Zur Karriere von Stephan Klein

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Wir kommen beide ursprünglich aus der Werbung. Unsere Wege kreuzten sich erstmals im Jahr 1997 in Wien. Beate legte 1992 die Matura in Bregenz ab, ging zunächst für ein Jahr nach Paris, um ihr Französisch zu perfektionieren. Zurück in Österreich, begann sie an der TU Wien mit dem Architekturstudium, entschied sich aber nach zwei Semestern für eine Ausbildung an der Werbeakademie Wien, die sie 1996 erfolgreich abschloß. Gleich darauf startete sie mit einem Praktikum bei der renommierten Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann. Aus dem Praktikum wurde eine feste Anstellung als Junior-Texter bzw. später als Texter. Stephan arbeitete in dieser Agentur als Creative Director und Mitglied der Geschäftsleitung. Er kommt aus Deutschland, hatte dort Theaterwissenschaft und Kommunikationswissenschaften studiert und war danach für große Werbeagenturen als Texter, CD und Geschäftsführer tätig. 1999 beriet er als Freelancer Agenturen und Unternehmen; Beate wollte ihre beruflichen Erfahrungen erweitern und ging nach New York, wo sie ein 4-monatiges Praktikum bei der Werbefilmproduktion Todays Feature absolvierte. Anfang 2000 packten Beate und Stephan spontan eine Reisetasche, setzen sich in ihren alten Mini Cooper und fuhren nach Berlin. Beate fand sehr schnell eine interessante Stelle bei Scholz & Friends, wo sie als Texterin in weiterer Folge auch mit einigen tollen Kreativpreisen - darunter der Bronzene Löwe des Werbefilmfestivals Cannes - ausgezeichnet wurde. Scholz & Friends ist ein internationales Agentur-Netzwerk, und um auch andere Büros kennenzulernen, war Beate unter anderem auch drei Monate bei Scholz&Friends London. Stephan war zu dieser Zeit als Geschäftsführer Kreation bei der damals weltweiten Top 10 Kreativagentur Elephant Seven tätig. Ende 2003 erhielten beide, unabhängig voneinander, das Angebot, in zwei verschiedenen Agenturen in Barcelona zu arbeiten. Obwohl wir uns in Berlin und in unserem Job sehr wohl fühlten, war die Herausforderung und Verlockung, nach Spanien zu gehen, zu groß, und wir nahmen an. Beate arbeitete bei Bates International, einer Agentur, die sehr auf internationale Kunden ausgerichtet war, und entwickelte sich dort immer mehr in Richtung Gesamtkonzeption für Kampagnen. Eine sehr spannende Aufgabe, besonders wegen des Umfelds bunt gemischter Teams aus aller Herren Länder. Die entscheidende Wende kam mit dem gemeinsamen Wunsch, Kinder zu bekommen. 2004 kam unser Sohn Lennard in Barcelona zur Welt. Stephan hatte in seiner Agentur, einer Niederlassung von Elephant Seven in Barcelona, wahnsinnig viel gearbeitet, und nach 20 Jahren in der Werbebranche machten sich gewisse Müdigkeitserscheinungen bemerkbar. Daher beschlossen wir ein Jahr gemeinsame Babypause einzulegen. Während dieser Zeit wurde uns immer bewußter, in welchem inzestuösen Mikrokosmos wir gelebt hatten und wie sehr in diesen Jahren das „wirkliche Leben“ an uns vorbei gegangen war. Also überlegten wir, wie es für uns weitergehen könnte. Stephan hatte Angebote für attraktive neue Jobs, wodurch aber Beate in die Rolle der alleinerziehenden Mutter gedrängt worden wäre. Und das wollten wir beide nicht. Unser Ziel war, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Wir phantasierten in alle möglichen Richtungen herum und kamen schließlich auf etwas sehr Naheliegendes: Als junge Eltern waren wir selbst immer auf der Suche nach Kinderkleidung und Accessoires, die ein wenig ausgefallen und etwas Besonderes sind. In vielen Städten wie New York, Amsterdam und Berlin hatten wir solche Geschäfte gesehen, und wir überlegten, etwas ähnliches in Barcelona aufzuziehen. Langsam entstand ein Konzept. Wir begannen Ideen zu sammeln, im Internet zu recherchieren und einschlägige Messen in ganz Europa zu besuchen. 2005 wurde Beate zum zweiten Mal schwanger, und je dicker der Bauch wurde, desto größer wurde auch das Bauchweh hinsichtlich der Frage, ob wir tatsächlich in Barcelona bleiben wollten. Die Mentalität der Katalanen? Kein stabiler sozialer und familiärer Background in diesem Land? Trotzdem? Wir hatten bereits ein Geschäftslokal gefunden und Ware bestellt; gleichzeitig gab es immer mehr Schwierigkeiten mit den spanischen Behörden. Die Situation wurde von Tag zu Tag abstruser. Irgendwann schlug Stephan vor: warum nicht in Wien? Da Beate insgeheim auch schon mit diesem Gedanken gespielt hatte, flogen wir über die Weihnachtsfeiertage nach Wien und trafen dann sehr schnell die endgültige Entscheidung. Im April 2006 übersiedelten wir nach Wien, am 19. Mai kam dort unser zweiter Sohn Benno zur Welt. Stephan suchte inzwischen nach einem geeigneten Geschäftslokal, und im Juni fand er durch Zufall im 7. Bezirk ein vormaliges Teppichgeschäft, das zu vergeben war und genau unseren Vorstellungen entsprach. Wir renovierten und adaptierten das Lokal mit massiver „hands-on“ Unterstützung unserer beiden Familien, und im Oktober 2006 eröffneten wir Herr und Frau Klein.

Zum Erfolg von Stephan Klein

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, gemeinsam ein Ziel zu definieren und es auf einem Weg zu erreichen, der einem auch Spaß macht. Wichtig dabei ist der persönliche Ansatz. Herr und Frau Klein ist die Umsetzung einer Idee, mit der wir uns hundertprozentig identifizieren und die so nahe an unserer Persönlichkeit liegt wie noch nie zuvor in unserem Berufsleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Warum? Weil wir wirtschaftlich in sehr kurzer Zeit weit über das selbst gesteckte Ziel hinausgeschossen sind, aber vor allem, und das ist unser Turbo: wir bekommen mit unserem Geschäft ein super persönliches und phantastisches Feedback für unsere Geschäftsidee, das wir uns in der optimistischsten Planung nie erhofft hatten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein sehr persönliches Konzept zur richtigen Zeit am richtigen Platz und zwei Menschen, die es kompromißlos und mit allem Risiko umsetzen. Beate ist eine brillante Konzeptionistin und hemmungslos offen gegenüber allen Leuten - Kommunikation mit unterschiedlichen Menschen und Charakteren macht ihr riesigen Spaß. Das kann sie jetzt wesentlich besser umsetzen als früher in der Werbung. Außerdem ist sie grenzenlos optimistisch und wagemutig; Stephan ist da passernderweise ein wenig überlegter und bremst, wenn es sein muß. Auch er geht gern mit Menschen um, ist aber nicht unbedingt mit jedem Typ kompatibel. Stephans Stärke ist sein strategisches Denkvermögen. Kurz: Unsere persönlichen Talente ergänzen sich perfekt. Unsere berufliche Vergangenheit in der Werbung war sicher hilfreich, weil man dort lernt, sich mit unterschiedlichen Branchen zu beschäftigen, Informationen zu verarbeiten und daraus ein Konzept zu entwickeln. Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Wir treffen Entscheidungen gemeinsam. Sollten wir uns definitiv nicht einig werden, kann jeder seinen persönlichen Joker ziehen und allein entscheiden, wir schauen, was dabei herauskommt; und meistens ist es die richtige Entscheidung. Warum? Weil es einfach besser ist, seinem Bauchgefühl zu folgen, als ein Thema bis zum Konsens zu Tode zu diskutieren, denn dabei geht die persönliche Intuition verloren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Vor allem als wir geheiratet haben. Und später beschlossen haben, beruflich ein gemeinsames Projekt zu starten. Wir haben im Laufe unseres Berufslebens viele verschiedene Orte, unterschiedliche Firmen und Jobs kennengelernt. Wir waren immer für Neues offen und boten daher dem Glück stets eine möglichst große Angriffsfläche. Unsere gut bezahlten Jobs in der Werbung aufzugeben und in einer gänzlich anderen Branche neu durchzustarten, war riskant, aber im Endeffekt genau das Richtige. Viele Menschen haben gute Ideen, setzen sie aber nicht in die Tat um. Wir haben uns getraut - natürlich nicht ins Blaue hinein, sondern nach zwei Jahren professioneller Vorbereitung.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Sortiment ist auf kleine Kinder und ihre Eltern ausgerichtet und unglaublich vielseitig, hat aber ein verbindendes Element: Alles ist sehr persönlich ausgewählt, schön und modern. Ebenso wichtig: wir haben eine sehr persönliche Haltung. Unser Ziel 100 Prozent Style mit 100 Prozent Fair Trade und 100 Bio ist nicht ganz erreicht, aber auf einem sehr guten Weg. Wir können immerhin schon jetzt für die saubere Herkunft nahezu jedes Stückes die Hand ins Feuer legen. Die Zielgruppe läßt sich als moderne Großstadteltern definieren. Eine unserer großen Stärken ist Authentizität - und zwar keine gespielte oder als Marketinginstrument eingesetzte Authentizität. Wir suchen alle Waren subjektiv nach unserem Geschmack aus. Produkte, bei denen die praktische Nutzung eine wesentliche Rolle spielt, probieren wir vorher in der Familie aus, ehe sie ins Sortiment genommen werden. Mit unserem Geschäft füllen wir in Österreich eine Marktlücke, wir bedienen einen riesigen Bedarf, der bis jetzt noch von niemandem erkannt wurde.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wie wahrscheinlich alle Selbständigen nicht ganz einfach. Unser Wochenende findet am Sonntag und Montag statt, wenn der Laden geschlossen ist und da genießen wir die gemeinsame Zeit ganz intensiv mit unseren Kindern. Wir sehen aber unseren Beruf nicht als Arbeit an, die wir machen müssen. Das Geschäft macht uns wahnsinnig viel Spaß, und wir beschäftigen uns eigentlich immer und überall damit.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn du in eine neue Branche einsteigst, dann auf möglichst hohem Niveau und orientiere dich immer an den Besten - nur so lernst du, wie es wirklich geht, sonst wirst du möglicherweise verdorben. Suche immer nach dem besten Job und mach ihn mit Herzblut. Aber nur solange, wie du dich darin wohl fühlst, du dich entwickeln kannst und deine Person und Leistung respektiert werden. Irgendwann wird es dann Zeit, etwas eigenes zu tun.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Moment sind wir die klassischen Existenzgründer - eine junge Familie mit zwei Kindern, die im Geschäft alles selbst macht. Daher ist der nächste Schritt, Mitarbeiter zu finden, die uns von Routinearbeiten, die nicht wertschöpfend oder strategisch wichtig sind, entlasten. Das übergeordnete Ziel ist es, mit Herr und Frau Klein eine Marke zu schaffen und auszubauen. Wir planen, den Einstieg in e-commerce und sind in Vorbereitung einer eigenen Wäschemarke für Kinder. Trotz dieser ehrgeizigen Ziele darf aber unser persönliches Spaßniveau nicht darunter leiden.
Ihr Lebensmotto?
Für Beate ist es Dem Glück eine breite Angriffsfläche bieten; Stephans Motto ist bei Erich Kästner geliehen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!.

Herr Klein: Zahlreiche Konzeptionen für Werbekampagnen, Kinderbuchgestaltung für den Carlsen Verlag, Frau Klein: Zahlreiche Konzeptionen für Werbekampagnen.