofort übernahmen, ohne noch konkrete Pläne dafür zu haben. Bald war aber klar, daß hier das kulinarische Pendant zur Beletage entstehen soll, also quasi die Wohnküche. Dieser Hollmann Salon versteht sich aber nicht als Hotel-Restaurant, sondern als eigenständiges Lokal mit dem Schwerpunkt auf Wiener Küche. Dazwischen arbeiteten wir an neuen Projekten wie dem Hollmann Bellevue, dem ersten alpinen Design-Feriendorf, das wir auf der Turracher Höhe geplant haben. Dieses Dorf sollte zehn Chalets, ein Appartementhaus, ein Badehaus mit Pool, Dampfbad, Whirlpool und Sauna, einen Bio-Greißler und vieles mehr bieten. Auch ein Investor wurde gefunden, inzwischen haben wir aber das gesamte Projekt weiterverkauft. Im Gegensatz zum Beletage hätten wir es dort nämlich mit der Ferienhotellerie zu tun, was doch einige unkalkulierbare Risiken birgt.

Zum Erfolg von Philipp Patzel

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ähnlich wie ein Mosaik ein Gesamtbild, das sich aus vielen kleinen Steinchen und Facetten zusammensetzt. Das kann der monetäre Aspekt sein, ein Sicherheitsgefühl, Familienglück, Selbstverwirklichung und vieles mehr - diese Mischung macht dann den Erfolg aus. Man wird nie nur mit finanziellem Anreiz alleine zum Erfolg kommen. Von Erfolg kann ich erst sprechen, wenn beide Lebensbereiche, Beruf und Privatleben, zufrieden und harmonisch verlaufen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin noch relativ jung und habe doch schon einiges erreicht. Ich freue mich auf neue Herausforderungen und nehme sie auch mit einem gesunden Maß an Selbstbewußtsein an.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich halte meine Augen offen und bewahre mir einen gewissen Abstand zu den Dingen. Ab und zu betrachte ich meine Arbeit, die Projekte, die gesamte Entwicklung aus einer bestimmten Entfernung. Daraus entstehen dann kleine Kurskorrekturen, aber auch neue Ideen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter stammt von den Philippinen und war dort ebenfalls erfolgreich in der Tourismusbranche tätig. Von ihr habe ich diese asiatische Gelassenheit und innere Ruhe. Stark geprägt wurde ich sicher durch meinen Vater, der für mich so eine Art Lebenskünstler ist. Durch seine positive Einstellung brachte er mir bei, daß im Leben alles möglich ist. Im Beruf selbst ist Robert Hollmann eine wichtige Persönlichkeit, er beeinflußte mich Richtung Kreativität. Ich gehe mit offenen Augen durch das Leben und sammle Ideen auch in ganz anderen Branchen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Das Beletage vermittelt das Erlebnis Wohnen. Daher bezeichnen wir uns auch nicht als klassisches Hotel, sondern als Luxuswohngemeinschaft auf Zeit. Die Zimmer werden in unterschiedlichen Größen angeboten und sind sehr wohnlich - zum Beispiel mit Kamin - eingerichtet. Wir sind aber keines dieser Designer-Hotels, wo über lauter Gestaltung und Design die Behaglichkeit, die Wohnlichkeit vergessen wird. Diese Wohnlichkeit setzt sich im Hollmann Salon fort, wo wir auch mit kleinen Stilbrüchen und einer raffinierten Mischung aus Alt und Modern eine behagliche Atmosphäre schaffen. Das gesamte Unternehmen ist sehr dynamisch und flexibel und kann sich äußerst rasch an unterschiedliche Situationen anpassen. Mittlerweile setzen wir selbst schon die Trends, die von anderen nachgeahmt werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich halte eine gewisse Trennung von Beruf und Privatleben für wichtig, um abschalten und Kraft tanken zu können. Es gab auch die Möglichkeit und Überlegung, meine Lebensgefährtin im Betrieb aufzunehmen, doch entschieden wir uns aus genau diesen Gründen dagegen. Wir hätten sonst auch zu Hause vorwiegend über das Geschäft gesprochen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Ratschlag an junge Abgänger einer Fachhochschule lautet: Sucht euch eine Position in einem kleinen, innovativen Betrieb und lernt zunächst alle Aspekte der Firma und der Branche kennen. Mit diesem Rüstzeug ist es einfacher, später in einem großen Konzern Fuß zu fassen - falls man das will.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein langfristiges Ziel ist es, mich selbständig zu machen. Ich habe diesbezüglich auch schon Gespräche mit Robert Hollmann über mögliche Optionen geführt, auch mein Vater ist gerade auf dem Weg in die Selbständigkeit.
Ihr Lebensmotto?
Erst mit dem Abstand kommt die Nähe.

Differenzierung über Erlebnismarketing, 2005, FH für Tourismusmanagement Modul, Wien (Diplomarbeit)