Zur Karriere von Inge Wolleitner-Schnürer

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich bin gebürtige Wienerin, aber in Salzburg und Oberösterreich aufgewachsen. Nach der Matura in Linz absolvierte ich das Studium der Biologie (Nebenfach Physik) für das Lehramt an der Universität Wien. Nach meiner Heirat wurde ich Mutter von vier Kindern und unterrichtete von 1970 bis 1988 Biologie und Physik, bevor ich mich mit meinem Hobby, der Schmuckerzeugung, selbständig machte. Bei meinem Vater, Prof. Walter Schnürer, einem hervorragenden Techniker der Goldschmiedekunst, konnte ich handwerkliches Können und technisches Wissen als Grundlagen meiner Arbeit erwerben. 1989 begann ich mit meiner Kurstätigkeit und dem Verkauf erster eigener Arbeiten bei Ausstellungen, auf Kunsthandwerksmärkten in Österreich und Deutschland, sowie ab Werkstatt. Von 2001 bis 2004 war ich im Ausstellungs- und Verkaufsraum Inside (im 1. Wiener Bezirk) ständig vertreten. 2004 erfolgte die Anerkennung meiner individuellen Befähigung als Gold- und Silberschmiedin. Ausgehend von der Punztechnik, bei der Ornamente die Metalloberfläche gliedern, kam ich durch das Spiel mit neuen Techniken zu einer immer großzügigeren freien Gestaltung meiner Werkstücke. Auch heute noch wechseln bei mir Phasen strenger Symmetrie und Zeiten, da die Formen aus dem Metall zu wachsen scheinen. Meine Materialien sind Kupfer, Messing, Silber und Gold. Diese Metalle kombiniere ich häufig, mit Email und Stein setze ich Akzente. Wenn ich das Bedürfnis nach mehr Farbe habe, emailliere ich auch großflächig. Meine Schmuckstücke entwerfe ich selbst und verwirkliche diese Ideen in Handarbeit als Einzelstücke, sie werden nicht durch Gießen, Fräsen oder ähnliche Techniken vervielfältigt. Wenn es ein Modell zwei- oder dreimal gibt, ist jedes Stück einzeln Schritt für Schritt nochmals genauso sorgfältig gefertigt wie das erste (was natürlich zu kleinen Unterschieden - gewollt oder ungewollt - führen kann). Ob traditionell-ornamental oder phantasievoll frei gestaltet - jedes Schmuckstück ist ein Unikat und trägt mein Zeichen. Seit Juni 2007 führe ich ein kleines Verkaufslokal gemeinsam mit Künstlern, die ich von Kunstmärkten und Ausstellungen kenne. Ich bin Obfrau des Vereins Kunst + Handwerk vom Künstler (ehemals Kunsthof Heiligenkreuzerhof), der in Wien 1. Am Hof einen Advent- und einen Ostermarkt und in Wien 7. am Spittelberg Sommermärkte veranstaltet.

Zum Erfolg von Inge Wolleitner-Schnürer

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich nicht mit materiellen Größen, sondern mit der Verwirklichung meiner persönlichen Zielvorstellungen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition betrachte ich mich als erfolgreich. Ich fühle mich in meiner Haut wohl, auch wenn ich keine Reichtümer angehäuft habe, und blicke auf viele befriedigende Jahre im Beruf und in der Vereinsarbeit zurück.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß mich Zielstrebigkeit und Standhaftigkeit auszeichnen. Auch scheue ich mich nicht, Risiken einzugehen. Wenn ich mir ein Ziel gesteckt habe, so verfolge ich es mit Ausdauer und nehme auch an „Nebenfronten“ Abstriche in Kauf, um es zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Grundsätzlich handle ich spontan. Bei komplexeren Themen nehme ich mir aber bewußt Zeit für eine Lösung und lasse Ideen, die nach und nach hinzukommen, bei der Lösungsfindung mitwirken. Bevor ich eine Entscheidung treffe, horche ich zunächst in mich hinein und spreche dann mit anderen Personen über das Thema, um deren Sichtweise zu erfahren.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Als Obfrau des Vereines Kunsthof Heiligenkreuzerhof kam es nicht auf mein Geschlecht an, sondern allein auf die Tatsache, dass ich imstande bin, zu organisieren, sowie Künstler zu ermutigen und zu bestärken. Ich bin Risiken eingegangen, die dem Vereinswohl dienten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war allem Neuen gegenüber sehr aufgeschlossen und experimentierte ständig mit innovativen Techniken. Gleichzeitig versuchte er aber auch, alte Handwerkstechniken zu dokumentieren und zu erhalten. Mit dieser Haltung prägte er mein Selbstwertgefühl positiv und lebte mir Offenheit vor. Auch ich bin seit meiner Kindheit sehr neugierig. Für junge Menschen ist es sehr wichtig, daß ihnen ihr Umfeld dabei hilft, Selbstvertrauen aufzubauen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine gute Ausbildung erachte ich als wichtige Basis, doch darüber hinaus sind auch Offenheit und Flexibilität vonnöten. Leider herrscht in Österreich ein extremes Sicherheitsdenken im privaten und beruflichen Bereich. Diese Risikoscheuheit bremst oft die persönliche Weiterentwicklung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Was meine Vereinstätigkeit betrifft, so ist es mein Ziel, das von mir Geschaffene zu erhalten und die Vereinsaktivitäten gut an die nächste Generation zu übergeben. Weiters möchte ich meine persönlichen Erfahrungen in der Gold- und Silberschmiede ausbauen. Ich denke nicht an das Aufhören und wünsche mir für meine freischaffende Arbeit noch viele gute Jahre.