Zur Karriere von Ursula Radziewinska

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich schloß noch während der Zeit des Kommunismus einen AHS-ähnlichen Schultyp in Polen ab. Da ich keinen Studienplatz ergattern konnte, entschloß ich mich, als Aupair-Mädchen für ein Jahr nach Deutschland zu gehen. Fremdsprachen interessierten mich schon als Kind. Ich erlernte die deutsche Sprache und begann die Studien Tourismus und Betriebswirtschaftslehre an einer deutschen Universität. Nebenher verdiente ich mir mein Brot als Werkstudentin, soweit es mir als Ausländerin ohne Arbeitsgenehmigung möglich war. Ich war hauptsächlich in Büros und im Gastgewerbe tätig. Als meine Mutter verstarb, mußte ich nach Polen zurück. Ich lernte auf der Reise eine Managerin der Hypobank kennen, die zu einem Einsatz in die Niederlassung nach Warschau reiste, und es war ein glücklicher Zufall, daß ich in dieser Bank im Sommer arbeiten konnte. Die Zusammenarbeit mit der Hypobank Warschau dauerte schließlich ein halbes Jahr. Ich lernte in dieser Zeit meinen Mann, einen Wiener Biochemiker, kennen, der aber wieder zurück nach Wien übersiedelte. Ich studierte kurze Zeit in Polen weiter, zog jedoch später auch nach Wien. Im Jahr 2000 suchte ich eine Arbeitsstelle in Wien und bekam prompt einige spannende Angebote. Ich nahm eine Stelle als Consultant bei Raiffeisen an, die mit Reiseaktivitäten in viele Länder verbunden war. Als mein Mann an Krebs erkrankte und in der Folge verstarb, entschied ich mich nach einem Jahr der Arbeitslosigkeit, die ich zu Vorbereitungszwecken nutzte, für die berufliche Selbständigkeit. Seit Dezember 2006 führe ich das Wellness-Unternehmen Oceanum im dritten Wiener Bezirk. Es ist dies die einzige Salzgrotte Wiens. In dieser Heilgrotte, die ich bauen ließ, wurden auf einer Fläche von 38 Quadratmetern etwa 14 Tonnen Salz eingebracht. Die Salzgrotte bietet bis zu 15 Personen bei klimatisierter Raumluft von 20 Grad einen angenehmen Aufenthalt. Das einzigartige Mikroklima in der Grotte - der große Anteil von Natriumchlorid wirkt antiallergisch und pilzhemmend - steigert geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und hat bei folgenden Befindlichkeiten positive Auswirkungen: Asthma, Allergien, Bronchitis, Hauterkrankungen, Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems, Herz-Kreislaufstörungen und vieles mehr.

Zum Erfolg von Ursula Radziewinska

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich mit einem gewissen Grad an persönlicher Freiheit in meinen Entscheidungen. Was ich mache, verantworte ich vor mir selbst, und meine Arbeit bereitet mir großen Spaß.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe noch viel vor, bin lange nicht dort, wo ich hinkommen möchte und werde meinen Hang zum Perfektionismus weiter ausleben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich berücksichtige Situationen und beziehe alle Gegebenheiten in alltägliche Entscheidungen mit ein. Es gelingt mir immer wieder, auch unangenehme Dinge rasch zu erledigen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich recherchiere gerne im Internet, wo ich immer wieder jene Information finde, die ich brauche, so wurde ich zum Beispiel rasch zum Thema Unternehmensgründung fündig. Ich frage andere Menschen, wo ich wen anrufen kann, um fehlende Informationen einzuholen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Grundsätzlich glaube ich das nicht. Dennoch erfuhr ich, daß Konzerne nicht auf Frauen eingestellt sind - der Arbeitsausfall von Frauen aufgrund einer möglichen Schwangerschaft wird überall befürchtet. Natürlich gibt es auch familienfreundliche Firmen, aber das nur vereinzelt. Als Selbständige ist für eine Frau viel mehr möglich. Beim Bau meiner Grotte hatte ich mit Arbeitern zu tun. Sie trauten mir als Frau nicht viel zu, aber ich freue mich schon auf den Bau einer weiteren Grotte, wo ich dann von meinen Erfahrungen profitieren kann.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern waren Führungspersönlichkeiten. Ich war als Kind schon der „kleine Direktor“ der Bibliothek und habe gerne gehandelt oder Monopoly gespielt. Mit Geld umzugehen lernte ich früh - kein Wunder, daß ich in der Selbständigkeit gelandet bin.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Auf Entspannungsliegen kann man sich bei beruhigender Musik, angenehmer Beleuchtung und im Ambiente einer Meeresgrotte 45 Minuten lang entspannen, gesunde Luft und Energie tanken. Nicht nur für Erwachsene, auch für Kinder bieten wir täglich um 15 Uhr Sitzungen an, für unsere kleinen Gäste gibt es einen Koffer voll Spielzeug. Die Grotte kann außerdem von Gruppen gemietet werden. Der Aufenthalt in der Grotte verringert Streß, vertieft die Atmung und erhöht das Konzentrationsvermögen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt schon einen privaten und eine beruflichen Bereich für mich, auch wenn ich mit Freunden in meiner Freizeit sehr viel über meine Salzgrotte spreche.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der Schritt in die Selbständigkeit will exakt geplant sein. Erst herausfinden, was man wirklich möchte und Erfahrung zu sammeln, erachte ich als sehr wichtig. Man muß seine Sache auch gut verkaufen können. Die Ausbildung ist nicht das wichtigste Element, um sich selbständig gut etablieren zu können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte insgesamt noch zwei bis vier Salzgrotten bauen, auch im Ausland. Derzeit arbeite ich an einem Konzept, das sich im Laufe der Zeit nach Auswertung meiner Erfahrungswerte konkret entwickeln wird.