Zur Karriere von Heidi Kopatz

Was war wesentlich für Ihren Werdegang? Ich wuchs in ländlicher Umgebung in Nord-Hessen auf und machte wider aller andersgerichteter Ratschläge eine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann (bis 1978). Anschließend begann ich als Büroangestellte am Frankfurter Flughafen (auch noch heute beschäftigt), lernte dort alle Abteilungen und Tochterunternehmen kennen und arbeitete mich aus eigenem Antrieb nach oben. 1980 machte ich das Sekretärinnen-Diplom und war mit 30 Jahren Deutschlands jüngste Managerin. Meine Funktion war damals in der WWBC (Worldwide Business Center) der internationale Aufbau und die Beratung von World-Trade Centern (u.a. auch das WTC am Wiener Flughafen). Zuletzt war ich Marketingleiterin für VIPs am Frankfurter Flughafen. Dazwischen machte ich mich 1984 mit meinem ersten Mann, den ich 1988 heiratete, mit einem Getränkehandel selbständig. 1995 lernte ich Herrn Huber kennen und kam so in die Gastronomie. Ich ließ mich am Flughafen beurlauben und übernahm die Verwaltung und Geschäftsführung seines Betriebes. Der Walfisch war immer verpachtet, nachdem jedoch der Vormieter heuer in Konkurs ging, nahmen wir das Objekt zurück und nun führe ich den Betrieb. Über die Wintersperre 1999/2000 wird das Lokal komplett umgebaut und im März 2000 neu eröffnet. Wir setzen ein völlig neues, zeitgerechtes Konzept in Richtung Erlebnisgastronomie ein.

Zum Erfolg von Heidi Kopatz

Was ist für Sie persönlich Erfolg? Erfolg ist das Erreichen gesetzter Ziel.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich habe ohne Studium oder finanzielle Unterstützung in jungen Jahren viel erreicht. Ich habe mir alles selbst angeeignet und aufgebaut. Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied.Werden Sie von Ihrem Umfeld als erfolgreich gesehen? Von meiner Familie und von Freunden sicher. Je erfolgreicher man wird, umso weniger Freunde hat man, da Neid und Mißgunst vorrangig werden. Je besser es jemandem geht, umso neidvoller wird er angesehen, deshalb gehe ich auch mit dem Wort Freunde vorsichtig um. Ich habe eher viele Bekannte.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Meine selbstbewußte Art und Ausstrahlung, Zielstrebigkeit, Energie und Engagement. Schulbildung finde ich nicht ganz so wichtig, denn ab einem gewissen Level fragt kein Mensch nach Zeugnissen. Sicher gehört auch eine Portion Glück dazu, aber vollenden muß man den Erfolg mich Zielstrebigkeit und Energie. Werde ich gefordert, beweise ich, daß ich meine Aufgaben erfüllen kann. Ich ärgerte mich über die Penetranz, mit der mir gesagt wurde, daß ich aufgrund mangelnder Ausbildung keine Chancen auf einen Bürojob hätte. Da dachte ich mir, jetzt aber erst recht!Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Ich wußte schon als Kind, daß ich eine starke Persönlichkeit bin und mir ein Bürojob liegen würde, wollte aber niemals in einem Großraumbüro arbeiten. Schon mit 16 Jahren war mir Unabhängigkeit extrem wichtig.Welche Stellung nimmt die Familie ein? Das Umfeld ist wichtig, denn für Erfolg benötigt man auch Ruhe und Ausgeglichenheit, die man nur zu Hause erhält.Welche Rolle spielen Mitarbeiter? Jeder Chef ist nur so gut wie seine Mitarbeiter. Ich muß Teamgeist und Energie auf meine Mitarbeiter übertragen können.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Ich muß beim ersten Eindruck spüren, daß Bewerber etwas erreichen und verändern wollen. Wichtig ist das Gespräch, nicht die Zeugnisse, denn Papier ist geduldig. Meinen Mitarbeitern gegenüber bin ich immer loyal. Ich blockiere niemanden und, wenn jemand keine Karrierechancen bei uns hat, empfehle ich einen Jobwechsel. Als Chefin bin ich hart, aber herzlich. Ein Mitarbeiter muß hinter der Firma, der Sache und dem Chef stehen und dann genügt oft ein einfaches Lob, um die Kollegen zu motivieren.
Kennen Sie Niederlagen?
Ich bin ein sogenanntes Stehaufmännchen. Niederlagen analysiere ich und lerne aus ihnen.Woraus schöpfen Sie Kraft? Die liegt dem Menschen in der Natur.Welche Ziele möchten Sie noch realisieren? Ich bin ein spontaner Mensch. Zuerst möchte ich den Walfisch auf Vordermann bringen und dann gehe ich an mein nächstes Ziel. Ich habe aber keine großen Ziele und meine Aufgabe hier ist interessanter als der Posten eines Generaldirektors einer Großbank. Natürlich muß man gesund sein, damit man beruflich einiges leisten kann. Ein Traum ist es, meine Memoiren zu schreiben, was ich sicherlich machen werde. Bisher fehlt mir jedoch die nötige Zeit dafür. Mein bewegtes Leben und den Weg von ganz unten nach oben möchte ich gern anderen Menschen mitteilen.Woher erhalten Sie Anerkennung? Von der Familie, von Kunden oder Vorgesetzten. Ohne Anerkennung, die ich aber nicht nur finanziell spüren muß, verliere ich schnell die Freude.Leben Sie nach einem Motto? Viel lachen, selbst über eine Niederlage sollte man lachen können.Wie lautet
Ihr Erfolgsrezept?
Das gibt es nicht, ich glaube nicht an Erfolgsrezepte.
Haben Sie Vorbilder?
Hatte ich auch niemals. Es gibt Menschen, die ich bewundere und achte, ich wollte aber immer die Heidi Kopatz bleiben!Welchen Ratschlag möchten Sie gern weitergeben? Zuerst sollte man sich Ziele setzen, denn erst dann kann man etwas erreichen. 80 Prozent der Menschen wissen gar nicht, was sie beruflich machen wollen. Das Wissen um ein Ziel und eine gesunde Besessenheit ist Grundlage für den Erfolg.